#Trails2Tegernsee – Nachbericht – Teil 2

Was war das denn für ein Tag und das Wetter war wie bestellt! Doch fangen wir von vorne an!

4:00 Uhr – Wecker klingelt. Mit Marmeladentoast, Kaffee und etwas Wasser füllten wir uns die Mägen, zogen uns an, machten uns fertig und bereiteten die Flasks und Gels vor. Alle Geräte waren aufgeladen und los ging es.

5:15 Uhr – bereits 15 min hinter der geplanten Zeit 🙂 Und los. Von der Haustür in Kiefersfelden. Es war bereits um die Uhrzeit wärmer als gedacht. Das kann heute ja was werden 😉 Da es noch zu dunkel war und wir unsere schweren Beine erst mal lockern wollten, sind wir anstatt über den Hechtsee durch den Kohlstattpark gelaufen. Flach durch den Ort. Alles stil, fast kein Mensch auf der Straße und die Bäckereien bereiten ihren Tag vor.

Wir sparten uns ein paar Höhenmeter, jedoch ging auch die Sicherheit vor, dadurch dass wir uns die Treppe und Wurzeln im Dunkeln erspart haben. Dafür liefen wir auch knapp einen Kilometer mehr. Aus Kiefersfelden raus, ging es Richtung Gießbachklamm, an der Schopper Alm vorbei, Richtung Brünnstein. Und umso höher wir kamen umso mehr ging die Sonne auf und strahlte uns an. Herrlich. Blauer Himmel, keine Wolke am Himmel, aber viele Spinnennetzen zwischen den Beinen und Bremsen die an uns saugten und knabberten.

Das erstaunliche war ja: mein Bruder ist noch nie einen alpinen Traillauf gelaufen (max. einen Waldlauf mit flowigen Trails im Spessart) und hatte noch nie Trailschuhe an. Hier stellte Dynafit die Ultra 100 zur Verfügung. Und zudem hat er 2023 noch nicht in seinen sportlichen Rhythmus gefunden. Versteht mich nicht falsch, mein Bruder ist ein Topläufer und 2maliger Ironman. Aber Höhenmeter und die Belastung von Run&Hike beanspruchen dann die Muskeln doch etwas anders. Riesen Respekt an Kai!

Ab Kilometer 14 kam ich auf den Part der Strecke, wo ich mich vorher selbst noch nicht befand. Ich liebe einfach Trails und unbekannte Strecken. Hier oben war es bereits ordentlich warm. Aber die Aussicht war einfach ein Traum. Hier haben wir kurz innegehalten, bevor es weiterging.

Naturbelassene Wanderwege sind sehr speziell (Lektion des Tages 😉, hier haben wir uns 2x kurz verlaufen, aber fanden wieder auf unseren Weg). Leider – durch die Regenfälle der letzten 1,5 Wochen – war oben tiefer Matsch und alles sehr feucht, dass wir nur sehr sehr langsam vorankamen und zu viel Zeit verloren. Es machte durchaus Spaß – meinen Bruder zu sehen, wenn er in den Schlamm trat, dann mir das gleiche passierte und wir hin und her rutschten. Spaß hatten wir hier definitiv und viele gute Gespräche. Wozu wir oft auch nicht mehr die Zeit im Alltag finden.

Wir liefen zwischen dem kleinen und großen Traithen durch, trafen viele Kühe und Wildpferde. Ein Wildpferd fand uns nicht so sympathisch und schnaubte uns an 😉 Inzwischen kam auch die Phase, wo wir uns immer und immer wieder dachten, irgendwann muss es doch auch mal bergab gehen. Doch es zog sich noch ein wenig.

Leider – als wir dann endlich am Downhill Richtung Bayrischzell ankamen, war der erste Part nicht laufbar. Nasse Steine im schattigen Wald, alles feucht und flutschig.

Wir blieben vernünftig. Nur die letzten 3-4 km konnte man auf befestigten Wegen es laufen lassen. Am Parkplatz in Bayrischzell (Am Stocker) angekommen, sortierten wir uns kurz. Wir waren noch fit. Brauchten nur langsam Wasser zum Trinken. Es war inzwischen richtig heiß und der Anstieg zur Rotwand wartete auf uns. Nach den ersten paar Meter entschieden wir uns um. Wir lagen hier bereits über 90min hinter unserem Zeitplan und würden die Leute am Tegernsee und am Treffpunkt Spitzingseesattel nur warten lassen. Also entschieden wir uns außenherum zu laufen. Anstatt 14km mit über 900 HM, waren es 17km und eindeutig weniger Höhenmeter. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir 22km in den Beinen mit über 1.500 HM. Also weiter ging es. Am Bachlauf kühlten wir uns herunter und da unser Kumpel Marco beim nächsten Punkt einsteigen wollte und Kai langsam doch an seine Grenzen kam, sollte Marco uns entgegenkommen.

In Geitau kehrten wir nach 32km in einen Biergarten ein. Ich gönnte mir eine kleine Apfelschorle und füllte mein Wasser auf. Marco kam und ich lief alleine weiter. 3,5km an der Bundesstraße entlang Richtung Aurach. Doch die Hitze war brutal und ich entschied mich, mich von Marco und Kai einsammeln zu lassen. Knapp 4km an einer Bundesstraße bergauf wäre jetzt nicht so mein Favorit gewesen 😉 Treffpunkt Spitzingsattel übernahm Kai das Auto und Marco begleitete mich nun bis zum Ziel. Auch für ihn war es der erste richtige Trailrun und auf uns warteten “nur noch” 14km … dachten wir 😀

Wir liefen hoch zur Oberen Firstalm – und klar merkte ich die Beine, war aber noch erstaunlich fit. Dort trafen wir Max und Babette, die bereits seit den Morgenstunden mit den Bikes unterwegs waren und auf uns warteten. Wir quatschten kurz, liesen uns motivieren und sollten uns dann am Ziel gemeinsam wieder treffen. Danke für Euren Support (und die angebotenen Nüsse)! Hat mir echt geholfen!

Ein Filmteam drehte gerade eine neue Serie hier oben und wir liefen eigentlich nur noch bergab Richtung Tegernsee. Doch die Schilder verwirrten uns, das Navi auf meiner Uhr auch, also drehten wir wieder um und liefen Richtung Brecherspitz. 300 positive Höhenmeter und über 2km on top. Oben bemerkten wir den Quatsch, denn wir liefen ja vollständig in die falsche Richtung. Ich glaube, das kostete uns locker über 30-40min. Gut, jetzt kommen wir nicht mehr pünktlich 🙂

Wir liefen zurück, auf die laufbaren Wege, und ließen uns Richtung Rottach-Egern treiben. Doch das stetige Downhill, kombiniert mit der Sonne liesen meine Kräfte schwinden. Knapp einen Marathon hatte ich nun in den Beinen und noch 10-11 km warteten auf uns. Ich bin so heilfroh, dass Marco an meiner Seite war. Denn ich wurde immer ruhiger und musste ab und an einfach stehen bleiben. Marco hatte viel Geduld und motivierte mich. Er feuerte mich an, wurde auch mal lauter und trieb mich runter.

Mein Handy platzte vor Nachrichten und ich wollte endlich bei meiner Familie sein und alle Leute sehen, die dort ihren Samstag verbrachten, um für dieses Event da zu sein, mich und vor allem die Aktion der DMSG Landesverband Bayern e.V. zu unterstützen. Denn dies war letztendlich das Hauptziel dieser Aktion. Sorry, dass ihr alle solange warten musstet und danke für Euer Geduld!

Das Beste bisher war, mein linker Fuß machte das alles mit. Keine Probleme. Die größte Sorge der letzten zwei Wochen war nahezu unbegründet.

Wir liefen und liefen. Mal ging das Tempo höher, mal musste ich wieder langsamer werden oder stehen bleiben. Ich merkte, dass ich die letzten 2h keine Gels mehr zu mir genommen habe, aber es ging einfach nicht. Der Treibstoff im Körper ging aus.

Irgendwann kamen wir in Rottach-Egern aus dem Wald heraus und es wurde einfach nur brutal heiß.

Aber ich musste immer wieder stehenbleiben. Mein Körper streikte, mir wurde manchmal schwarz vor Augen. Ich konnte nicht mehr. Dank Marco ging es immer weiter. Er pushte mich, feuerte mich an und trieb mich ins Ziel.

