Alles sieht in den Social Media so blumig aus

Ihr kennt es aus Social Media – alles sieht immer so toll aus. Alle sind happy, ständig im Urlaub, reisen um die Welt, arbeiten vom Strand aus (anstatt im grauen Büro zu sein), essen nur leckere Sachen und tragen die tollsten neuen Klamotten! Ja das ist seit einigen Jahren Gang und Gebe und wir lassen uns stark beeinflussen. Selbst wenn wir behaupten, wir tun es nicht – irgendwie ertappen wir uns dann doch dabei. Und sind es nur die verführerische Gedanken daran. Auch aus diesem Grund, weil eben so viele Menschen drauf anspringen, gibt es das Berufsbild “Influencer”.

Doch was löst es in einem tatsächlich aus? Vor allem, wenn es gerade nicht so gut läuft. Einige Beispiele:

  • Ich bin grad verletzt! Aber gefühlt macht jeder, wirklich jeder um mich herum gerade Sport!
  • Ich bin grad schlecht drauf! Da bin ich wohl der Einzige, dem es so auf diesem Planeten geht!
  • Ich bin alleine! Alle außen herum sind so glücklich!

Wir sollten definitiv Social Media nicht als Maßstab nehmen. Ich selbst halte mich ständig in diesen Medien auf, ich poste regelmäßig Dinge und versuche so authentisch wie möglich zu bleiben.  

Doch bei der Auswahl der Fotos wählt man unterbewusst und automatisch immer die heraus, die meiner Meinung nach am besten rüberkommen und die Menschen ansprechen. Ich gaukele zwar nichts vor – da ich tatsächlich gerade Laufen bin und es um mich herum so aussieht, wie auf den Fotos. Doch nehm ich die, wo der Lichteinfall schöner ist, mein Gesichtsausdruck sympathischer ankommt. Ich picke schlichtweg aus den Fotos die Rosinen heraus!

Selbst wenn eine Trainingseinheit richtig mies war, es mir elendig währenddessen oder danach geht, finde ich mindestens ein Foto, wo ich mir noch ein Lächeln rausquäle.

Das sind Automatismen in unserem Hirn – immer gut und positiv anzukommen und sich genau von solchen visuellen Anreizen triggern lassen.

Ich bin mir auch bewusst, dass nicht jede/r meine Texte vollständig durchliest und somit mein Befinden grad mitbekommt. Sondern? “Ah Timo ist in den Bergen – dem geht’s gut.”, “Der hats gut!” “Denen geht’s gut dort. Sind nur am Laufen, ständig in den Bergen, sitzen auf ner Alm und Essen usw.”

Solche Kommentare bekomme ich zumindest oft zugeschickt 😉 Oder an den Kopf geschmissen 🙂

Doch es ist definitiv nicht so easy und so toll, wie es immer alles auszusehen scheint.  

  • JA, uns / mir geht’s prima in der neuen Heimat.  
  • JA, wir sind häufig in den Bergen laufen – durch den Ort als Trailläufer find ich auch nicht so prickelnd 🙂 
  • JA, wir sind oft an der frischen Luft, auch mit unserer Tochter.  

Doch, ist es tagtäglich aeine Riesenherausforderung.  

DENN, wir sind hier auf UNS gestellt. Wir haben nicht Oma und Opa hier. Meine Schwiegereltern wohnen 500km weg und meine Eltern sind leider nicht mehr am Leben. 

Familie und Verwandtschaft sind in unserer alten Heimat. Freunde sind in ganz Deutschland verteilt. Und hier bauen wir uns erst unser soziales Umfeld auf. 

Natürlich müssen wir beide Arbeiten (40h + 30h) und dies in den Einklang des Rhythmus einer 2,5 jährigen bringen.  

Einen Trainingsplan der sechs Einheiten pro Woche vorsieht und natürlich ist auch Julia sportlich sehr aktiv. Was auch gut so ist. Und nicht nur, dass wir beide Sport machen wollen, wir wollen auch viel Zeit als Familie verbringen.  

