Test: Saucony Kinvara 14

Alljährlich im Frühjahr bringt Saucony Updates seiner Klassiker heraus. So auch einer meiner absoluten Lieblinge – dem Kinvara. Dieser Schuh begleitet mich schon seit so vielen Jahren und ich konnte dieses Update kaum abwarten. Damals bin ich durch Zufall und Neugierde (und den guten Erfahrungen mit dem Guide 9) auf den Kinvara 7 gestoßen. Ich suchte einen leichten und schnellen Laufschuh. Und dieser Schuh hatte eine angenehme Paßform, inklusive breitere Zehenbox, war leicht und ich konnte damit meine schnelle Einheiten absolvieren. Er hat mich auch sehr lange begleitet, bis er letztendlich das Zeitliche segnen musste. Da war es natürlich klar, dass ich mir wieder einen Kinvara besorge und so kam dann der Kinvara 10 und später der Kinvara 12 ins Haus. Letzteres ist noch im Einsatz – daher habe ich eine sehr gute Möglichkeit diesen mit der aktuellsten Version zu vergleichen. 

Umso mehr hat es mich gefreut, dass mir der Hersteller nun vorab den Saucony Kinvara 14 zur Verfügung gestellt hat. Dies wird jedoch keinen Einfluß auf meine in diesem Bericht widerspiegelnde Meinung haben.

Das Release Datum war diese Woche, am 07. März, jedoch folgen zum 15. März 2023 weitere Farben. 

Wenn ich so über die Historie dieses Schuhs gehe, hat sich einiges getan. Natürlich – der Schuh ist immer noch ein neutraler Wettkampfschuh, der sich auch top fürs Training eignet und ja, er ist immer noch ultraleicht. Aber sonst? Gibt es doch einige Unterschiede, daher lasst uns doch direkt einen ersten Blick drauf werfen.  

DATEN

Fangen wir wie immer mit den Fakten und Daten vom Hersteller

Dieser Schuh enthält, wie inzwischen alle Modelle bei Saucony, recyceltes Material. Aber wie bereits beim Endorphin Elite liegen keine Informationen vor, wie hoch dieser Anteil ist. 

Der Schuh ist ein Neutralschuh und die Sprengung liegt bei 4 mm (31 mm Ferse / 27 mm Zehenbereich). Wie bereits Saucony schreibt, ist er federleicht, welches auch das Referenzgewicht widerspiegelt. Bei Herren liegt das Gewicht bei gerade mal 200 g. 

Oder wie Saucony es zusammenfasst „flexible, fast and fun“ 😉

REINSCHLÜPFEN / PASSFORM / ERSTER EINDRUCK

Saucony hat inzwischen alle Schuhkartons in dem neuen Design mit der Aussprache von Saucony – SOCK-A-KNEE angepasst. Und so häufig, wie ich alleine diesen Schriftzug in meinen Artikeln und Posts verwende, sollte wirklich jegliche Zweifel verflogen sein, wie der Herstellername der Amerikaner nun ausgesprochen wird. 

Beim Öffnen der Box springt ein neongelber Schuh entgegen. Und als ich in den Händen halte, ist es einfach nur bemerkenswert wie leicht ein Schuh sein kann. Der Schuh wiegt in meiner Größe 46,5 gerade einmal 227g. Wahnsinn! Im Gegensatz zum Kinvara 12 noch einmal an Gewicht gespart (der wog eine halbe Nummer kleiner 236g) und im Vergleich zum Endorphin Elite, der 243g auf die Waage bringt – und an dem bereits kaum was dran war  – ebenfalls um 16g geschlagen! 

Was sofort auffällt, ist das netzartige Obermaterial. Dies sorgt zum einen für das leichte Gewicht, zum anderen für eine gute Belüftung an den heißen Sommertagen oder eben bei sehr flotten und fordernden Läufen. Ein minimalistischer Zehenschutz rundet die Oberseite vorne ab. 

Unter dem Netz wurde eine Art Sockenkonstruktion eingenäht. Dadurch hat man einen angenehmen, aber auch gut-sitzenden Halt im Schuh.

Der Bereich um die Ferse und den Knöcheln ist weich und angenehm gestaltet. Hier hat sich im Vergleich zum 12er Modell (alles etwas steifer) einiges getan. 

Ich bin gespannt, wie lange die Schlaufen der Schnürung halten. Im Prinzip ist jede Schlaufe lediglich ein angenähter Faden. Passt zum Gesamtdesign 😉

Der bekannte Saucony PWRRUN Schaum ist in der Mittelsohle verbaut und soll den/die Läufer:in nach vorne pushen. Die Dämpfung wurde laut Hersteller verstärkt, aber soll gleichzeitig ein weicheres Laufgefühl bieten. Zudem die Außensohle in einer neu gestaltete Rocker-Form (gebogene Sohlenform) für sanftere und schnellere Bewegungen. 

Am Fuß trägt sich der Schuh sehr angenehm. Natürlich dank das Gewichts, aber auch durch die tolle Passform. Nichts drückt. Nichts reibt. Nichts engt ein. Der Fuß, als auch die Zehen haben ausreichend Platz. Dazu muss ich erwähnen, dass ich einen Knick-Senk-Spreizfuß (Plattfuß) habe – sprich mein Fuß ist etwas breiter und ich hatte in der Vergangenheit mit so manchen Modellen Problemen. Bei Saucony, wenn ich zurückdenke, jedoch noch nie.   

Der Schuh hat sowohl am Mittelfuß als auch an der Ferse einen tollen Halt. Kein Rutschen. Es bilden sich keine Falten im Obermaterial Er sitzt einfach. 

Hier bedarf es gar nicht mehr Worte. Wenig Schuh, der genau das macht, was von einem Laufschuh erwartet werden darf. Ein sicherer Halt in Kombination mit Bequemlichkeit. 

Kommen wir zu meinem ersten Laufeindruck. Ich bin ihn nun mehrmals in verschiedenen Distanzen und einer Pace-Range von 3:45 bis 5:30min/km gelaufen und auf ihn ist Verlass. 

Die Eigenschaften von oben bestätigen sich beim Laufen. Angenehm zu tragen, ein Hauch von nichts am Fuß und er performt. Es macht vom ersten Kilometer an Spaß. Ob bei Sonnenschein oder starkem Gegenwind (auch wenn es da etwas frisch an den Füßen wird – Belüftung funktioniert definitiv, kann ich somit bestätigen) – der Schuh will schnell gelaufen werden. Aber fühlt sich auch in den gemütlicheren Asphalteinheiten wohl. 

Und das Schönste für einen Läufer – er hat das direkte Laufgefühl. Man spürt den Untergrund und kann die Laufrunde richtig fühlen und genießen! 

FÜR WEN GEEIGNET / EINSATZZWECK

Der Kinvara war vom Einsatzgebiet immer ein schneller Racer, ein verlässlicher Schuh für den Halbmarathon und den Marathon. Aber auch fürs tägliche Training. Sieht sich selbst aber lieber bei den schnelleren Einheiten oder Intervallen. Kurz: ein Lightweight Allrounder. 

Ich würde diesen Schuhen allen Neutralläufern unter 85kg empfehlen, die einen Wettkampfschuh, bzw. einen Schuh für die schnellen Trainingseinheiten suchen. 

Bei anderen Marken würde ich ihn am ehesten mit dem Brooks Hyperion Tempo oder dem HokaOneOne Mach vergleichen. 

Wer etwas mehr Stabilität und Komfort braucht, greift zum Saucony Tempus oder dem Saucony Endorphin Shift von Saucony.

FAZIT

Erfrischend. Nicht nur die Farbe macht Lust auf Frühling und Sommer. Nein erfrischend daher, dass es ein Schuh ohne Schnickschnack ist. Ohne die super weiche Außensohle, ohne die Megadämpfung, ohne Carbon, ohne TPE Platte – einfach ein Laufschuh.

Ein Schuh, der meiner Meinung nach, in keinem Schuhschrank fehlen sollte und mit dem nichts falsch gemacht werden kann. Der Schuh kann gemütlich, aber er will schnell und das kann er. Definitiv. 