2,5km vor dem Ziel bog ich in eine Tankstelle ab und gönnte mir eine eiskalte Sprite – und es erweckte meine Lebensgeister wieder. Was Zucker bewirken kann 😉

Einen Kilometer vorm Ende kam mein Bruder mit dem Tretroller entgegen. Er bot ihn mir auch an, aber ich wollte zu Fuß ins Ziel 😉 Wieso es hier noch mal leicht nach oben ging, ist mir ein Rätsel, aber jeder Zentimeter anstieg, war einfach die Hölle für mich.

Ich sah das Schloß, ich sah das Braustüberl und lies es laufen.

Die angepasste Route

Und nach 52km (durch die flache Passage wurden es 2km mehr) und knapp über 1.900 Höhenmeter (1000 Höhenmeter weniger) – kam ich am Schloßplatz am Tegernsee an und wurde mit Applaus erwartet! Welch ein emotionaler Moment.

Und meine Cousine Nadine Dümig hatte nun ihren großen Auftritt, ihren persönlicher Marathon! Sie kam aus ihrem Rollstuhl heraus, suchte den Halt an den Schultern meines Bruder Kai und mir und ist über sich hinausgewachsen! Über 100m ist sie gelaufen gelaufen – ihr müsst Bedenken sie schaffte vorher maximal 30m! Wahnsinn. Mir kamen die Tränen. So ein toller emotionaler Moment.

Sie trainierte so hart mit ihrem Physio Therapiebox Praxis für Physiotherapie Lucas Grieb und hat es echt gerockt! Wahnsinn! Hammer Leistung. Ich bin so stolz auf meine Cousine!

Am Ende wurden viele Fotos geschossen und wir gingen noch in die St. Quirin Kapelle und schloßen das Event mit einem gemeinsamen stilen Gebet ab!

Danach ging es ins Braustüberl und feierten den Tag und das Beisammensein! Was ein toller Tag, was für tolle Menschen! So viele Menschen mit dem Herzen am richtigen Fleck! Danke Danke Danke!

Und wie bereits erwähnt, jeder ist über sich an diesem Tag hinausgewachsen:

– Nadine – ihr Ziel 100m zu laufen, locker übertroffen! Wahnsinn!

– Marco – erster Traillauf – aus dem Stand 17km mit 500 Höhenmeter gelaufen und mich durchgehend jammern gehört 😃

– Kai – erster Traillauf mit 32km und 1.500 Höhenmeter und es einfach durchgezogen und gerockt!

– Timo – 52km mit knapp über 1.900 Höhenmeter

Ein Dankeschön an Dynafit, DMSG Landesverband Bayern e.V., sowie die Ortsverbände Rosenheim und Tegernseetal / Miesbach, Bräustüberl Tegernsee und alle Menschen die hier unterstützt haben und hoffentlich noch unterstützen 🙂

Danke auch an die Presse – hier zum Artikel:

https://alpenrand-magazin.de/spendenlauf-fuer-multiple-sklerose-und-parkinson-betroffene/

Bitte unterstützt diesen tollen wahnsinnig wichtigen Verein der DMSG – das sind so tolle Menschen, die mit Herzblut Menschen helfen und unterstützen oder selbst betroffen sind:

SPENDENKONTO:

Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) – Landesverband Bayern e. V.

HypoVereinsbank München

IBAN DE92 7002 0270 5803 7510 82

BIC HYVEDEMMXXX

Betreff: „Spendenlauf Timo Golowko“

Und für 2024 habe ich mit der DMSG ausgemacht, wird es ein Folgeprojekt geben .. lasst euch überraschen 😉

#trails2tegernsee #trailhero #dynafit #speedup #tegernsee #tigorunning #trailrunning #trailrunningkiefersfelden #kiefersfelden #hohertraithen #großertraithen #bayrischzel l#dmsg #msfighter #laufenbewegt

#Trails2Tegernsee – Nachbericht – Teil 1

Die Vorbereitungsphase – war am Ende doch herausfordernder als erwartet. Ich dachte, der schwierigste Part wird sein, einen Termin mit meiner Cousine (Anreise aus Aschaffenburg / Unterfranken) und meinem Bruder (Anreise aus Neuburg a.d. Donau) zu finden. Doch dies ging erstaunlich schnell. Danach – leider war ich zu kurzfristig dran – wendete ich mich an den Landesverband der DMSG, die sofort antworteten und ihre Unterstützung zusagten. Kurz danach meldete sich die erste Person, die ebenfalls MS hat und gerne die letzten Meter mit dabei sein möchte. Und so kamen Tag für Tag immer mehr Nachrichten und Eindrücke. Bis sich letztendlich Anton, vom Ortsverband MS-Gruppe Tegernseer Tal bei mir meldete und ebenfalls eine Zusage gab, dass er dabei ist. Kurz darauf telefonierten wir und er kümmerte sich vollständig um die Presse und die Organisation mit seinem Verband und einem Stand vor Ort. Wahnsinn.

Parallel habe ich den Zieleinlauf von Dynafit erhalten, sowie die Trailausrüstung für meinen Bruder und zusätzlich ein paar kleine Geschenke für Kai und Nadine. Besten Dank auch hierfür.

Die Zeit ging so schnell herum. Mit Werbung für den Lauf machen, Nachrichten beantworten, den Körper noch einmal im Training belasten und testen … denn das war meine größte Sorge. Ich bin am 31.07.2023 den Großglockner Ultratrail (37km) gelaufen und habe mir dort meinen Fuß angeknackst. Beim Röntgen und Ultraschall kam nichts heraus, jedoch zwickte es im Fuß. 1,5 Wochen machte ich gar keinen Sport und schonte den Fuß und rieb ihn regelmäßig mit Schmerzgel ein und hoffte einfach, dass es am 12.08.2023 schon irgendwie gehen würde. Bereits die Woche vor Kaprun, hatte ich mit den Bronchien zu kämpfen und war verschleimt und musste regelmäßig Husten. Dachte nach Kaprun ging es weg, doch es hielt sich hartnäckig. Daher körperliche Top Voraussetzungen sind anders 😉

Dienstag, 08.08.2023 – erster Lauftest. 50min Belastung flach. Der Fuß fühlt sich noch nicht rund an, aber ich kann Laufen! Mal sehen wie es sich morgen anfühlt.

Mittwoch, 09.08.2023 – ich war mit meiner Frau Julia an Kranzhorn wandern, als uns die Kinderkrippe anrief. Unsere Tochter hat Fieber bekommen und musste aus der Krippe daheim bleiben und sich auskurieren. Auch hier war die Sorge, dass ich mich wieder mit irgendwas anstecke. Durchgehend habe ich auch den Draht zwischen Nadine und Kai glühen lassen, ob es wirklich bis dahin passen wird.

Abends ein etwas längerer Test von 90 min – Fuß hält immer noch, jedoch fühlen sich die Beine wie Gummi an und waren total schwer.

Donnerstag, 10.08.2023 – viel Zeit mit meiner Tochter verbracht und Abends die letzte Testrunde gelaufen. Nach 30 min abgebrochen, ich kam keinen Meter voran. Der ganze Körper war träge und die Beine schwer.

lastrunningtest

Freitag, der 11.08.2023 – mit allen telefoniert, alles vorbereitet und die Temperaturen klettern. Um organisatorisch alles hinzubekommen, ist das Auto beladen und mein Bruder reiste heute bereits an. Ich holte ihn am Tegernsee ab und zurück in Kiefersfelden packten wir die Rucksäcke und gönnten uns eine Portion Spaghetti. Jetzt nur noch bißchen schlafen und los gehts.

Tegernsee

Samstag, der 12.08.2023 -> zu Teil 2

GGUT – Gletscherwelt Trail K37

Gestern Nachmittag (27.07.2023) bin ich nach Kaprun gefahren. Nach kurzem Einchecken ins Hotel, ging es direkt zum Event – die Startnummer abholen und bei Dynafit Hallo sagen. Es haben sich einige Trailhereos angekündigt und ich habe viele noch nicht persönlich kennenlernen dürfen.

Danach ging es noch ne Kleinigkeit essen und ins Zimmer zurück. Dort bereitete ich alles für den nächsten Tag vor und sah zu, früh schlafen zu gehen. Dass mich ein kleiner Moskito die Nacht etwas quälen wollte, stand nicht im Drehbuch 🙂

Ich hatte die ganze Woche mit einer leichten Erkältung zu kämpfen und wusste nicht, ob ich überhaupt starten sollte. Das wollte ich mir für den nächsten Morgen aufheben.

Der Wecker klingelte um 5:00 Uhr und ich duschte mich kurz ab, zog mich an, aß zwei Milchbrötchen und bereite alles vor. Von Gels, über die Füllung meiner Flasks – über einiges an Wasser, was ich zu mir nahm. Leider hatte ich keinen Kaffee … gut, ein Tag wird es auch mal ohne gehen. Nicht wahr?