Zwischendurch teste ich noch Trailrunning-Artikel und auch hier kenn ich die Kommentare: “Ach der Timo hats gut, der hat immer die neuesten Schuhe” Ja und nein – ja ich habe öfters ein paar neue Schuhe und darf sie auch behalten. Nein, es ist nicht einfach nur ein Foto machen und loslaufen . Sondern ausgiebig diese Artikel testen (zu diversen Witterungsbedingungen), recherchieren, Notizen machen, alles fotografisch festhalten und final darüber einen Bericht schreiben. Das nimmt vor allem eins in Anspruch – Zeit!

Und das meine Frau und ich alleine mal was machen ist seit Valeska in unser Leben gekommen ist eine Seltenheit. Ja, das wussten wir als wir Eltern wurden 😉 Keine Sorge. Und wir genießen jede Sekunde mit unserer Maus. Doch um wirklich mal etwas als Paar zu unternehmen, können wir nur die Vormittage Urlaub nehmen, während sie in der Krippe ist. Das ist die einzige Option, Stand jetzt.

Kino? Waren wir 2019 das letzte Mal. Zu zweit essen gehen … nope. Maximal Essen abholen und wenn Valeska schläft das in Ruhe essen. Aber dann oft auch schon lauwarm oder kalt 🙂 Zusammen laufen gehen? Das haben wir öfters mal hinbekommen, wenn wir beide Homeoffice machen und es zur gleichen Zeit hinbekommen, Mittagspause zu machen. Oder mal eine Folge einer lustigen Serie anschauen, bevor die eine Hälfte direkt einschläft 😉

Eins möchte ich klarstellen: ich will keine Minute dieses Lebens missen. Es ist stressig, anspruchsvoll, aber auch wunderschön. Uns geht’s gut. Wir wohnen in einer wunderschönen Gegend und haben unendlich viele Freizeitmöglichkeiten. Aber wir müssen in vielen Bereichen Abstriche machen. Trotzdem geht es uns richtig gut, wenn man immer wieder mitbekommt was auf der Welt so passiert, oder welche Schicksalsschläge manche Familien so erleben!

Soziale Kontakte pflegen? Das fällt mir zur Zeit schon echt schwer … einfach mal mit Kumpels bißchen schreiben. Mal telefonieren. Oder wenn ich in der alten Heimat bin, treffen? Wie komplex das knappe Zeitfenster und das dazugehörige Timemanagement ist, habe ich leider schon das ein oder andere mal mitbekommen und einige Leute vor den Kopf gestoßen! Sorry! Daher verzeiht mir auch, wenn ich mich nicht so regelmäßig melde! Ich kann nicht mal erklären, wieso das so ist. Oft ist ein Tag rum, eine Woche und ich dachte mir nur: ups ich wollte mich doch da oder da melden.

Test: Saucony Endorphin Elite

Saucony hat zu seinem 125-jährigen Bestehen etwas Großes angekündigt. Die Endorphin Laufschuhreihe soll erweitert werden. Inzwischen ist sie bekannt für Läufe mit hohen Ansprüchen. Ob Pro, Shift, Speed oder im Trailbereich der Edge. Für jedes Einsatzgebiet ist ein Schuh vertreten. Doch um was wird diese nun noch ergänzt? Vor mir liegt ein giftgrüner Schuh mit dem zurückhaltenden Beinamen ELITE 😉

Saucony kündigt ihn an mit „Setze deine Grenzen neu damit brichst du jeden deiner Rekorde“. 

Und ich kann schon einiges vorwegnehmen. Damit übertreiben sie nicht. 

Der Schuh wurde mir vom Hersteller zwei Wochen vor Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Auch an dieser Stelle noch einmal vielen Dank!

Ich muss gestehen, ich hatte in der Vergangenheit noch nicht viel mit Carbon zu tun. Für was auch? Ich bin ein Trailläufer, ich liebe es, die Natur 100%ig zu spüren und zu genießen. Auch wenn sich inzwischen Carbon oder TPE Platten immer mehr sich im Trailbereich breit machen. Ich hatte letztes Jahr bereits den Endorphin Edge von Saucony im Test. Ein toller Schuh für Trails, doch diesen Aha-Effekt von dem bei Carbon gesprochen wurde, konnte ich nachhaltig so nicht spüren. Aber schaut gerne noch mal in den Testbericht dazu. 