Ob ich bei dem nächsten 10er oder Halbmarathon auf den Endorphin Elite oder den Kinvara 14 zurückgreife, werden wir sehen 😉 Die Entscheidung wird mir sicherlich nicht leicht fallen. 

Test: Saucony Endorphin Elite

Saucony hat zu seinem 125-jährigen Bestehen etwas Großes angekündigt. Die Endorphin Laufschuhreihe soll erweitert werden. Inzwischen ist sie bekannt für Läufe mit hohen Ansprüchen. Ob Pro, Shift, Speed oder im Trailbereich der Edge. Für jedes Einsatzgebiet ist ein Schuh vertreten. Doch um was wird diese nun noch ergänzt? Vor mir liegt ein giftgrüner Schuh mit dem zurückhaltenden Beinamen ELITE 😉

Saucony kündigt ihn an mit „Setze deine Grenzen neu damit brichst du jeden deiner Rekorde“. 

Und ich kann schon einiges vorwegnehmen. Damit übertreiben sie nicht. 

Der Schuh wurde mir vom Hersteller zwei Wochen vor Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Auch an dieser Stelle noch einmal vielen Dank!

Ich muss gestehen, ich hatte in der Vergangenheit noch nicht viel mit Carbon zu tun. Für was auch? Ich bin ein Trailläufer, ich liebe es, die Natur 100%ig zu spüren und zu genießen. Auch wenn sich inzwischen Carbon oder TPE Platten immer mehr sich im Trailbereich breit machen. Ich hatte letztes Jahr bereits den Endorphin Edge von Saucony im Test. Ein toller Schuh für Trails, doch diesen Aha-Effekt von dem bei Carbon gesprochen wurde, konnte ich nachhaltig so nicht spüren. Aber schaut gerne noch mal in den Testbericht dazu. 

Auf der Straße ist dies nun Premiere und ich konnte vor Neugierde gar nicht abwarten, diesen Schuh endlich zu testen. Bedeutet aber auch, ich habe keinen Vergleich. Daher eines vorweg: dieser Test stellt meine Sicht auf den Schuh dar!

DATEN

Hier die Fakten und Daten vom Hersteller (https://www.saucony.com/DE/de_DE/endorphin-elite/54180M.html): 

Dieser Schuh ist vegan und enthält recyceltes Material. Wie hoch dieser Anteil ist, konnte ich bisher nicht herausfinden. 

Der Schuh ist ein Neutralschuh, Kategorie Racer / Wettkampfschuh.

Die Sprengung: 8 mm (39.5 mm Ferse / 31.5 mm Zehenbereich) – somit etwas höher (5mm) als beim vorherigen Spitzenmodell, dem Endorphin Pro 3. Und das Referenzgewicht für Herren liegt bei 204 g. Aber schauen wir uns dies doch mit eigenen Augen an.

REINSCHLÜPFEN / PASSFORM / ERSTER EINDRUCK

Als ich die Schuhe das erste Mal in der Hand hatte, dachte ich echt einfach nur WOW. Ein Stück Hightech in meiner Hand. Wir reden hier nicht mehr nur von einem Laufschuh, mit tollem Schaum für gute Dämpfung. Sondern ein getunter Formel 1 Bolide – der anscheinend einige Tests im Windkanal hinter sich hatte! 😉

Für die, die nicht wissen wie Saucony ausgesprochen wird 😉

Der Schuh fühlt sich im ersten Moment wie eine Socke an. Gefühlt wiegt er auch gar nicht viel mehr. Ich zog ihn an und spürte im ersten Moment kaum, dass ich einen Schuh anhatte. Doch was passierte dann? Der Schuh pushte mich nach vorne. Ich hüpfte förmlich durch die Wohnung. Und ganz ehrlich: so schnell bin ich noch nie bei der Kaffeemaschine gewesen 😉 Kleiner Spaß, dass war schon ein sehr spezielles erstes Erlebnis.

Der Schuh wiegt in meiner Größe 46,5 gerade einmal 243g. Für die Schuhgröße ein sehr guter Wert. Zum Vergleich, der neue Kinvara 14 wiegt in gleicher Größe 227g – hat aber auch keine Carbonplatte verbaut. 

Das Obermaterial ist sehr luftig und zweckmäßig. Es kombiniert Strick- und Mesh-Materialien. Er hält den Fuß gut im Schuh, aber hat auch keinen sinnlosen Schnickschnack. Eher im Gegenteil. Links und rechts nur ein Band angebracht, welches sich wie ein Tapeband um den Schuh vollständig, und somit auch dem Fuß, wickelt. Dies soll für einen straffen Halt sorgen. Dadurch gibt es auch große Löcher an den Seiten, die für eine gute Belüftung sorgen sollen. Jedoch nicht nur diese, sondern auch die Zunge im Schuh ist mit kleinen Löchern versehen. Die Füße sollten sich also nicht mangels an Luft beschweren dürfen. 

Für den Halt an der Ferse ist ein sockenähnliches Konstrukt eingebaut und für den Komfort der Ferse / Achillessehne ein kleines gepolstertes Kissen in der Fersenkappe. Ein Aufreiben der Ferse soll damit ebenfalls verhindert werden. 

Die Zehenbox bietet ausreichend Platz, auch für breitere Füße. Trotzdem sitzt der Fuß (wie bei allen Saucony Modellen bei mir) einfach gut und eng. Aus meiner Betrachtungsweise ist die Passform sehr angenehm für ein Wettkampfschuh. 

Die Innensohle ist verklebt. Sie lässt sich NICHT herausnehmen! Der Schuh soll, um seine Stärken voll auszuspielen, genau die verbauten Komponenten verwenden. 

Die Außensohle – sie wirkt sehr mächtig. 8mm Sprengung, aber in dieser Sohlenkonstruktion steckt auch die ganze Technologie. Zum einen den PWRRUN HG (HG steht für „Holy Grail“) Superschaum, für die Energierückgewinnung. Gefolgt von der Carbonplatte – deren Zehenfederung für eine erhöhte Schrittfrequenz sorgen soll (siehe meinen obigen Ersteinddruck, genau das tut es), inklusive eines geschlitzten Vorfußbereichs für ein adaptiveres Laufgefühl. Und nicht zuletzt eine zweite PWRRUN HG Superschaum Schicht.

Kommen wir zu meinem ersten Eindruck bei einem Lauf. Phänomenal. Ich hatte Montags gemäß meines Trainingsplan frei, da ich bereits am Vortag einen 210min Trail Longrun hinter mir hatte. Natürlich mit vielen Höhenmetern. Die Beine waren müde und es hatte schon seinen Grund eine Pause einzulegen. Doch in der Mittagspause war der Himmel herrlich blau, die Sonne schien und ich platzte vor Neugierde. Daher musste ich in die Schuhe und lief an die Inn runter. Dort habe ich geteerte Straße, flach und ich lief mit meinen schweren Beinen los. Die ersten zwei Kilometer musste ich erst einmal den Rhythmus finden. Die Beine waren schneller, als ich atmen konnte. Das war ein total verrücktes Gefühl, wie sie mich nach vorne trieben. Ich bin bewusst nur 5km gelaufen – 2,5km, drehen und wieder heim. Ich konnte nicht Vollgas laufen. Hohes Tempo, aber eben nicht all out. Und als ich meine Uhr stoppte, konnte ich es nicht glauben. In diesem Zustand einfach eine neue PB hingelegt. Das war echt verrückt und gleichzeitig beängstigend.

FÜR WEN GEEIGNET / EINSATZBEREICH

Es ist ein Wettkampfschuh für sehr ambitionierte Läufer. Und es ist ein reiner Wettkampfschuh. Es muss daher einem bewusst sein, für was man diesen Schuh einsetzt. 

Für den Normalo unter uns (dazu zähle ich mich definitiv auch) ist dieser Schuh in der Regel nichts. 