Ich fuhr auf den Maiskogelparkplatz, wo bereits die Shuttle Busse warteten. Es war sehr frisch, aber der Wettergott scheint es gut mit uns zu meinen. Die Fahrt zum Enzingerboden zog sich etwas, mir war kalt (doch die Erkältung?), aber ich war entspannt. Gegen 7:15 Uhr waren wir auf über 1.000 Meter Höher an der Talstation Enzingerboden. Hier war bereits viel los, die Stimmung bei vielen gut und was mir bisher noch nie in all den Jahren passiert ist – ich musste mich an der WC Schlange anstellen. Kurz vor 8 war ich endlich dran und konnte beruhigt zur Startaufstellung. Dies ist mir definitiv noch nie passiert 🙂

Es waren richtige Hochkaräter am Start und viele Dynafit Athlet*innen. Ich habe es im Gefühl, dass es heute vielleicht gar nicht so schlecht wird.

08:00 Uhr Startschuss – es geht direkt die ersten Anstiege hoch. Direkt am Grünsee vorbei zur Rudolshütte. Bereits hier hatten wir die ersten knapp 700 Höhenmeter in den Beinen. Weiter zum Weißsee. Wetter war top, Temperatur nahezu perfekt. Und bis auf ein paar Huster alles in Ordnung. Ich achtete strikt auf den Pulsbereich bis 145 – war die Vorgabe meines Coaches und es passte.

Die Strecke hatte es oben in sich. Sehr technisch. Kletterpassagen, viel Steine und Geröll, Flussüberquerungen, Anstiege, Singletrails, sehr nass und matschig und die ständige Gefahr auszurutschen. Die Dynafit Ultra 50 machten ihren Dienst wieder mal sehr gut, während einige Mitstreiterer*innen immer mal wieder wegrutschten. Ich fühlte mich immer noch gut, merkte aber, sobald es laufbarer wird, dass meine verschleimte Lunge noch etwas brauchte.

Ich machte daher langsamer und übertrieb es nicht. Ich versuchte einen guten Rhythmus zu finden, aber gab nicht alles. Das war es mir heute nicht wert. Aber ein vernünftiger Lauf kann es ja trotzdem noch werden und die Landschaft war atemberaubend. Und das ein oder andere Murmeltier pfeifte umher 😉

Und immer wieder gab es noch mal kräfte technische Anstiege. Auch wenn es “nur” 1.600 Höhenmeter waren, fühlten sie sich definitiv nach viel mehr an. Auch ein langes Schneefeld durchkreuzten wir und ich versuchte, als nicht Skifahrer, da durchzurutschen. Doch einmal haute es mich richtig hin 😉 Aber alles halb so wild. Es führte an vielen Bächen vorbei, über nasse Steine, wieder matschigen tiefen Boden und selten richtig laufbar. Aber wir sind ja hier in den hochalpinen Trails, da ist dies durchaus in Ordnung 😉

Und dann, als es Richtung Mooserboden und zur nächsten VP ging, passierte es bei Kilometer 18 – wieder Singletrails, sehr schmal und ab und an versteckte sich unter dem Grün ein großer Stein. Ich war schon sehr vorsichtig, doch einmal nicht aufgepasst, bzw. konnte ihn nicht sehen und es krachte. Es krachte im Fuß. Mein linker Fuß, wo ich vor über einem Jahr mir das Außenband des linken Sprunggelenks riss. Das Geräusch war anders, doch zog es links in den Knöchel rein, eben genau an dieser Stelle. Ich blieb sofort stehen, lies einige Läufer*innen passieren und dachte nur F*ck! Es tat höllisch weh und ich war mitten in den Bergen. Zum Glück nicht mehr weit zur VP, aber das werden zwei extrem lange Kilometer. Ich ging nur noch und überlegte was ich machte. Auf dem Staudamm erst einmal paar Fotos. Dort waren so viele Leute die einen pushten, also versuche ich wieder anzulaufen. An der VP aß ich erstmal Melone, Banane, trank was und nahm eine Ibu. Ich grübelte, ob ich mit dem Bus ins Tal fahren sollte. Dachte mir aber, ich probiere es. Ich gehe ins Tal und wenns ewig dauert. Ich lauf die Schmerzen raus. Wenn ich sowieso nun ein paar Wochen ausfalle, dann will ich wenigstens diesen Lauf noch mitnehmen.

Ab jetzt geht es nur noch bergab. Ich lies einige an mir vorbei und versuchte vorsichtiger zu Laufen. Eben zu laufen ging gut, kleine Anstiege schmerzten und Abstiege konnte ich kontrollieren. Natürlich nicht Vollgas. Es sind nur noch 19km. Ich stellte meine Uhr so ein, dass die Kilometer rückwärts zählten. Ich musste wissen, woran ich bin und was mich noch erwartete.

Ich war noch nie so froh, als wir über die Bergstraße, also über Asphalt liefen. Ich konnte es rollen lassen und Zeit gut machen und somit auch einige Plätze. Ich spürte, dass ich das packe. Ich packe das bis ins Ziel! Ich habe alles unter Kontrolle.

Zwischen dem Asphalt bogen wir immer wieder auf Singletrails aus, über einen Klettersteig durch den Wasserfall – hier kühlte ich das Bein und den Fuß. Danach ging es durch dunkle Tunnels, in denen wir ganz nah an der Wand liefen. Links von uns ein Bauzaun, rechts die Wand und gefühlt nur 50cm breit. Ständig blieb man hängen. Dann ging es wieder runter. Matsch, Bäche, Pfützen … ich kühlte die Füße so oft es ging. Nasse Socken und Schuhe waren mir so etwas von egal. Ich muss nur noch nach Kaprun ins Tal. Noch 14 km – dann 11 km – immer wieder begegneten uns Wanderer, die uns anfeuerten. Und ich konnte nicht einfach, nicht laufen. Immer wenn ich blöd aufkam, zog es mir durchs ganze Bein. Aber das ist temporär. Ich will in dieses Ziel einlaufen. ICH WILL DAS UNBEDINGT!

Immer wenn es laufbar war, lies ich es laufen. Ich kam richtig ins Rollen und holte Platz für Platz wieder auf. Ich wurde wieder selbstbewusster und lief. Nur noch einen 10er – was soll schon passieren? Richtung Tal wurde es richtig warm. Ich vergass auch in der letzten Stunde noch ein Gel zu nehmen, aber fühlte mich körperlich super. Ich lief. Und steigerte das Tempo. Als es flach wurde, lief ich ein gleichmäßiges Tempo und feuerte meine Mitläufer*innen an, die ich überholte. Wir sind so kurz davor. Auf gehts! Das Bier wartet auf uns! Go Go Go! Ich lief und lief und lief. Natürlich konnte ich keinen Vollsprint hinlegen, aber ein gutes Tempo. Irgendwann ging es nach Kaprun rein. Ich las das Schild noch 1km to go. Und das war der längste Kilometer seit langem. Ich lief und lief und wusste, ich pack es und da war die Ziellinie. Ich hörte meinen Namen (auch wenn er mal wieder falsch ausgesprochen wurde) und durchquerte bei 5:40h die Ziellinie. Ich war mega happy. Dachte 2h vorher, dass ich heute mit einem DNF mich in die Liste eintragte, doch ich finishte. Mein Coach Lars schickte mich mit 5:30h ins Rennen und da war ich doch gut dabei.

Natürlich wäre die Erkältung und das mit dem Fuß nicht, hätte ich an vielen Stellen richtig Gas geben können. Doch ein Trail ist kein Wunschkonzert. Jeder Lauf ist einzigartig und besonders und schreibt seine eigene Geschichte. So auch der Großglockner Ultra für mich. Es war ein sehr besonderes emotionales Erlebnis. Eine Herausforderung.

Und ich war auch nicht platt. Auch einen Tag danach, keinen Muskelkater. Was bedeutet, ich habe nicht alles gegeben 😉 Aber Gesundheit ist alles. Und das Risiko angeschlagen an den Start zu gehen und mit Verletzung zu finishen war schon enorm. Man sollte sein Glück auch nicht unnötig auf die Probe stellen.

Ich hoffe, nächstes Jahr dann topfit an den Start gehen zu dürfen! 😉 Am Montag geht es erstmal zum Doc und den Fuß röntgen lassen …

Danke an Kaprun, danke an die Veranstalter vom GGUT, danke an Hammer Nutrition und ein großes Dankeschön an Dynafit! Es ist einfach toll, einen Teil dieser Community zu sein!