Auf der Straße ist dies nun Premiere und ich konnte vor Neugierde gar nicht abwarten, diesen Schuh endlich zu testen. Bedeutet aber auch, ich habe keinen Vergleich. Daher eines vorweg: dieser Test stellt meine Sicht auf den Schuh dar!

DATEN

Hier die Fakten und Daten vom Hersteller (https://www.saucony.com/DE/de_DE/endorphin-elite/54180M.html): 

Dieser Schuh ist vegan und enthält recyceltes Material. Wie hoch dieser Anteil ist, konnte ich bisher nicht herausfinden. 

Der Schuh ist ein Neutralschuh, Kategorie Racer / Wettkampfschuh.

Die Sprengung: 8 mm (39.5 mm Ferse / 31.5 mm Zehenbereich) – somit etwas höher (5mm) als beim vorherigen Spitzenmodell, dem Endorphin Pro 3. Und das Referenzgewicht für Herren liegt bei 204 g. Aber schauen wir uns dies doch mit eigenen Augen an.

REINSCHLÜPFEN / PASSFORM / ERSTER EINDRUCK

Als ich die Schuhe das erste Mal in der Hand hatte, dachte ich echt einfach nur WOW. Ein Stück Hightech in meiner Hand. Wir reden hier nicht mehr nur von einem Laufschuh, mit tollem Schaum für gute Dämpfung. Sondern ein getunter Formel 1 Bolide – der anscheinend einige Tests im Windkanal hinter sich hatte! 😉

Für die, die nicht wissen wie Saucony ausgesprochen wird 😉

Der Schuh fühlt sich im ersten Moment wie eine Socke an. Gefühlt wiegt er auch gar nicht viel mehr. Ich zog ihn an und spürte im ersten Moment kaum, dass ich einen Schuh anhatte. Doch was passierte dann? Der Schuh pushte mich nach vorne. Ich hüpfte förmlich durch die Wohnung. Und ganz ehrlich: so schnell bin ich noch nie bei der Kaffeemaschine gewesen 😉 Kleiner Spaß, dass war schon ein sehr spezielles erstes Erlebnis.

Der Schuh wiegt in meiner Größe 46,5 gerade einmal 243g. Für die Schuhgröße ein sehr guter Wert. Zum Vergleich, der neue Kinvara 14 wiegt in gleicher Größe 227g – hat aber auch keine Carbonplatte verbaut. 

Das Obermaterial ist sehr luftig und zweckmäßig. Es kombiniert Strick- und Mesh-Materialien. Er hält den Fuß gut im Schuh, aber hat auch keinen sinnlosen Schnickschnack. Eher im Gegenteil. Links und rechts nur ein Band angebracht, welches sich wie ein Tapeband um den Schuh vollständig, und somit auch dem Fuß, wickelt. Dies soll für einen straffen Halt sorgen. Dadurch gibt es auch große Löcher an den Seiten, die für eine gute Belüftung sorgen sollen. Jedoch nicht nur diese, sondern auch die Zunge im Schuh ist mit kleinen Löchern versehen. Die Füße sollten sich also nicht mangels an Luft beschweren dürfen. 

Für den Halt an der Ferse ist ein sockenähnliches Konstrukt eingebaut und für den Komfort der Ferse / Achillessehne ein kleines gepolstertes Kissen in der Fersenkappe. Ein Aufreiben der Ferse soll damit ebenfalls verhindert werden. 

Die Zehenbox bietet ausreichend Platz, auch für breitere Füße. Trotzdem sitzt der Fuß (wie bei allen Saucony Modellen bei mir) einfach gut und eng. Aus meiner Betrachtungsweise ist die Passform sehr angenehm für ein Wettkampfschuh. 

Die Innensohle ist verklebt. Sie lässt sich NICHT herausnehmen! Der Schuh soll, um seine Stärken voll auszuspielen, genau die verbauten Komponenten verwenden. 

Die Außensohle – sie wirkt sehr mächtig. 8mm Sprengung, aber in dieser Sohlenkonstruktion steckt auch die ganze Technologie. Zum einen den PWRRUN HG (HG steht für „Holy Grail“) Superschaum, für die Energierückgewinnung. Gefolgt von der Carbonplatte – deren Zehenfederung für eine erhöhte Schrittfrequenz sorgen soll (siehe meinen obigen Ersteinddruck, genau das tut es), inklusive eines geschlitzten Vorfußbereichs für ein adaptiveres Laufgefühl. Und nicht zuletzt eine zweite PWRRUN HG Superschaum Schicht.