Optimal um Segmente zu knacken und neue Bestzeiten aufzustellen. Aber man sollte ein geübter Läufer sein. Und wirklich flott sein. Nur zur Verdeutlichung, nagelt mich nicht an den Zeiten fest. Aber unter einer Pace von 4:15min/km macht dieser Schuh erst Sinn. Wenn wir ehrlich sind, sogar eher unter der 4er Marke. 

Es gibt genügend Beispiele, das Carbonschuhe zu Problemen im Bereich rund um die Achillessehne führen kann. Daher seid euch dies immer stets bewusst. Er zwingt euch im Vorfußbereich zu laufen. Das merkt man sofort, wenn man unterbewusst auf der Ferse aufkommt. Da will der Schuh nicht landen und das lässt er den Fuß auch spüren. Das fühlt sich unrund an. 

FAZIT

Dieser Schuh ist eine Rakete. Das Versprechen von Saucony kann gehalten werden. Er treibt euch zu Rekorden, neuen Bestzeiten und macht euch schneller. Und er macht Spaß. Sogar mir als Trailläufer. Ob auf 5, 10, 15, 21 oder 42km – dieser Schuh ist verrückt und die Carbon Technologie wettbewerbsverzerrend 😉 Ich kann verstehen, dass alle Profis nur noch mit diesen Schuhen laufen (bzw. laufen müssen), da für diese sonst echt ein Nachteil in der Spitze entstehen würde. Was jedoch schon auffällig ist, dass sich so ziemlich jeder Läufer – egal welchen Alters, welcher Leistungsklasse mit solchen Schuhen ausstattet. Als ich im Dezember bei einem Vorsilvesterlauf am Start war, war ich auf den ersten Blick nach unten gefühlt der einzige Teilnehmer ohne Carbon an den Füßen. 

Ob dies, bei der bekannten kürzeren Haltbarkeit von Carbonschuhen, dem Preis von 300 Euro es einem wert ist, muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden. 

Ich kann definitiv für mich sagen: hätte ich diesen Schuh für diesen Test nicht erhalten, hätte ich nie – trotz meiner Erfahrungen bei den Wettkämpfen – mir solch einen Schuh angeschafft. 

Da ist man – als Hobbyläufer meiner Meinung nach mit dem Kinvara, Endorphin Shift oder dem Endorphin Speed besser beraten. Wenn ich das Einsatzgebiet und das Preis-Leistungsverhältnis gegenüber stelle.

Test: Saucony Tempus

Im Herbst kommt es nun auch mal vor, dass ich ab und an mal – auch wenn es mich gar nicht so sehr reizt – auf der Straße laufe. Für Grundlagenläufe ist es nicht die schlechteste Möglichkeit oder wenn es das Wetter einfach überhaupt nicht zulässt, hoch auf die Berge zu gehen und man nicht zufällig ein Laufband daheim herumstehen hat.

Letztendlich habe ich über all die Jahre meine Erfahrungen mit Straßenschuhen gemacht. Ich bin früher schließlich auch einige Halbmarathons und Marathons gelaufen. Und diese Herausforderungen habe ich immer mit einem Saucony Schuh angegangen und erfolgreich abgeschlossen. Nach vielen vielen Kilometer, bin ich bei schnellen Läufen immer am Kinvara hängengeblieben und nun? Steht ein Karton vor mir, in dem definitiv nicht der aktuelle Kinvara drin ist, sondern der brandneue Saucony TEMPUS. Ein Laufschuh im Sortiment des amerikanischen Herstellers, den es bis dato noch nicht gab.

Saucony sagt zu diesem Schuh „Der Schuh kombiniert die unglaubliche Superschaum-Federung, die dir gefehlt hat, mit dem adaptiven Führungssystem, das du brauchst – damit du dein Bestes geben kannst.“ Sprich, ein gut gefederter Stabilschuh, der enorm leicht ist. Im Prinzip ist dies eine optimierte Mischung aus meinem bisherigen Stabilschuh, dem Saucony Guide und dem leichten Wettkampfschuh, dem Kinvara (Anm.: das neueste Modell ist um gerade mal 60g leichter) . Interessante Mischung. Das macht mich so neugierig, dass ich gleich damit eine Runde drehen muss. Denn die Frage die sich hier stellt, kann diese Kombination funktionieren?

Das sagt der Hersteller (Quelle: https://www.saucony.com/DE/de_DE/tempus/):

  • Der durchgängige Kern aus ultraleichter PWRRUN PB Dämpfung sorgt für unglaubliche Federung und Energierückgewinnung.
  • Der konturierte PWRRUN Rahmen beginnt oberhalb der Zwischensohle, um deinen Fuß beim Aufsetzen zu stützen, und seine gekrümmte Form sowie der Bodenkontakt mit dem Vorderfuß garantieren ein schwungvolles Abstoßen.
  • Die stärker konturierte Zwischensohle lässt dich tiefer in das Fußbett einsinken und gewährleistet, dass sich der Schuh für ein unglaublich weiches und stützendes Tragegefühl von oben bis unten an deinen Fuß anschmiegt.
  • Dank ihrer unverkennbaren Geometrie bildet die Zwischensohle eine unterstützende Basis und bietet ein superweiches Laufgefühl von der Ferse bis zu den Zehen.
  • Die anpassbare Schnürung und der leichte Mittelfußsattel ermöglichen eine perfekte Passform.
  • Obermaterial: Leichtes, atmungsaktives Mesh.
  • Das FORMFIT Design berücksichtigt jeden Kontaktpunkt mit deinem Fuß und bietet weit mehr als eine Schnürung, um eine individuelle Passform und ein rundum hervorragendes Tragegefühl zu gewährleisten.
  • Robuste XT-900 Laufsohle.
  • Geringerer ökologischer Fußabdruck: In diesem Style wurden recycelte Obermaterialien verarbeitet.
  • Kategorie: Strukturierte Dämpfung
  • Sprengung: 8 mm (36,5 mm Ferse / 28,5 mm Zehenpartie)
  • Gewicht: Herren (252 g) -> 287g bei meiner Größe EU46
  • Unverbindliche Preisempfehlung: 190,00 Euro

Anmerkung: Die Schuhe wurden mir freundlicherweise vom Hersteller für diesen Test zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keine Auswirkung auf das Testergebnis.

Der Schuh sitzt gut und der Fuß hat ausreichend Platz. Man merkt sofort, wie leicht er am Fuß sitzt, kombiniert mit dem luftigen Obermaterial, aber trotzdem diese massige Dämpfung von unten. Ich lege direkt los und es macht direkt Spaß. Nichts drückt und zwickt, sondern ich gleite förmlich über meine altbekannten Heimstrecken. Der Schuh pusht einen nach vorne. Da es an diesem Tag sehr warm und trocken ist, machte ich einen spontanen Ausflug auf leichte Trails. Und auch hier fliege ich über die Wurzeln und fühle mich absolut sicher in diesem Schuh. Im hohen Tempo. Hätte er eine passende Trailsohle drunter, wäre das ein toller Trailwettkampfschuh 😉

Letztendlich entschied ich mich am Tegernseelauf für diesen Schuh, anstatt für den Kinvara. Es regnete in Strömen und ich wollte einfach nur diese Runde um den See beenden. Die ersten 5km waren schon sehr flott und ich fühlte mich gut und hielt das Tempo – mit dem Tempus – bis zum Schluss durch. Am Ende lief ich den Halbmarathon mit seinen knapp über 160 Höhenmeter (inkl. zweitweisem Gegenwind) – in 1:29h. Neue persönliche Bestzeit, die an diesem Tag aufgrund meiner Fitness nicht auf dem Programm stand. Ich hatte bei jeglichem nassen Untergrund (Straße, Holzbrücken, Kieselwege) immer sicheren Halt und der Schuh pushte mich nach vorne.

Was bleibt noch zu sagen? Schaut euch den Schuh mal an und überzeugt euch selber.