Und hier kann man gut sehen, wie viel Plätze ich noch vom Mooserboden bis Kaprun gut machen konnte! Nur 6 in meiner AK waren am Ende schneller als ich! Darauf lässt sich aufbauen, so dass ich das nächste Mal ganz woanders in meiner AK stehe! #speedup

UPDATE: Ich bin mit einem schweren Infekt meiner Bronchien gelaufen. Aktuell hat es meine Frau erwischt und ich huste immer noch wie wild herum. Also macht langsam und hört auf Euren Körper!

Zudem war ich beim Röntgen – nix gebrochen. Update zu meinen Bändern im linken Sprunggelenk folgt.

Ausrüstung:

Schuhe: Dynafit Ultra 50

Shorts: Dynafit Ultra 2in1 Shorts

Shirt: Dynafit Ultra S-Tech Shirt

Laufweste: Dynafit Ultra 12

Sonnenbrille: Dynafit Ultra Sonnenbrille

Uhr: Garmin Fenix 6X Pro + HRM Pro Brustgurt

Laufstöcke: LEKI Ultratrail FX.ONE Superbste

Laufbericht Hochkönigman Trailmarathon

Freitag, 01.06.2023: 

Es ist unfassbar schönes, aber viel zu warmes Wetter in Maria Alm. Ich hole schnell meine Startnummer ab und gehe mit der Familie ins nahegelegene Freibad. Erholung muss sein, aber werde in der Hitze wohl alle Mineralien herausspülen 🙂 

Danach ging es noch mal zum Italiener neben unserer Ferienwohnung. Doch das Essen dauerte ewig, unsere Tochter ist ungeduldig und ihr wurde auf einmal Übel. Meine Frau konnte – gerade als das Essen kam – noch mit ihr raus und der Tagesinhalt des Magens entleerte sich.  

Ich packte alles zusammen und nahm drei vollständige Mahlzeiten mit. Der Appetit war dahin 🙂

Nachdem es ihr ein wenig besser ging, ging ich ins Festzelt, da die Fanta 5 noch offiziell auf der Bühne vorgestellt werden. Doch dieser Prozess zog sich hin 😉

Und da ich top vorbereitet bin, habe ich dann später noch meine Uhr und das Handy aufgeladen und wartete und wartete, bis ich endlich schlafen konnte. Denn meine Uhr = mein Wecker und verschlafen wäre so früh am Morgen kein guter Start.

Samstag, 02.06.2023: 

Um 5:00 Uhr klingelte der Wecker. Ich war gut drauf. Meine Mädels schliefen noch tief und fest und ich frühstückte in Ruhe. Marmeladentoast und Kaffee. Packte meine Sachen, zog mich an und lief gegen 6:00 Uhr zur Halle. Dort gab es das Race Briefing, die Ausrüstungskontrolle und ab zur Startaufstellung.  

Es war zu Beginn noch leicht frisch, aber man merkte, spätestens eine Stunde später wird es ordentlich warm.  

7:00 Uhr – Startschuss – es geht aus Maria Alm heraus, parallel zur Natrun Seilbahn nach oben auf den Natrun und es wird wirklich bereits warm. Die Sonne legt Maria Alm in eine sanfte Morgenröte, der Himmel ist leuchtend blau und es ist einfach ein schöner Anblick. Doch keine Zeit, dies ausgiebig zu genießen. Die ersten Höhenmeter sind geschafft, ein erstes Lächeln in die Kamera am Prinzensee und ich fühl mich erstaunlich gut. So darf es gerne bleiben. Im Gegensatz zu meinen früheren Rennen, achtete ich auf meinen Puls – übertrieb es nicht und unterhielt mich mit dem ein oder anderen Läufer und wir machten einige Späße. Die ersten Kilometer verliefen wie im Flug und so war ich auch recht flott über dem Baleitenkopf darüber und bei der ersten VP in Hinterthal und gönnte mir das erste Stück Wassermelone und füllte meine Flasks wieder auf. Und es ging natürlich wieder hoch. Etwas asphaltiert, doch recht schnell wurde es wieder der klassische Trail und diesen kannte ich bereits gut, da wir diesen im Trail Camp nach unten gelaufen sind. Hoch zur Pichl Alm.

Oben angekommen war es nun wirklich bereits warm und über den kleinen Downhill, quer über die Straße ging es zum spannenden Teil. Ich schaute, dass ich mich mit Wasser, Elektrolyten und Gels gut versorgte und lief gemütlich weiter.  

Bei der VP2 in Dienten hatten wir bereits ca. 1.600 Höhenmeter und 22km hinter uns. Ich füllte wieder die Flaschen auf, aß Wassermelone. Traf Tina und wir liefen ein paar Meter weiter und sie meinte noch, so gut es bisher auch lief, ab jetzt kommt der harte Teil. Und gab mir schon einen Ausblick, dass dieser richtig lang wird.

Knapp 2,5h hatten wir bis dato gebraucht und alles noch gut. Ab jetzt ging es nur noch hoch. Und mein Körper hatte auf einmal mit Magenkrämpfen zu kämpfen. Wieso denn das? Ich kannte das aus dem Training, oft geht es nach 15-20 min weg, daher versuchte ich entspannt zu bleiben. Den ein oder anderen nassen matschigen Fuß holte ich mir in einem Bach und dann wurde es tricky. Ein Stacheldrahtzaun und wir sollten auf die andere Seite. Manche kletterte drüber, machte unten durch. Manche liefen falsch. Nicht optimal. Wir passierten den Grinnköpfl und die Marbachhöhe. Und es ging nun richtig hoch – ab auf den Grat. Ab Richtung Statzerhaus am Hundstein in 2.117 m Höhe. Doch um dort hinzugelangen, wartete der Klingspitz auf uns.

Was schön war: zwischendrin mal leichte Lüftchen und Schneefelder – was nicht so schön war, keine Energie. Gerade flache Passagen musste ich gehen, anstatt laufen und bergauf kämpfte ich mich hoch. Dies erging vielen so, doch ich wurde gefühlt immer langsamer. Ich trag noch jemand von den Fanta 5 aus dem letzten Jahr und meinte, wir sind gut unterwegs. 7h sind noch drin. Ich wollte ihm so gerne glauben.  

Die Magenschmerzen wurden nicht besser und jeder Meter tat einfach weh. Ich hatte keine Energie. Keine Kraft. Meine Beine waren schlapp und mein Motor stotterte. Erstmals, dass ich Gedanken ans Aufgeben hatte. Doch ich musste ja so oder so irgendwie wieder nach Maria Alm kommen. Also lief ich erstmal weiter. Ich versuchte immer wieder am Wasser zu nippen. Mich immer wieder an den Schneefeldern herunterzukühlen und zu erfrischen.

Am Statzerhaus (ca. km 34) gönnte ich mir die Pause. Viele Melonen, Wasser, ein Stück trockenes Brot (das half mir etwas) und für die weiteren Kilometer nahm ich mir ein Fruchtmus mit. Und dann kam erstmal ein Schneefeld von 5m, dass man nur herunterrutschen konnte. Also ab auf den Hintern und runter gehts.

Jedesmal als ich dachte, dass waren alle Anstiege kam ein erneuter Anstieg und wieder einer und ich kam nicht mehr voran. Ich verlor vollständig die Lust. Die Lust an den Bergen. Fotos zu machen. Mich um zusehen und zu genießen. Ich wollte einfach nur noch nach Maria Alm zurück – ein alkoholfreies Weißbier trinken und meine Familie sehen.

So ging es über den Grat über den Schönwieskopf, Schwalbenwand – zwischendurch mit schönem Blick auf Zell am See – und weiter zum Hofer Plattl. Doch jeder positive Höhenmeter machte mich so unfassbar fertig – das Gefühl hatte ich echt noch nie gehabt. Doch auch irgendwann erreichten wir den höchsten Punkt. Auf dem Schild stand, ab jetzt gehts nur noch nach unten – DOCH … direkt danach kam noch mal ein Anstieg. Das nenne ich Motivation. Aber ab dann ging es nur noch bergab. Endlich.

Doch nicht soooo laufbar wie erhofft. Häufige Umknickgefahr.