Kommen wir zu meinem ersten Eindruck bei einem Lauf. Phänomenal. Ich hatte Montags gemäß meines Trainingsplan frei, da ich bereits am Vortag einen 210min Trail Longrun hinter mir hatte. Natürlich mit vielen Höhenmetern. Die Beine waren müde und es hatte schon seinen Grund eine Pause einzulegen. Doch in der Mittagspause war der Himmel herrlich blau, die Sonne schien und ich platzte vor Neugierde. Daher musste ich in die Schuhe und lief an die Inn runter. Dort habe ich geteerte Straße, flach und ich lief mit meinen schweren Beinen los. Die ersten zwei Kilometer musste ich erst einmal den Rhythmus finden. Die Beine waren schneller, als ich atmen konnte. Das war ein total verrücktes Gefühl, wie sie mich nach vorne trieben. Ich bin bewusst nur 5km gelaufen – 2,5km, drehen und wieder heim. Ich konnte nicht Vollgas laufen. Hohes Tempo, aber eben nicht all out. Und als ich meine Uhr stoppte, konnte ich es nicht glauben. In diesem Zustand einfach eine neue PB hingelegt. Das war echt verrückt und gleichzeitig beängstigend.

FÜR WEN GEEIGNET / EINSATZBEREICH

Es ist ein Wettkampfschuh für sehr ambitionierte Läufer. Und es ist ein reiner Wettkampfschuh. Es muss daher einem bewusst sein, für was man diesen Schuh einsetzt. 

Für den Normalo unter uns (dazu zähle ich mich definitiv auch) ist dieser Schuh in der Regel nichts. 

Optimal um Segmente zu knacken und neue Bestzeiten aufzustellen. Aber man sollte ein geübter Läufer sein. Und wirklich flott sein. Nur zur Verdeutlichung, nagelt mich nicht an den Zeiten fest. Aber unter einer Pace von 4:15min/km macht dieser Schuh erst Sinn. Wenn wir ehrlich sind, sogar eher unter der 4er Marke. 

Es gibt genügend Beispiele, das Carbonschuhe zu Problemen im Bereich rund um die Achillessehne führen kann. Daher seid euch dies immer stets bewusst. Er zwingt euch im Vorfußbereich zu laufen. Das merkt man sofort, wenn man unterbewusst auf der Ferse aufkommt. Da will der Schuh nicht landen und das lässt er den Fuß auch spüren. Das fühlt sich unrund an. 

FAZIT

Dieser Schuh ist eine Rakete. Das Versprechen von Saucony kann gehalten werden. Er treibt euch zu Rekorden, neuen Bestzeiten und macht euch schneller. Und er macht Spaß. Sogar mir als Trailläufer. Ob auf 5, 10, 15, 21 oder 42km – dieser Schuh ist verrückt und die Carbon Technologie wettbewerbsverzerrend 😉 Ich kann verstehen, dass alle Profis nur noch mit diesen Schuhen laufen (bzw. laufen müssen), da für diese sonst echt ein Nachteil in der Spitze entstehen würde. Was jedoch schon auffällig ist, dass sich so ziemlich jeder Läufer – egal welchen Alters, welcher Leistungsklasse mit solchen Schuhen ausstattet. Als ich im Dezember bei einem Vorsilvesterlauf am Start war, war ich auf den ersten Blick nach unten gefühlt der einzige Teilnehmer ohne Carbon an den Füßen. 

Ob dies, bei der bekannten kürzeren Haltbarkeit von Carbonschuhen, dem Preis von 300 Euro es einem wert ist, muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden. 

Ich kann definitiv für mich sagen: hätte ich diesen Schuh für diesen Test nicht erhalten, hätte ich nie – trotz meiner Erfahrungen bei den Wettkämpfen – mir solch einen Schuh angeschafft. 

Da ist man – als Hobbyläufer meiner Meinung nach mit dem Kinvara, Endorphin Shift oder dem Endorphin Speed besser beraten. Wenn ich das Einsatzgebiet und das Preis-Leistungsverhältnis gegenüber stelle.