Fazit: Da hat Saucony einen rausgehauen. Ich bin bereits jahrelanger Fan vom Guide und dem Kinvara und nun kommt der perfekte Mix aus Beiden mit dem Tempus heraus. Ob für gemütliche Trainingsläufe, Intervalleinheiten oder schnelle Wettkämpfe (5km bis Marathon) – der Tempus ist ein treuer Begleiter. Wer einen gut gedämpften Stabilschuh benötigt und ihn parallel als Wettkampfschuh nutzen will, ist hier genau richtig! Das ist die perfekte Wahl für alle.

Die einzige Frage – wie lange kann man diesen Schuh genießen? Das werde ich erst nächstes Jahr beantworten können, wenn ich ordentlich Kilometer draufhabe, was er alles und wie lange mitmacht 😉

Frankfurt Marathon 2018

6 Wochen nach Berlin stand der 37. Mainova Frankfurt Marathon an … mein dritter und voraussichtlich (sehr wahrscheinlich) letzter Straßenmarathon! Die ganze Woche waren die Wetterprognosen bei 7-9 Grad und Dauerregen. Traumhaft! 😉

Ich fühlte mich die Woche recht gut, wäre ich Dienstags nicht beim ins Bett gehen an der Couch hängengeblieben und hätte mir meinen Fußnagel halb rausgerissen. Super … also am nächsten Tag Desinfektionsspray besorgt, Jod-Salbe in der Apotheke und das Ding brennt .. man man man. Gibt nix schlimmeres, als schmerzende Fußzehen beim Laufen! Dann lief die Nase wieder … aber das ignorierte ich gekonnt. Und Freitag? Hatte ich Probleme mit Magen-Darm … na toll! Die Aufregung kann es nicht sein, da ich tiefen entspannt war. Oder lag es wieder an meinem Carbo-Unloading / Loading Programm? 🙂 Keine Ahnung … 

Meine Vorbereitung für Frankfurt bestand eigentlich “nur” aus dem Berlin Marathon, den Bodensee-Halbmarathon, den Blaubeuren (20km) Trail, einigen Demolition Workouts & Functional Trainings und paar kurze gemütliche Läufe! Aber nichts mehr spezielles! Im Prinzip mehr gefaulenzt 🙂

Samstag:

Gut, samstags ging es mit Jana dann nach Frankfurt. Dort treffen wir dann meinen Bruder Kai und meinen Kumpel Max. Daher ab auf die Messe, Startunterlagen abholen, bißchen abhängen, Pasta essen und heim. Tja .. was passiert? Werden in den falschen Startblock gesteckt .. also zum Servicedesk, denen noch mal das schildern und mit einem Aufkleber wieder in Startwelle 1 und Startblock 3. Yeah! Danach ging es heim und auf die Workout Party von Jörg Oberle – aber nur als Zuschauer 🙂 Und dann hieß es – Ausrüstung zusammenlegen und Bettruhe!

Sonntag – Raceday:

Zeitumstellung war angenehm – eine Stunde länger schlafen, wenn ich nicht grad 3x wach geworden wäre in der Nacht :p Kurzes Frühstück, abduschen, Zeug anziehen und ab gehts. Wir sind nach Hanau gefahren und von dort mit dem Zug weiter. 

Die gute Nachricht war, es regnete nicht. Die schlechte? Es war frisch und sehr windig!

Egal – half alles nix. Wir hielten uns in den Vorräumen der Festhalle warm, hatten Spaß und waren entspannt. Max hatte leider Probleme mit dem Zug, den sahen wir erst im Ziel.

Irgendwann war 7 Minuten vor 10 – f*** – muss in den Startblock. Grad noch rechtzeitig angekommen, über die Absperrung gehüpft. Meinem Schatz Julia den Pullover hin geschmissen, letzte Motivation abgeholt und konzentriert. Es war wirklich frisch! Angeblich war ich im Startblock 3 – doch der war 10 Meter vor uns. Das merkte man daran, als um 10 Uhr dieser Block sich bewegte, meiner nicht! Super! Also mit zwei anderen Jungs durchgemogelt, nach vorne geschoben und direkt los gelaufen. Über die Matte und Vollgas … hatte ich eigentlich eine Taktik? Mein Ziel war es, Sub3:30 zu laufen. Meine Taktik? Chaotisch wie immer … 1:45h für die erste Hälfte, 1:44h für die zweite Hälfte. Macht 3:29h für einen Marathon und gemäß der Mathematik befinde ich mich damit unter 3:30h. So der Plan – zumindest in der Theorie … 

Rennbericht:

Hatte ich erwähnt, dass es echt windig ist? Nein … war es aber. Aber Wetter darf (fast nie) eine Ausrede sein. Ich bin heilfroh, dass es nicht regnete!

Die Masse vor mir, musste ich erst einmal wieder einholen. War schon komisch von hinten das Feld aufzuholen. Letztes Jahr war ich mittendrin, einen Block weiter hinten, ebenfalls ganz hinten. Und hatte am Ende eine Zeit von 03:48:22h auf der Uhr. In Berlin vor 6 Wochen stand dann schon eine Zeit von 03:32:02h zu Buche. Verrückt, was in einem Jahr so möglich ist!

Zurück zum Lauf. Wie erwähnt, war es seltsam, bei den “schnelleren, ambitionierteren” Läufern zu sein. Das ist doch eine andere Hausnummer. Aber ich fühlte mich im Rennen auf einmal wohl. Ich machte nach ein paar Kilometer die Musik an, suchte meine Rhythmus und lief meine Stiefel. Nach wenigen Kilometer kam uns die Spitzengruppe schon entgegen und dort auch der deutsche Spitzenläufer Arne Gabius. Wahnsinn – er ist genauso alt wie ich nur ein wenig schneller 🙂 Die Stimmung an der Strecke war gut und das Tempo hoch. Und wieder (wie letztes Jahr) drehte die Uhr durch die Hochhäuser und / oder den vielen GPS-Sendern durch und ich hatte angeblich ne Pace von 3:40min/km. Meine Uhr machte wieder einen Sprung von einen Kilometer. Somit konnte ich mich erneut nicht auf die Technik verlassen, da ich immer fast exakt einen Kilometer voraus war. Das einzige was noch stimmte, war vermutlich der Puls und natürlich die Zeit. Daher konnte ich nur an den 10, 20, 30km Marken mir meine Zeit umrechnen, um zu sehen wo ich stehe! Was ich jedoch die ganze Zeit merkte, ich bin viel zu schnell für einen 1:45er Halbmarathon! Aber es fühlte sich noch gut an, also warum nicht? Oder wird sich das hinten heraus rächen? Werden wir ja bald wissen … in 2-3 Stunden :p

An jeder Verpflegungsstation habe ich immer brav ein Wasser zu mir genommen. Musste jedoch recht früh eine Pinkelpause einlegen. Ich war grade an den 3:30h Pace Maker dran und musste links ins Gebüsch. Kostet locker mind. 45 Sekunden. Naja was soll man tun. Schmerzen beim Laufen sind auch nicht nett! Also wieder zurück ins Feld und wieder einsortieren. Und unterbewusst hab ich beschleunigt um wieder aufzuschließen. Doch was ist nun? Keine 7-8 km später, drückte es schon wieder. Irgendwas stimmt doch heute nicht … also wieder ein nettes Gebüsch in Frankfurt gesucht und erneut einen kleinen Boxenstopp genommen! Ich werde verrückt. Gut, lässt sich ja nicht ändern.

Also weiter gehts, wieder fast die 3:30h Pace Maker aus den Augen verloren. Ich weiß gar nicht genau, wann es war. Irgendwann zwischen 14-17km, traf ich auf der Gegenseite endlich meinen Kumpel Max. Er hat es doch rechtzeitig zum Start geschafft und war ebenfalls mit ner flotten Sohle unterwegs. Wahnsinn. Nun nur nicht nachlassen, sonst holt er mich bei seiner Premiere noch ein *grins* 

Bald kommt die Kilometer 20- und kurz darauf die Halbmarathon-Grenze. Das bedeutet zum einen es gibt Gels und zum anderen ich weiß wo ich im Rennen stehe. Nachdem ich das erste Geld bei km20 zu mir genommen habe, einschließlich Wasser und ner Banane ging es mit schnellen Schritten zur 21,1km-Marke und was sehe ich da – ich bin bei ca. 1:41h – das bedeutet gem. der mir gelehrten Mathematik, ich befinde mich 4 Minuten unter Plan. Ups. Doch viel zu schnell. Verdammt? Das kann doch bis Ende nicht gut gehen. Auf der zweiten Hälfte war ich bisher immer schneller. Werde ich das auch heute durchhalten? Oder passiert etwas mit meinen Muskeln? Ich will es mir ehrlich gesagt gar nicht ausmalen.