Kilometer 44 – eine VP. Warum? 🙂 Wir sind doch gleich da, oder? Aber Melone und Wasser nehm ich doch gerne noch mal mit. Ich lief aber sehr schnell weiter und nun wurde es laufbarer und ab ins Tal. Der linke Oberschenkel meldete sich kurz, doch mit einer Salztablette alles im Griff 🙂

Und dann ging es nach Maria Alm rein und es war Hochsommer. Gefühlt 35 Grad im Schatten (war es natürlich nicht) – aber Hitze vom Asphalt, Hitze von oben. Hitze von überall. Ich stolperte noch einige Male über Wurzeln, knickte um – aber alles im grünen Bereich. Ich versuchte ein gutes Tempo zu finden, doch auch darüber hätte jede Schnecke mich ausgelacht. Ich kam nicht vom Fleck. Aber ich bin doch gleich da – das ließ mich das durchstehen.

Kurz vor knapp, verlief ich mich noch. Paar extra Meter – wieso nicht. Nahm noch paar Treppen mit und endlich bin ich im Ortskern. Die Menschen feuerten mich an. Ich sah aus wie ein Elend – das Leiden pur. Doch ich lief und lief und endlich das Ziel. Ich bog – nach dem Sprung an die Glocke – direkt ins Zelt zum Bier und stellte irgendwann fest – ich habe ja gar keine Medaille 🙂 Egal.

Melonen und 4-5 Becher alkoholfreies Weißbier brachten mich wieder ins Leben zurück. Ich zog Rucksack, Schuhe, Socken aus – und ab in den Pool. Das tat einfach sooo unfassbar gut. Danach gönnte ich mir noch eine Miso Fertigsuppe und legte mich in einen Liege-Klappstuhl.

Doch meine Frau und Tochter warteten. Ich lief die 500 Meter Barfuss zurück in die Pension.

Ich war stolz. Stolz das ich es durchzog und diese Herausforderung gemeistert habe. Doch konnte ich es in keiner Weise genießen. Ich hatte Spaß, aber eigentlich auch nicht. Schwer in Worte zu fassen.

Danke für die Unterstützung der Läufer:Innen auf der Strecke, für die Aufmunterungen, für die Anfeuerungen am Rande, für die Verpflegungen (großes Dank an alle Helfer:Innen) und an meine Familie.

Die, die dabei sein konnten und auch die Personen – die von oben zuschauten und auf mich Acht gaben!

Rennbericht Mayrhofen Ultraks MUZ30

Am Samstag, den 10.09. bin ich den Mayrhofen Ultraks gelaufen. Bis 5min vorm Start war mir noch nicht klar, ob ich beim MUZ30 starten soll, oder nicht!

Vor einiger Zeit habe ich berichtet, dass Gesundheit und Vernunft vorgehen! ABER dass ich auch mich so gerne auf den Trails rumtreibe!

Nun 2022 war lauftechnisch bescheiden. Entzündung im Fuss, Corona, Aussenbandriss im linken Sprunggelenk und nun doch wieder seit sechs Wochen im Training. Vor zwei Wochen machte ich noch zu nem Kumpel den Spruch: jetzt passiert definitiv nix mehr, soviel Pech kann selbst ich nicht haben!

Paar Tage später zuckte es im Rücken. Im Urlaub wurde es schlimmer: rechtes Bein konnte ich nicht anheben, hatte 24h täglich Schmerzen! Manchmal zuckte es beim falschen Auftreten durch den ganzen Körper! Meine Tochter konnte ich auch nicht mehr hochheben. Massage, Sauna, schwimmen, viele Rückenübungen, Trauma Gel, Schmerztabletten, Bier – ich versuchte alles, doch wirklich besser wurde es nicht. Ist es was muskuläres? Bandscheibe? Eingeklemmter Nerv? Was ausgerenkt? Ich wusste nur, es tut höllisch weh und wieder mal hatte ich Pech! Saison 2022 – Haken dran! Und einen Blick auf 2023 werfen!

Meine Frau Julia meinte schließlich: probiere es doch einfach! Aufgeben kann man noch immer! Schliesslich sind Lauf und Hotel ja bezahlt 😉 Sie hat recht, doch ist es das wirklich wert?

Ein Traillauf tut irgendwann immer weh, doch bereits beim Start? 😉 Hinzu kommt, dadurch das ich immer wieder aus dem Tritt 2022 kam, bin ich dieses Jahr noch keine 30km gelaufen. Eigentlich verrückt.

Die Nacht zuvor war bescheiden. Ich bin ein Kopfmensch und soviele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Was passiert wohl? Starte ich? Laufe ich und es wird schlimmer? Wird es besser? Kann ich doch meinen Lauf wie geplant machen? Wo stehe ich fitnesstechnisch?

Nach der durchwachsenen Nacht und den Schmerzen im Rücken, spazierte ich gemütlich zum Start! Kein Warmlaufen, kein Warmmachen. Will nichts riskieren 😉

Dann gehts mal los! 8:15 Uhr war der Startschuss und zu erst 1,5km durch das schöne Mayrhofen! Bisher lief es gut, das Wetter meinte es ebenfalls gut mit uns und nun warteten die knapp 2000 Höhenmeter – und los gehts! Mein Kopf war am rattern, ist das wirklich eine gute Idee! Doch von Meter zu Meter und der tollen Aussicht: versuchte ich es zu genießen! Mein Puls war höher als gedacht, aber das Adrenalin und die Aufregung erklärten dies! Ich beschloss mitzunehmen was geht und aufgeben kann ich jederzeit! Das Leben in den Bergen macht sich bemerkbar, Uphill läuft! Das Wetter war nahezu perfekt und nach 1,5h war ich oben! Kleine Stärkung und weiter gehts! Meine Muskeln und mein Körper fühlen sich besser als gedacht! Also weiter gehts! Mir war natürlich bewusst, dass es heute keine Top Performance werden würde, aber das geilste ist doch: ich kann laufen! Und das war in diesem Moment, nach fast zwei Wochen Schmerzen, einfach das wichtigste für mich! Nebel, Regentropfen, Sonnenschein und ein Regenbogen – uns wurde so einiges da oben geboten! Dann ging es irgendwann in den Downhill und ich dachte er wäre laufbarer, doch technischer als erwartet! Direkt über eine Kuhheide aus Matsch und Sch… und auf dieser haute es mich dreimal hin! Mitten rein. Falsches Profil gewählt – das war die Quittung! Zum Glück passierte nix schlimmes und nur die Haut meines rechten Daumens musste leiden! Shit Happens – wortwörtlich! Die Vernunft siegte und ich lief langsamer! Da aber weder der Rücken schmerzte, noch der Daumen abfiel gab ich mehr Gas! Ich genoss jeden Meter, habe mich 2-3x verlaufen, ca. 10x die Schuhe gebunden und grinste! Ja es war anstrengend, ja jeder Fehltritt hätte in den Rücken ziehen können und vor dem Downhill hatte ich den größten Respekt, aber ich zog es durch! Die Oberschenkel brannten, ich überholte auf den letzten 4km noch einige der tapferen Läufer:Innen und genoss die Stimmung im Herzen Mayrhofens! Vorm Ziel falsch abgebogen, korrigiert und den obligatorischen Zielsprung – und während ich durch die Luft segelte, bekam ich einen Krampf und … landete im Ziel wie ein sterbender Schwan – sicherlich lustig für alle Zuschauer 😉

Ob ich zufrieden bin? Jein … zum Einen logisch, ich konnte durchlaufen und habe gefinished! Das war mehr, als ich die letzten Tage erwarten konnte! Aber doch minimal leicht gedämpfte Stimmung, dass ich dann nicht die Performance abgeliefert habe, die ich mir vorgenommen habe! Aber das Glück oberwog! Ein Traillauf – yes!

Danke an meine Frau Julia und meine Tochter!

Danke an meinen Coach Lars von Two Peaks Endurance der dieses Jahr viel Geduld mit mir haben musste und mich immer wieder auf die Herausforderungen vorbereitete!

Danke an das ganze Team vom Mayrhofen Ultraks Zillertal – tolle Organisation, super Helfer:Innen (danke fürs Verarzten und das Pflaster an der VP) – einfach geile Veranstaltung!

Danke an alle Mitstreiter:Innen – die genauso viel Spaß hatten und danke an den Läufer der mir bei Sturz 3 zur Seite stand – er hatte das bessere Schuhprofil.

Danke an Sporthunger für die tollen Verpflegungsprodukte – sehr empfehlenswert! Schaut mal bei den Jungs vorbei!

Nachbericht zum Churfranken Trail

30km, knapp 750 Höhenmeter – der Mountain King. So nennt sich der längste Lauf des alljährlich stattfindenden Trailruns von tripaul.de in Sulzbach am Main (Ldk. Aschaffenburg).

2019 war ich das erste und bisher letzte Mal am Start. Und dieses Mal war es eine ganz spontane Sache. Ich bin die Woche zuvor den Marathon in Innsbruck gelaufen und einen Tag später bei der Heimfahrt dachte ich mir: melde dich doch noch für den Churfranken Trail an – ist schließlich dein Heimrennen. Abends war jedoch die Anmeldung geschlossen. Zum Glück konnte ich kurzfristig mit dem Veranstalter André “Paul” telefonieren und er fügte mich noch ins Starterfeld. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle nochmal.

Montags fühlten sich die Beine schon gut an, also bin ich Mittwochs wieder ins Training eingestiegen. Vor dem Churfranken sah mein Training dann wie folgt aus:

  • Mittwoch: 60min LDL Zone 2
  • Donnerstag: 60min LDL Zone 2
  • Freitag: 60min Mobility
  • Samstags: 2x30min Radfahren inkl. Biergarten & Spielplatz mit unserer Tochter

Und Sonntags war dann der Churfranken Trail. Start war 10:00 Uhr, und ich fuhr gemütlich gegen 9:15 Uhr gen Sulzbach. Viele Läufer*innen tümmelten sich bereits dort und ich lernte einige von Strava & Instagram kennen. So auch den On-Running Athlet Matthias Krah, der vor Kurzem noch beim TDS des UTMB in Chamonix im Einsatz war.

Kurz vor 10:00 Uhr ging ich – mit Maske – in den Startblock. Viele bekannte Gesichter, einige Unbekannte und ich mittendrin. Wie fit sind meine Beine wirklich? Nach einer Woche zwischen 42km und 1.700 Höhenmeter und jetzt erneut 30km mit einigen Höhenmetern. Wir werden es herausfinden 😉 Als Strategie gab mir mein Coach Lars mit, dass ich bis zur letzten Schleife (sprich die letzten 10km) in einem Pulsbereich unter 147 bleiben sollte. In Innsbruck hatte ich zu früh losgelegt und wurde mit Krämpfen belohnt. Zudem sollte ich max. eine Verpflegungsstation von Vieren ansteuern und immer ausreichend Wasser bei mir führen! Gesagt – getan!

Es ging direkt vom Sportplatz mit dem ersten Anstieg los. Hier konnte ich in ein gutes Tempo mich einpendeln und mich nach vorne arbeiten. Oben ging mein Puls leicht nach oben und ich musste nun bei diesem Tempo bleiben. Es ging über Singletrails durch den Wald und dann wieder Downhill auf die andere Seite des Waldes zur großen Schleife. Bei jedem steileren Anstieg war ich einer der wenigen, der dann wirklich nur ging. Viele trippelten in kleinen Schritten und hechelnd an mir vorbei. Aber ich blieb ruhig und dachte an meine Taktik. Denn viel schneller kamen einige den Berg auch nicht hoch, verbrauchten aber eindeutig mehr Energie. Da kam bereits die erste Verpflegungsstation die ich direkt außen vor lies. Und weiter. Auf geraden Strecken konnte ich wieder das Tempo steigern, bis zum nächste Anstieg. Ich glaube einige dachten sich nur: “Der hat wohl nicht trainiert!”, oder “Wieso rennt er immer wie ein Bekloppter, aber dann geht er sobald es aufwärts geht” – sicherlich dachten sich einige einiges in ihrem Kopf 🙂

Was ich zu diesem Zeitpunkt merkte, meine Beine sind fit und fühlen sich gut an. Doch was passierte dann? Ein kleines spitzes Steinchen kam in meinen Schuh. Das ist mir ja noch nie passiert. Was tue ich? Bin grad im Flow. Ich lief 7km weiter. Erst bei der Verpflegungsstation Nr. 2 blieb ich stehen, zog den Schuh aus und direkt wieder an, füllte das Wasser auf, eine Banane in den Mund und weiter. Hmmm .. eigentlich war das nicht geplant. Wollte bei VP3 auftanken, aber gut. Besondere Umstände. Wieder liefen 5-6 Läufer an mir vorbei, die ich nun erneut überholen musste. Ich war vermutlich aktuell irgendwas zwischen Platz 40-50. Keine Ahnung. Ich finde es im Ziel heraus. Und los ging es. Ein etwas älterer Mitstreiter war ein zäher Hund. Ich glaube von km 10 – 23 wechselten wir uns immer wieder ab. Steigung Punkt an ihn, flach Punkt an mich. Bei einer engen Kehrtwende bremste er mich sogar aus. Oh man 🙂 Warum? Welch Ehrgeiz hat den ihn gepackt, um zu solchen Mitteln zu greifen? Ich lies mich nicht beirren und machte mein Rennen so wie ich mir vornahm. Ich zog an ihm vorbei und schwups der Schuh ging auf. Toll. Beim Steinchen auswerfen wohl nicht richtig gebunden. Also schnell bücken und weiter gehts. Paar km weiter verlor ich eine Flask – wieder schnell bücken und hoch. Dinge die mir nie bei einem Rennen passieren, nervig sind, Kraft und Zeit kosten – aber hilft ja nichts.

Irgendwann war der Herr nicht mehr in meinem Blickwinkel und auch alle anderen die mich durch mein Stein-Fauxpas überholten, sammelte ich wieder ein. Hmmm km 18 – jetzt kann ich doch langsam mal Tempo machen. Ich lief los, fühlte mich gut, trank brav Wasser, nahm noch ein paar ClifBloks zu mir und machte mein Ding. An VP4 konnte ich wieder ein paar Plätze gut machen und fand nun meinen Wettkampf Rhythmus (auch wenn anstrengend). Und es lief. Von weitem visierte ich immer die nächste Person vor mir an und schlich mich förmlich aus dem Windschatten an und zog vorbei. Zwei Läufer motivierten mich, riefen mir hinter her: “Sehr stark. Weiter so. Hol sie dir…” – das beeindruckte mich sehr und gab mir einen Extraschub. Das ist auch ein Grund weshalb ich diesen Sport liebe. Auch wenn wir Konkurrenten sind, machen wir das aus Leidenschaft und Spaß und unterstützen uns am Ende gegenseitig. Noch 5km – wieder erblickte ich einen Läufer. Bis ich in bei nach wenigen Minuten einholte. Er wirkte überrascht. Aber dann war es zu spät. Noch 3km und vor mir etwas gelbes 🙂 Das wird wohl noch meine letztmögliche Gelegenheit sein, einen Platz gut zu machen. Denke bin nun zwischen Platz 20-30! Aber er war ein flotter guter Läufer und irgendwann bemerkte er mich. Ich gab nun alles – All Out – entweder bekomme ich jetzt einen Krampf oder es geht gut. und ich zog 1km vorm Ziel an ihm vorbei. Und beschleunigte noch. Der letzte Downhill zur Turnhalle, einmal um den Sportplatz und da ist das Ziel – ein kläglicher Sprung fürs Finisher Foto, doch dann ballte ich die Fäuste und die Emotionen brachen aus mir heraus!

Mein Plan war es unter 2:45h zu laufen. Beim letzten CFT hatte ich glaub ich eine 2:59h. Und was steht da? 2:28:39? – ich bin unter 2:30h gelaufen! Lecko mio! Damit rechnete ich überhaupt nicht. Was ist denn hier passiert? Geil geil geil 🙂

Mein Mitstreiter kam auch ins Ziel und beglückwünschte mich und meinte nur, was war denn das am Ende? Eine 3er Pace? Bekloppter Typ 😀 und lachte! Wir gaben uns die Hand und aßen ein Stück Kuchen 🙂 Erwähnte ich bereits, wie sehr ich diesen Sport liebe?

Zur Verdeutlichung: die letzten Kilometer war ich auf dem Weg zurück ins Stadion 6. Schnellster, im Zielkanal 7. Schnellster und hatte tatsächlich eine Pace von 3:22 min/km und bei der letzten Runde auf Platz 9.