Die zweite Hälfte kann beginnen. Ich versuchte erst einmal zu beschleunigen. Das Ziel klar vor Augen. Was ich jedoch feststellte, dass die schnelleren Läufer total unentspannt sind und sich genauso dämlich anstellen wie überall. Wasser nehmen, stehen bleiben! Wasser nehmen, sich in den Weg stellen. Weg kreuzen – gut das ist mir auch einmal passiert. Aber ich habe echt die Schilder für die Verpflegungsstation nicht gesehen. Sorry noch mal … aber habe ja niemanden umgerannt! 🙂

So ging es mit Kilometer 25 weiter … und ich musste feststellen, meine neuen Ärmlinge sind echt top und waren ihr Geld wert! Guter Spontankauf 🙂 Aber …. ich musste zum dritten Mal austreten .. das hatte ich ja noch nie. Das hat mich heute locker 2-3 Minuten zusätzlich gekostet. Egal … nicht alles ist planbar an so einem Tag! 

Gleich kommt Kilometer 30 … hier weiß ich dann wieder, wo ich mich in diesem Rennen befinde.

An der Stelle bedeutet es aber auch, man befindet sich auf der Mainzer Landstraße und zurück in die City. An dieser Stelle hatte ich knapp über 02:23h auf meiner Uhr. Puh wow. Das heißt ja, ich habe mir einen 7 Minuten Puffer auf meine gesteckte Zielzeit erlaufen. Was nun? Und wieder stellte sich die Frage, halte ich das nun noch 12 Kilometer durch? Nur noch 12 Kilometer? Wie oft bin ich gemütlich diese Distanz im Training gelaufen? Das ist doch überhaupt nix. Also los gehts … A-B-E-R .. ich merkte meine Oberschenkel inzwischen enorm. Der schnelle Start zollt doch seinen Tribut. Timo, nicht aufgeben … Go go go … Du bist deinem Ziel so nahe. Kräfte mobilisieren und weiter … meine Playlist war an dieser Stelle eher slow unterwegs … naja 🙂 Doch Kilometer für Kilometer musste ich dieses Mal echt kämpfen. Und mein Kopf senkte sich Richtung Boden und meine Gedanken kreisten immer mehr um meine Eltern … ja sie fehlen mir und ja ich will sie stolz machen! Was ihre Kinder inzwischen alles so auf die Beine stellten! Was mein Bruder innerhalb von nur einem Jahr für sportliche Disziplin und Leistungen aus sich herausgeholt hat. Was ich die letzten Jahre kontinuierlich von 0 auf 100 zu Stande gebracht habe und jetzt laufe ich gerade meinen (dritten) Marathon innerhalb von 12 Monate! Und sogar die kleine Schwester macht immer häufiger Sport, wäre da nicht ein mieser Splitterbruch dazwischen gekommen. Aber sie kommt bald wieder auf die Beine und dann gehts weiter! Ok ok .. ich drifte schon wieder vom Thema ab … 🙂 Nix neues bei mir! I know 🙂 Und jetzt rollen noch mehr von euch die Augen – wenn ich mit dem Deutsch/Englisch Mix anfange! 😀

Aber letztendlich will ich mir was beweisen – mir geht es nicht um die finale Zeit! Sondern was ich bisher geleistet habe, zu was ich im Stande bin zu leisten, was mein Körper leistet – was ich vorher nie dachte! 

Doch der Körper wirkt zu diesem Zeitpunkt schwach und müde. Oder ist es der Kopf? So laufe ich in meinem Tunnel, Schritt für Schritt weiter gen Ziel. Aber tue mir echt schwer. Und ja, bin sogar bei den Gedanken an meine Eltern den Tränen nahe … doch bei ca. km35 standen meine Arbeitskollegin Janine und ihr Mann Marcelo (der mit mir laufen wollte, jedoch am Morgen aufgrund Verletzung leider absagen musste) – und was soll ich sagen? Die Rettung zur rechten Zeit! Sie feuerten mich an und Marcello rief mir noch hinterher, “…wenn du weiter so machst Timo, dann kommst du bei 3:21 ins Ziel …” – wow? Wirklich? Die gaben mir noch mal richtig Antrieb und Energie für die letzten Kilometer – denn es sind ja nur noch 7! Kopf und Oberkörper wieder aufgerichtet, das Lächeln zurückbekommen und weiter gehts. Einen Kilometer später steht mein Schatz Julia und auch ihr Lächeln machte mir weiter Mut dies durchzustehen! Also … nicht so anstellen, Vollgas! Ich bemerkte zwar meine Beine und meine linke Wade deutete an … ein falscher Tritt und ich ärgere dich mit einem Mordskrampf … aber ich ignorierte dies gekonnt und machte Schritt für Schritt um wieder in die Innenstadtschleife zu laufen! Dort nahm ich die ganzen Menschen – die bei der Kälte am Rand standen und die Läuferinnen und Läufer anfeuerten wahr – und genoss es einfach … die letzten Kilometer meines letzten Straßenmarathons! Wow – Gänsehaut! Also wenn ich jetzt nicht über meine eigenen Beine stolpere hab ich es echt geschafft … yeahhhhhh! Nochmal an der alten Oper, an der Hauptwache vorbei. über die Friedrich-Ebert-Anlage und final zur Festhalle einbiegen! Und dort jubelten alle zu, Jana stand da und schrie sich die Seele aus dem Leib und ich lief in die Halle auf den roten Teppich ein! Und alle feierten auf den letzten Meter .. und ich dachte mir .. neeeee … feiern kann ich hinter dem Ziel! Also links an allen vorbeiziehen, mit dem HR1-Moderator abklatschen und zack ins Ziel! Geschafft! 

Ich werde direkt durchgeschoben … sehe Frank Buschmann, der sein Interview unterbrach mich ansah und meinte, “Alles klar bei dir Timo?” Ich so, ähm ja? “Du kannst ja noch lachen?” 🙂 Tja, wenn ich bzw. wir Golowkos eines können, dann immer und in fast jeder Situation grinsen oder lachen 🙂 Ich ging nach draußen, dort stand Sabrina Mockenhaupt beim Interview. Sie ist echt klein 😉 Und nun ist es soweit .. ich bekomme Glückwünsche und bekomme die Medaille umgehängt! Mission erledigt! Blick auf die Uhr .. und wow … 03:22:43h 

Minimalziel war Sub3:30 – Plan war 3:29h und erreichtes Ziel 03:22h – puh, hab ich das wirklich geschafft? Schaut so aus … 10 Minuten unter meine PB von Berlin. Das war gerade mal vor 6 Wochen. Und dort war bestes Wetter! Das ist einfach der Wahnsinn!

Aber nun hatte ich Hunger … und habe erst einmal jeden Stand abgelaufen und mich versorgt und dabei auf der App geschaut wo Max und Kai bleiben .. und ich war erneut geflasht! Wahnsinn, was für Leistungen an diesem Tag! Respekt, Hut ab Jungs! Bin stolz auf euch und eure Leistungen! Der Hammer!

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Berlin Marathon 2018

Berlin Marathon … Ein besonderes Ereignis … ich wollte nach meinem ersten (und eigentlich letzten) Marathon in Frankfurt 2017 nie mehr einen Marathon laufen. Aber ich war so geflasht, dass ich mir am 08.11.2017 dachte, ach ich registriere mich einfach mal. Werde eh nicht ausgelost! 😀 Bis eine Mail am 30.11.2017 in meinem Postfach hereinflatterte .. dass ich schon jetzt zu den Gewinnern gehöre, da ich ausgelost wurde! Ich habe einen Startplatz für BERLIN! Einen der sechs Major Marathons dieser Welt! Puh! Wow! Das muss ich erst einmal sacken lassen.

Und soll ich euch etwas verraten? Ich war total aus dem Häuschen! Also dachte ich mir, wenn du eh mitten im Training steckst, kannst du dich auch gleich wieder für Frankfurt anmelden 😀 Interessante Logik von mir, ich weiß 🙂

Tja … was soll ich sagen … man konnte es ja im Blog sehen, dass die Vorbereitung bis Mitte Mai naja eher zum vergessen war! Aber ab dann lief es wieder recht ordentlich, wie ich fand.
Und der 16.09.2018 rückte näher. Ich hatte keine Ahnung was mich bei meinem zweiten Marathon erwartet. Ich wusste zwar, wie sich 42,195 km anfühlen, aber wie sie sich dies nun ein Jahr später – mit mehr Erfahrung – anfühlen?  Wie wird es mir an diesem Tag gehen? Wie wird das Wetter sein? Viele Fragen versammelten sich in meinem Kopf.
Man kann ja nie 100%ig voraussagen, wie es an einem bestimmten Tag wird. Zuviele Faktoren spielen da mit rein. Ich hatte das Glück, dass ich die Wohnung meines Freundes Andreas benutzen durfte, somit fiel ein Streßfaktor weg. Vor allem da sie sehr zentral gelegen ist und man alle notwendigen Punkte leicht und schnell erreicht. Zu allem Glück kam hinzu, dass mich meine Freundin Julia ebenfalls begleitete und supporte und so trafen wir uns spät Abends am Freitag, den 14.09. am Hauptbahnhof in Berlin. Nach kurzer Begrüßung ging es erst einmal Richtung Wohnung. Und was soll ich sagen? 🙂 Besten Dank Andy – für die Begrüßungs-Message auf deinem Esszimmertisch, einfach für alles und den Motivationsschub. Auch wenn ich die angegebene Zeit am Ende nicht ganz geschafft hatte – soviel kann ich vorneweg nehmen 🙂

Samstags ging es erst einmal gemütlich frühstücken mit starkem Flat White und danach Richtung Tempelhof. Dort findet die Marathon Messe statt und die Abholung der Startunterlagen! Wow .. war da viel los. Das Beste war da noch das Wetter 😀 Aber letztendlich funktionierte alles einwandfrei, bis auf die T-Shirt Situation. Aber gut, man kann nicht alles haben! 🙂 Und schnell wieder weg von der Messe, Richtung Brandenburger Tor. Erst einmal einen Kaffee und Streckenbesichtigung – wo ist mein Startblock morgen und wie komme ich hin! Nachdem dies halbwegs klar war, ging es Richtung Potsdamer Platz und was leckeres gesundes Essen. Da die Beine schon etwas müde waren (naja etwas war übertrieben, sie fühlten sich richtig sch*** an), schlugen wir den Weg zurück in die Wohnung ein. Zuvor kurz in den Supermarkt und dann ab auf die Couch. Abends noch Sushi und nen Film und dann früh ins Bett ..

Wettkampftag! Früh aufstehen und ab zur U-Bahn. Wegen einer (!!!) Minute die erste verpasst .. fängt ja schon mal gut an. Die Beine fühlten sich immer noch müde an .. wird das heute mein Tag? Sieht stand jetzt nicht so aus.. noch 1,5 Stunden bis zum Start. Angekommen, hieß es noch knapp 1,5 km bis zum Startbereich laufen. Auf dem Platz der Republik war die Hölle los .. gut bei knapp 44.000 Läufern kein Wunder. Das Wetter war traumhaft, Sonnenschein und es werden locker über 20 Grad. Hoffentlich nicht zu warm, schießt es mir gleich wieder durch den Kopf! Und plötzlich hörte ich meinen Namen! Da kommt tatsächlich meine Arbeitskollegin Janine mit ihrem Mann um die Ecke. Verrückt, in dieser Menge 🙂 Dann verabschiedete ich mich von Julia und es ging in den gesperrten Läuferbereich. Und von dort aus waren es noch mal richtig richtig viele Meter bis in den Startblock – in den ich überhaupt nicht hereinkam! Naja außerhalb stehen, ist auch cool. Die Zeit zählt ja erst, wenn ich über die Matte laufe … von daher … passt 🙂 Viele andere sahen es nicht so entspannt. Meine Güte … ihr dürft heute alle noch laufen … furchtbar. Aber davon abgesehen, war die Stimmung fantastisch, das Wetter war traumhaft … noch wenige Sekunden

Der Lauf … es geht los … da es sich noch soooo lange hinstreckte bis sich die Masse in Bewegung setzt, rannte ich noch mal ins Gebüsch 🙂 Ja .. ich weiß, aber so konnte ich befreit durchstarten! Ok kommen wir zum Lauf zurück. Ich versuchte in mein Tempo zu kommen und überholte ein paar hunderte Leute … die ersten 5 km in 00:26:01h – war ganz passabel. Und mein Körper und meine Beine fühlten sich immer und immer besser an. Also weiter gehts. Die Stimmung auf der Strecke ist einfach der Hammer! Wahnsinn. das beflügelte. Bei km7 ging es wieder am Reichstagsgebäude vorbei und dort wartete am Rand meine Julia. Aber schwups war ich vorbei 🙂 Keine Zeit für Smalltalk :p Kilometer 10 erreichte ich bei 00:53:09h – ok … ich wurde einen Tick langsamer, aber noch machte ich mir keine Sorgen. Die Beine fühlten sich immer frischer an. Es wird langsam Zeit, Gas zu geben. Ich hörte am Rand soo oft meinen Namen, klatschte jedes kleine Kind ab, die sich tierisch freuten und das Lachen steckte an. Ich rannte die ganze Zeit mit einem breiten Grinsen auf der Strecke.

Also weiter und weiter … 15 km geschafft … 01:18:23h – stimmte mich schon optimistischer. Es ist einfach wahnsinn – Berlin ist der Wahnsinn. An jedem, wirklich jedem Meter der Strecke stand ein gut gelaunter Mensch der die Menge anfeuerte! Danke Berlin!

Nun war ich total im Rennen und fühlte mich gut. Scherzte mit den Menschen herum, mit anderen Läufern und genoß das Rennen einfach. Obwohl es mir die letzten Tage nicht so gut ging, war ich nun umso erstaunter. Und das machte mich einfach happy 🙂

Da ist ja schon die Kilometer 20 Grenze – verrückt, wie schnell die Zeit vergeht … 01:43:30h und den Halbmarathon bei 01:48:49h – klingt doch super! Ab jetzt heißt es noch mehr Gas geben und ich schielte immer wieder auf meine Uhr und sah, dass ich teilweise eine Pace unter 5min gelaufen bin. Gehts noch Timo? Das ist kein Halbmarathon, sondern ein Marathon. Obwohl … es ist ja die zweite Hälfte … es ist nur noch ein Halbmarathon! 🙂 Aus dieser Perspektive, konnte ich ja Gas geben 🙂

Kilometer 25 – 02:07:47h – ich wusste, dass bei Kilometer 30 mit 02:30h eine Zielzeit von 03:30h nicht unrealistisch ist. Nun nur nicht aus dem Konzept bringen lassen. Immer weiter. Konzentriert immer weiter und weiter… Kilometer 30 … 02:32:26h – yes! Sieht doch prima aus! Nun sind es ja nur noch knapp über zehn Kilometer. Was soll da schon passieren?