Gesamt bedeutet dies: Ich wurde beim diesjährigen Mountain King 12. Gesamt und 4. in meiner AK M40! Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet und ist einfach nur genial, oder? Top 10 knapp verpasst, aber dass ich überhaupt in die Nähe dorthin komme … unfassbar! Mal sehen ob eine 2:25 oder sogar 2:20h hier noch drin ist. Kann die Strecke im Training ja jederzeit laufen! 🙂

IATF21 – Teil 3: der Nachbericht zum K42

Endlich. Endlich konnte ich wieder in den Bergen einen Wettkampf laufen. Übers Jahr dachte ich mir, Wettkämpfe sind mir gar nicht mehr so wichtig. Es ist einfach schön, seine neuen Touren in den Bergen laufen zu können. Allein. In seiner Zeit. Doch irgendwie fehlte mir das andere doch. Die Anspannung, die Menschen, das Außenherum … Mehr dazu weiter unten im Text 😉

Wir (meine Familie und ich) sind bereits am Donnerstag per Bahn angereist. Wir dachten mit Kleinkind ist das entspannter. Können zusammen in Ruhe spielen, genug Zeit zum Umsteigen usw. – doch bereits im Zugabteil war die Entspannung weg, als auch beim Umsteigen. Der erste Sprint des Tages. Dazu fiel 15 min vor Innsbruck der Zug wegen eines Defektes aus. Nochmal alles packen und rüberrennen. Ein Traum. In Innsbruck angekommen, war der Streß erst mal weg. Eine wunderschöne Stadt, die Sonne scheint und das Hotel direkt um die Ecke. Und die kleine Maus hat direkt Hunger 😊 Stresslevel steigt wieder 😀

Freitag – der Tag vor dem Wettkampf. Vormittags haben wir uns entschieden bei bestem Wetter die Stadt ein wenig anzuschauen, gemütlich zu Frühstücken und in den Alpenzoo zu gehen. Dass es am Ende 27 Grad im Schatten sind und der Alpenzoo (trotz Bahn) einige Höhenmeter hatte, machten mich ziemlich fertig. Ich versuchte viel zu trinken, aber puh … schwitzte mehr raus! Am Ende waren wir den ganzen Tag auf den Beinen und ich war doch recht müde. Gerade die Beine und alles zwickte und war verhärtet. Yeah 😊 Ich fuhr dann nachmittags mit dem Bus in die Olympia World, checkte beim Lauf ein, fachsimpelte mit Dynafit wegen des Flasks Problem an meinem Rucksack und holte meine Startunterlagen ab. Und so langsam kribbelte es. Das Event packte mich und die Anspannung stieg ein wenig. Nach einem leckeren vietnamesischen Abendessen (am anderen Ende der Stadt), legten wir uns ins Bett. Ich legte grob alles zu Recht und um 5:45 Uhr klingelte der Wecker.

Samstag – ich war schon früher wach. Problem – die Betten quietschten so laut, dass sobald ich mich bewegte, meine Tochter und/oder Frau wach werden. Ich rollte mich aus dem Bett und im Dunkeln suchte ich meine sieben Sachen zusammen, um mich dann im Flur des Hotels anzuziehen. War etwas komplizierter. Danach zum Hauptbahnhof gelaufen, leichter Nieselregen, jedoch nicht kalt. Auf der Suche nach dem Bus, aß ich meine Banane (denn an meinen Rosinenzopf kam ich im Zimmer nicht, raschelte zu laut). Sah die Busnummer, flitzte hin, verlor dabei die Hälfte meiner Banane und der Busfahrer machte vor meiner Nase die Tür zu. Toll. Hatte doch noch 3 min Zeit? Er hätte auch einfach sagen können, dass er Dienstende hat. Also wieder fünf Buslängen zurückrennen. Puh. Ab geht’s.

An der Olympia World war schon einiges los. Ich gab meine Drop Bag ab und setzte mich in den Shuttle Bus nach Kranebitten. Ich war erstaunlich entspannt, aber beobachtete alle Läufer*innen. Wie sie ausgestattet sind, die Aufregung, die Stimmung. War von allem was dabei.

In Kranebitten lief ich mich ein wenig warm und traf Steffen. Wir beide trainieren bei Lars von Michael Arend Training und kannten uns nur aus der WhatsApp Gruppe. Dann ging es zum Startblock. Auf dem Weg aß ich noch eine ClifBar und quetschte mich nach einem „Equipment-Quick-Check“ in den Block. Tief durchatmen. Sitzt alles richtig. Und los. Die Taktik war, die Hälfte des Rennens bei einem Puls von unter 140 zu bleiben. Gar nicht so einfach, aber bis zur Mutterer Alm ging es bergauf. Die Strecke war laufbar und länger flach, als ich dachte. Bis zur ersten VP ging es nicht wirklich hoch. Wann kommen denn die Höhenmeter? Ich lief genau meinen Stiefel. Verpflegte mich ein wenig und ging weiter. Und dann ging es doch hoch und es war mehr ein Hiken, als Laufen. Aber das ist ok. Uns erwarten 42km und wir sind am Anfang. Ich war gut drauf und die Schwere in den Beinen vom Vortag wie weggeblasen. Ich beobachtete auch den Rest des Teilnehmerfelds und wunderte mich, wieso man in Minischritten bergauf läuft, anstatt einfach zu gehen. Kostet doch viel weniger Energie. Aber jede*r soll ihr / sein Tempo laufen. Ich blieb bei der Vorgabe von Coach Lars, und trotzdem schwankte meine Herzfrequenz und kam auch über die Schwelle. Bei km15 waren wir dann an der Mutterer Alm. Definitiv das Highlight des Laufes. Sowohl von der Aussicht als auch der Stimmung. Auch wenn der Weg über die viele Wurzeln nach oben manchmal mühselig war. Ich bog zur VP ab, nahm ordentlich Salz und Bananen zu mir. Füllte die Flaschen auf und zog den Rucksack ab, um die Laufstöcke hinten wieder zu befestigen. Ab jetzt wird gelaufen! Da müssen die Hände frei sein 😉 Und los gings. Ab jetzt kamen viele laufbare Wege und viele tolle Singletrails. Auch hier waren viele Wurzeln unterwegs, aber es machte einfach Spaß. Ich lies es laufen. Und drückte zu sehr aufs Tempo. Ich überholte einen nach dem anderen. Und mein Selbstbewusstsein stieg. Das Training zahlte sich voll aus. Erst langsam machen und dann richtig Spaß haben. Dies ging auch bis km25 super. Dann rutschte ich weg und mein linker Oberschenkel verkrampfte. Ich machte langsamer und merkte, wenn ich noch mal falsch belaste, bricht der Krampf richtig aus. Cool bleiben, Timo. Ganz cool bleiben. Ich atmete tief durch und versuchte meine Gedanken von den Beinen abzulenken. Gelang mal mehr oder weniger gut. Dann kamen wieder Downhill Passagen und da wurde es verdammt kritisch. An der nächsten VP nahm ich eine Handvoll Salz zu mir und paar Bananen. Noch paar ClifBloks hinterhergeschoben und viel getrunken. Zum Glück laufen wir erstmal über Straße und kurz danach ging es wieder in den Wald und Downhill. Ich versuchte ein Tempo zu finden, mit dem ich gut vorankam, jedoch aber auch keinen Krampf riskieren würde.

Bei km33 war denn so weit, Beide Oberschenkel zogen zu. Ich sah direkt mein DNF. Ich musste stehen bleiben und alle zogen wieder an mir vorbei und sahen mich herumhumpeln. Was lief falsch? Egal. Was kann ich jetzt machen, um zu finishen? Ruhig bleiben. Richtig. Ich bewegte mich, wie auf rohen Eiern und ging und ging um dann wieder ins Laufen überzugehen. Eine VP wartet noch. Die sollte ich zwar links liegen lassen, aber ab jetzt ist die Taktik egal. Und von einer Traum Zielzeit von 4:30h habe ich mich verabschiedet. Ich schaffte es zur nächsten VP und löffelte das Salz. Trank noch mal Isogetränke und lief weiter. Es ging, aber nicht toll. Vor jedem Up- oder Downhill hatte ich echt Respekt. Ich konnte die tolle Umgebung gar nicht wahrnehmen. Es ging durch eine schöne Schlucht, durch die die türkisblaue Inn floss. Richtig toll, aber ich beißte mich durch und vor mir eine Läuferin, deren Tempo ich zumindest beibehalten konnte. Doch irgendwann verlor ich sie fast aus den Augen. Ich muss doch noch laufen können? Kann doch nicht nichts mehr gehen. Und was war das? Es ging noch mal rauf? WIESO? 🙂 Mit einer anderen Mitstreiterin kämpfte ich mich nach oben, an einigen Wanderern vorbei und es ging rauf und rauf. Das bedeutet jedoch, es geht auch bald wieder runter! Davor hatte ich bammel. Wir hatten das gleiche Tempo, sie sah eindeutig fitter aus. Aber für mich zählt nur die Ziellinie, ob jetzt vor oder hinter ihr … ich muss da erstmal hinkommen. Was ich generell beim Lauf beeindruckend fand, dass die Personen, die überholt wurden, einen noch motivierten und anfeuerten. Oder wenn wir merkten, wir kämpften beide, uns über unsere Wehwehchen austauschten und beklagten (das Knie, der Oberschenkel … jeder hatte was anzubieten… was aber bedeutete – es ging allen zum jetzigen Zeitpunkt gleich) und uns Mut machten, ins Ziel zu kommen.