Kilometer 35 – 02:57:06h – Wahnsinn – befinde mich immer noch unter der 3h Grenzen! Und die Stimmung an der Strecke ist immer noch Hammer und beflügelt! Und wie … jetzt nur nichts überhasten und weiter Vollgas! Das wird eine neue Bestzeit … oder auch nicht .. nicht zu früh feiern! Kilometer 40 –  das Ziel so nahe .. 03:22:08h … noch knapp 2 km! Jetzt brennt nix mehr an …

ZIEL … 42,195km -> 03:32:02h – Wahnsinn … über 15 Minuten schneller, als vor einem in  Jahr in Frankfurt! Ist das geil oder ist das geil? Ich war einfach sooo unfassbar happy. Nach so einer Vorbereitung .. nach den letzten 2-3 Tagen vor dem Lauf .. das schlechte Gefühl und dann so was raushauen! Den zweiten Halbmarathon in 01:43:14h – puh .. crazy crazy 🙂

Mit Medaille um den Kopf und breitem Grinsen, holte ich mir zwei alkoholfreie Weizen und rief meinen Schatz an, um mich mit ihr zu treffen und ihr in die Arme zu fallen! Was ein Wahnsinnstag!

Bisher einfach mein tollster Lauf … mein emotionalster Lauf … danke Mama für alles! Ich habe ununterbrochen während dem Lauf an meine Eltern gedacht. Sie haben mir von oben zugeschaut und auf mich aufgepasst und mich angefeuert … und sie wären sicherlich stolz auf mich gewesen und ich hätte ihnen von diesem Lauf euphorisch erzählen und dabei die Bilder zeigen können! Ich vermisse Euch!

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Mittem im Marathongeschehen

Mein erster Marathon

2017 – es ist soweit. Was ich bisher nicht einmal in meinen kühnsten Träumen vorgestellt habe … ich plane einen Marathon. Den ersten wichtigen Schritt habe ich hinter mir – die Anmeldung. Nun geht es um die Vorbereitung. Wie ich vorankomme, wie ich trainiere, welche Höhen und Tiefen kommen werden, werde ich Euch hier erzählen. Ich weiß selber noch nicht, auf was ich mich hier eingelassen habe 😉 Aber es wird spannend … für mich 🙂

Update 26.06.2017:

Und ob es spannend wird. Ich liege weit hinter meinem Trainingsplan zurück und allzuviel Zeit bleibt mir nicht mehr … hmmm? Aufgeben? Bereits vorm Start? Niemals. Wenn ich mir nicht gerade ein Bein vorher brechen sollte, ist Nicht-Antreten keine Option 🙂

Was passierte? Nach der Leistungsdiagnostik (07.04.2017) by Jörg Oberle (www.joerg-oberle.com), bekam ich einen auf mich zugeschnittenen Trainingsplan. Der Umfang war ordentlich, aber machbar. Aber ich bekam es nicht hin. Und dann fingen Schmerzen am linken Knie am Außenband an, dazu Rückenschmerzen und so kam eins zum anderen. Hausarzt, Orthopäde, MRT (02.08.2017), wieder Orthopäde, Physio … man man man .. in der Zeit hätte ich auch viel trainieren können. Hätte! Am Ende war ich nämlich an dieser Misere natürlich selber dran schuld. Nur ich alleine! Ja richtig gelesen! Ich Dödel, war selber dran schuld. Wieso? Weil ich nur gelaufen bin. Mein Trainingsplan bestand nur aus langsamen und schnellen, kurzen und langen Läufen. Das wars. Kein Dehnen, keine Stabilitätsübungen, kein Lauf-ABC, keine Alternativsportart. Nix. Dazu kam die Baustelle, in dem ich Freitags und Samstags immer am Haus rumgewerkelt habe, was extrem auf den Rücken ging. Auch die Knie wurden dadurch enorm in Mitleidenschaft gezogen. Das sieht man auch an meinem unterirdischen Trainings-umfang im Juli und August. Hier hätte das Trainingspensum natürlich kontinuierlich gesteigert werden sollen und müssen. Gut, ich habe mich auch nicht ganz auf die faule Haut gelegt, aber so war der Plan für meinen ersten Marathon definitiv nicht. Doch wie ging es weiter? Ich wusste, ich probiere bis Tag X ob es klappt. Aufgeben war keine Option. Nie! Also widmete ich mich täglich meinen Faszien, hatte 1x wöchentlich Physio, versuchte langsam zu laufen und immer wieder zwischendurch ein paar spezielle Dehnübungen für meine “Verletzungen” zu machen. Doch was hatte ich überhaupt? Gemäß dem MRT habe ich erstmal keinen Bandscheibenvorfall, sondern “nur” Arthrose in drei Lendenwirbeln – sprich Abnutzungserscheinungen. Gut, ich werde eben nicht jünger 😀

Ansonsten kamen typische Laufverletzungen hinzu- das Piriformis Syndrom – der Gesäßmuskel bereitet Schmerzen, die sich dann im unteren Rücken bemerkbar machen. Zum anderen, ITBS – das Iliotibialband-Syndrom – bekannt auch als Läuferknie. Und damit fing es an. Und ich weiß es noch ganz genau – es war der 23.05.2017 – bei einem Workout beim City Night Run in Aschaffenburg. Plötzlich war der Schmerz im Knie außen da. Ich dachte mir nichts dabei und am nächsten Tag war es auch wieder gut. Wenn keine Belastung auf das Knie, besser auf das Band kommt. Es machte sich immer bemerkbar, ab ca. einer Stunde Laufen oder nach 11-12 km. Man konnte die Uhr danach stellen und es zieht dann so dermaßen rein, dass ich mich nicht mehr bewegen kann (außer mit extremen Schmerzen!). Doch wie kommt das Zustande? Ganz einfach: unzureichendes Aufwärmen, zu wenig Dehnen, zu schnelles Steigern des Trainings, zu harter Untergrund, falsche Schuhe und und und. Das besagte Band reibt sich während dem Laufen an der Kniescheibe und wird dadurch gereizt. Und irgendwann wird es eben extrem schmerzhaft! Wenn man dazu sich noch die Foren durchliest, und dass man 3-6 Monate ausfallen kann und es nicht belasten sollte, kann einem schlecht werden und man gibt die Hoffnung auf oder wird eben unvernünftig (bzgl. des Trainings) bzw. vernünftig mit dem Alternativtraining und dem langsamen Steigern der Läufe! Wäre doch gelacht, wenn ich das bis Oktober nicht hin bekomme.

Im Juli waren es ganze 47,8 km – im gesamten Monat! Davon drei schnelle Wettkämpfe -> Stichwort: Unvernunft! Im August ging es schon besser, bin ich wieder auf 96,4 km gekommen, aber natürlich viel zu wenig für eine Marathonvorbereitung. Erst im September habe ich mich wieder nach oben gearbeitet, mit knapp über 126 km. Der erste Härtetest war der Tegernseer Halbmarathon. Und … was soll ich sagen. Bin so gut wie schmerzfrei durchgekommen. Ich bin auf dem richtigen Weg 🙂 Im Oktober habe ich dann noch einmal Gas gegeben, 229 km – den Beginn machte der Aschaffenburger Halbmarathon – wo ich gleich absolute Bestzeit lief. Wow! Jetzt hat mich das Marathon Fieber gepackt. Schmerzfrei, die Beine sind im Training und Wettkampf schnell. Ab zusätzlich habe ich nun auch das Functional Training auf dem Plan mit hereingenommen und das war die Erfahrung die ich brauchte. Erstens bin ich in eine coole Truppe aufgenommen worden, zweitens machte es Spaß, drittens brachte es enorm viel!

Noch drei Wochen … und ich musste endlich meinen ersten langen Lauf machen. Ich bin Sonntags, einem Tag nach dem Drink & Run-Lauf (doofe Idee) frühs mit Michael laufen gewesen. Er kam 10 km mit, bis er sein Auto gefunden hat und ich legte dann los. Von Aschaffenburg durch die Fasanerie, nach Schweinheim, bis Gailbach, wieder zurück, durch die Stadt, Richtung Schönbusch, eine große Schönbusch-Runde und wieder heim. Am Ende waren es knapp 31 km und die Muskulatur und der Rücken hielten! Und ich war schlag kaputt. Bin nur noch auf die Couch gefallen. Über 11 km fehlen noch bis zum großen Ziel. Jedoch beginnt jetzt die Tapering Phase. Mein Coach meinte, keine langen Läufe mehr! Verdammt. Kamen doch wieder Zweifel auf (schaffe ich das wirklich?), jedoch andererseits auch Euphorie, da ich über 30 km gelaufen bin und das schmerzfrei. Am Ende überwiegt die Hoffnung!

Die letzte Woche … die Aufregung steigt … noch wenige Tage dann ist es soweit. Nun heißt es drei Tage keine Kohlenhydrate und schnelles intensives Training. Glykogenspeicher leeren. Ab Donnerstag hieß es dann, Speicher wieder auffüllen. Das war heftig 🙂 

Die Nacht davor … ich war erstaunlich entspannt und konnte durchschlafen! Hätte ich nie gedacht. Bei meiner Halbmarathon-Premiere war die Nacht davor komplett unruhig … 

Der Wettkampftag – 29.10.2017 … früh aufstehen und es regnete ununterbrochen. Super. Danke – lieber Wettergott! Bei meinem Halbmarathon-Debüt war dies ebenfalls so .. ich habe definitiv ein Händchen für sowas. Aber das ist normal – da wo ich bin, ist Regen 🙂

Es ging zum Aschaffenburger Hbf, schnell noch paar Rosinenbrötchen gekauft und ab zum Zug. Mit dem ICE ging es dann nach Frankfurt zum Hbf und von dort aus, dann knapp zwei Kilometer bis zur Messehalle. Dort war es noch erstaunlich ruhig. Wenige Menschen und man konnte sich in Ruhe umschauen. Ich habe meinen Beutel abgegeben und einfach nur da gesessen und war noch immer total entspannt. Warum? War mir selber ein Rätsel! 🙂 und andere versuchten auf Teufel komm raus mich nervös zu machen 🙂 Noch zwei Stunden bis zum Start …

Das Warten dauerte gefühlt ewig .. jedoch gegen 09:30 Uhr machten wir uns zum Startblock auf. Und es passierten Wunder – die Wolken rissen auf, blauer Himmel kam zum Vorschein und die Sonne! Yes! Die Startblöcke füllten sich, jede Menge Menschen und keine WC-Häuschen … und das ist auch eines der Dinge die vorm Start sein müssen. Vor Aufregung noch mal wohin. Aber war ja nichts. Und wir hatten die tollen Bauzäune um uns herum und nur Büsche und dort standen überall Polizisten. Egal .. noch 10 min .. ich muss jetzt .. also klettere ich drüber und was passiert? Ich rutsche ab … autsch! 🙂 Toll! Und jetzt 42.195 km laufen. Super! So zurück in den Startblock und ich habe jede Menge Läuferinnen und Läufer aus Instagram gesehen! 

10… 9… 8… 7… 6… 5… 4… 3… 2… 1… Startschuss! Und ab gehts … mein bis dato größtes Laufabenteuer startet. Ich vs. meinen Willen! 

Man muss sagen, es war sehr sehr windig. Der Sturm wehte durch die Hochhäuser, so dass man plötzlich einen Meter nach außen gedrückt wurde. Aber die Stimmung war fantastisch und nach 1-2 km sind uns an der ersten Schleife die Profi – Läufer entgegengekommen. Wir feuerten alle Arne Gabius an, der sogar Luft hatte uns allen zu zuwinken. Einfach ein sympathischer Kerl.

Jedoch nach ca. 9 km bekam ich Bauchschmerzen. Fantastisch! Also dachte ich, das nächste Dixie ist mir. Diese kamen alle 5 km. Jedoch standen da bereits immer Leute, also weiter. Wieder. Bei km 18 bin ich dann raus, jedoch stand ein Mädel an, die ich dann vorgelassen habe. Und bin einfach mit den anderen Jungs hinter die Häuschen. Und danach ging es mir richtig gut. Schmerzen weg, und weiter gehts. Jedoch war auf einmal der 04:00h Pacemaker vor mir. Wie kann das sein? Ich bin mit dem 03:45h Pacemaker gelaufen, habe mich leicht fallen lassen und war eine Minute draußen und soll 15 min verloren haben? Nein nein nein, das kann nicht sein. Meine Uhr war eh immer einen Kilometer voraus … ich war verwirrt. Aber durfte mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. An der Halbmarathon-Marke stand eine Uhr und ich konnte sehen, wie ich voran kam. Jetzt wurde wieder einiges klarer. Habe die Hälfte geschafft und das in einer passablen Zeit. Man soll ja langsam beginnen … 01:58:48 für die ersten 21.1 km. Ok – kurz überlegen. Ich fühle mich gut, nichts zwickt, die Beine sind nicht schwer, das Wetter ist gut, was hält mich davon auf jetzt Gas zu geben? Was kann passieren? Ein Krampf? Ja und? Die Beine werden schwer? Das gehört dazu 🙂 Also gab ich Gas. Ich beflügelte mich selber. Überholte immer mehr Läufer und mein Grinsen wurde immer breiter. Ich lief und lief und lief. Kein Schmerz, nirgends. Es kamen Kilometer 25 … 28 … 30 .. oh da war doch was .. zwischen km 30 – 35 soll der Mann mit dem Hammer kommen? Doch war er? Wo blieb er? Ich machte mir Gedanken, obwohl es mir gut geht. Hmmmm .. ich sah immer mehr richtig gut aussehend trainierte am Rand mit Krämpfen, mit Tränen in den Augen, beißend, kämpfend .. aber bei mir passierte nichts. Ich dachte jede Minute, bei jedem Schritt passiert ist. Aber es lief. So wurde ich unterbewusst immer schneller, habe immer mehr Läufer überholt und lies mich einfach treiben. Genoss den Augenblick. Genoss die Menge am Rand, die mit Schildern, mit Musik, mit Lachen, mit Klatschen einfach motivierten. Kilometer 35 … wow … soweit bin ich noch nie gelaufen. Das Ziel ist greifbar nahe. Ich befinde mich wieder in der Frankfurter Innenstadt. Musik ausschalten und einfach die Stimmung genießen. Ich fühlte mich super. Klar, ein wenig merkte man die Beine, aber nicht wirklich schlimm. Bei Kilometer 37 stand mein guter Freund Max am Rand, ich lief quer rüber, klatschte ab und war froh ein bekanntes Gesicht zu sehen! Und weiter gehts. Noch 5 km – ein Klacks 🙂 Irgendwann kam die alte Oper wieder und von dort aus, ist es nicht mehr weit. Jetzt kann wirklich nichts mehr passieren. Schlussspurt … Läufer waren am Rand, gaben auf. Ich schrie ihnen zu .. come on .. noch 2 km auf gehts, Aufgeben gibts nicht. Aber keine Reaktion. Kann mir das auch noch passieren? Wurde ich zu früh zu schnell? Nein wurde ich nicht .. ich konnte die Festhalle sehen! Das gibt es doch nicht. Bin ich gerade wirklich einen Marathon gelaufen? Hab ich es tatsächlich geschafft? Ich biege ab … Zielgerade … der rote Teppich liegt da, der Eingang zur Festhalle greifbar nahe … noch 500 m … ab in die Festhalle … es ist laut, zehntausende Menschen – doch ich nehme das alles nicht wahr … da ist das Z-I-E-L! Mein Ziel, mein großes Ziel 2017 – es ist direkt vor mir … jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa ich habe es geschafft! Wow … was ein Gefühl … wow … Wahnsinn … doch leider wurde man gleich aus dem Zielbereich weitergeschoben … Ich lief die zweite Hälfte über 9 Minuten schneller mit 01:49:34h – genial. Am Ende hatte ich eine Netto-Zielzeit von 03:48:22h – Stolz machte sich in mir breit, mein Grinsen kann mir nun niemand mehr nehmen. :)))))))))))))))

Nach all dem was ich dieses Jahr deswegen durchmachte, war mein primäres Ziel “Ankommen” – und mein unterbewusstes Ziel < 4:00 h und nun? 12 Minuten unter der Sub4! Verrückt. 

Ja es sollte mein einziger Marathon bleiben, doch nun will ich mehr! Ich will das noch einmal erleben. Ich will einen weiteren Marathon laufen … oder sogar noch mehr … 😉