Ich schaute auf die Uhr und eine SUB5 ist möglich. Das war das ursprüngliche Mindestziel und vor dem Lauf hätte ich das auch sofort unterschrieben. Ich konnte meine Zeit bei solch einem Lauf vorab gar nicht einschätzen, aber unter 5h nehme ich. Auf geht’s!

Downhill … in Serpentinenform. Warum? Eng um die Ecken rennen ist jetzt alles was ich NICHT brauche. Ok los geht’s … vorsichtig, aber in einem gewissen Tempo. Das muss doch gehen. Die Dame hinter mir, bekam wohl jetzt auch Krämpfe… kann so gut mitfühlen …

Km40 hatte ich noch eine Pace von 9:45min/km (hier ging es auch noch mal 57m hoch), Km41 4:39min/km und Km42 – der Zieleinlauf – eine 4:21min/km. Da vorne ist das Stadion, die letzten Meter, noch eine Schleife drehen und da ist das Ziel. Ich holte noch 2-3 Personen ein und auch die Dame die 6km vorm Ziel mir davonzog. In der letzten Kurve zog ich vorbei und sprang von meinen Gefühlen überwältigt (keine Ahnung warum, aber die Anspannung fiel ab & ich merkte, ich habe es geschafft) ins Ziel nach oben! Puh … was ein Lauf. Und wen haben wir im Zielbereich: meine Tochter Valeska und meine Frau Julia. Das gab mir noch mal einen extra Push! Ohne die Beiden wäre dieser Lauf nie möglich gewesen. Sie mussten aufgrund des ganzen Trainings öfters auf mich verzichten. Und dafür kann ich nur ein riesengroßes DANKESCHÖN sagen!

Ich unterhielt mich im Ziel noch mit Steffen, trank ein paar alkoholfreie Weizen, nahm Vitamine zu mir und ging direkt mit meiner Familie auf den Spielplatz! 😊 Keine Pause – als Familienpapa, keine Chance 😊

 

Jahresrückblick 2020

Kennt ihr das? Es gehen einem so viele Gedanken durch den Kopf, die ich alle irgendwie halbwegs sortiert in diesen Artikel stecken will. Nun fange ich an … und rede um den heißen Brei herum, da mir der Einstieg nicht gelingen mag!

2020 – aus sportlicher Sicht. Ich kann dies natürlich nicht nur aus sportlicher Sicht betrachten, sondern auch aus privater Sicht. Denn passiert ist 2020 einiges! Und ich rede nicht von dieser Sache, die aktuell die Themen rund um die Welt beherrscht!

Ich versuche gerade zu überlegen, wie begann das Jahr? In den Genuss einiger Wettkämpfe kam ich 😉

Die letzten drei Läufe des Goldbacher Wintercrosses, die 22,6km Strecke des STREETwald Cross Dirt Runs (https://tigo-running.de/5-streetwald-cross-dirt-run/) und zu guter Letzt den Frankfurter Halbmarathon (https://tigo-running.de/18-halbmarathon-frankfurt/)!

Sowie weitere Infos hier: https://tigo-running.de/statistiken-zahlen-fakten/wettkaempfe-2020/

Ich muss immer noch schmunzeln, dass ich mich erneut beim STREETwald Cross verlaufen habe und dann nur noch just for fun die Kilometer gesammelt habe – trotzdem war es lustig und ein top Training. Aber genauso in Frankfurt: gleich am Anfang in den Wald abgebogen (Kälte und meine Blase sind keine Freunde) und dann noch der fiese Gegenwind am Main unten. Zwei Komponenten die mir eine Zeit unter <1:30h vermasselt haben, aber irgendwie lustig, nicht wahr?

Doch in diesem Jahr sollten viel größere Dinge anstehen:

  1. Hochzeit (März)
  2. Geburt unserer Tochter (Juni)
  3. Berliner Halbmarathon -> aber hier, dann unter 1:30h
  4. Innsbruck Alpine Trailrun Festival (IATF) -> letzter Trail-WK vor der Geburt & die ZUT Alternative für 2020
  5. Gutenberg Marathon Mainz -> wollte mit einem Kumpel noch mal ne Runde auf dem Asphalt drehen!

Doch zu den Punkten 3-5 kam es aus bekannten Gründen nicht! Gehen wir doch noch mal auf Anfang des Jahres zurück. Denn hier passierten bereits verrückte Dinge: z.B. das ich im Januar von meinen Besten entführt wurde und einfach in einen Flieger nach Vegas gesteckt wurde! Oder aber, paar Wochen später, für einen erneuten JGA nach Bamberg gelockt wurde – ein wenig Spaß und Party muss sein 😉 Dementsprechend vorbereitet, heirateten wir dann einen Tag früher und vor dem besagten ersten Lockdown. Natürlich ohne Gäste! Mal wieder sehr speziell, aber wir sind nun Herr und Frau Golowko 🙂 Und nach einigen Monaten des Homeoffices kam auf einmal (plötzlich und zu früh) unsere wunderhübsche Tochter Valeska zur Welt! Was ein Moment! Das lässt einem echt alles um sich herum vergessen! Ein wahrer magischer Moment! Und ich bin froh, ihn miterlebt zu haben! Und: dank dauerhaften Homeoffice habe ich jeden einzelnen Tag bisher miterleben dürfen! Was ein tolles Geschenk!

War daher das Jahr 2020 schlecht? Nein, überhaupt nicht. Ganz genau das Gegenteil – es war wundervoll! Gut, ich filtere einfach die ganze schlechte Stimmungsmache komplett aus! Gehört auch nicht her!

Doch was war denn nun 2020 sportlich los? Ich kann sagen, meine Füße hatten genug zu tun! Und mein Körper ist auf einem neuen Level – des dauerhaften Schlafmangels 🙂 Wenn ich nicht grad laufen war, war ich mit meiner Frau oder später mit meiner Familie spazieren! Wir waren so viel an der frischen Luft, wie es nur möglich war. Wir machten viel virtuelles Training daheim und als ich wieder in den FT – Club durfte, wurde dort 3x wöchentlich trainiert. Und in den warmen Monaten habe ich für Besorgungen einfach das Rad genommen? Auto – Fehlanzeige! Das staubt in der Garage vor sich hin. Aber soviel kann ich schon verraten: zu diesem Thema, kommt ein eigener Artikel! 🙂

Meine Statistiken könnt ihr euch im Detail unter https://tigo-running.de/statistiken-zahlen-fakten/jahresstatistiken/ einsehen.

Letztendlich bin ich in 2020 1.468km gelaufen, war dafür 128h unterwegs, habe diese in 160 Aktivitäten abgespult und bin 27.335 Höhenmeter nach oben gekraxelt!  

Mehr als die Jahre zuvor. Also auch hier lief das Jahr nicht so verkehrt. Und seit der zweiten Jahreshälfte, hab ich auch die Spaziergänge mit Valeska mitgetrackt, kamen auch noch mal > 600km zusammen (inkl. X Höhenmetern). Daher vermute ich mal, von Beginn des Jahres auch über 1.000km nur Spazieren.

Insgesamt (lt. Garmin) bin ich im Jahr 2020 knapp 3.668km zu Fuß unterwegs gewesen. Das werden wir doch 2021 sicherlich noch toppen 😉

Aber wisst ihr was letztendlich das Beste aus sportlicher Sicht war? Ich blieb 2020 komplett unverletzt! Das ist Premiere! Jedes Jahr hatte ich immer mal paar Tage oder sogar Wochen Wehwehchen zu beklagen und bin ausgefallen. Aber in diesem Jahr fand ich die Balance. Hilfreich war es sicherlich auch, dass wenig Wettkämpfe stattfanden und ich mich auch mehr ausgeruht habe und im Training ziehe ich selten das komplette Wettkampftempo durch.

Da fällt mir noch ein kleines Erlebnis ein: einmal bin ich spontan mit einem Kumpel einen 10er gelaufen. Er wollte unbedingt unter 45, vielleicht sogar 44 min laufen. Also ging es los. Ab durch den Schönbusch. Und es fühlte sich an dem Tag gut an und ich schaute ab und an mich mal um. Stefan war noch da, hielt auch wahnsinnig gut mit und so behielten wir das Tempo bei. Am Ende kamen wir knapp unter 41 min an. Das war auch für mich Bestzeit. Ungeplant, aber irgendwie ganz geil an dem Tag! 

Und nun, was können wir von 2021 erwarten? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Solange nichts planbar ist und die Situation so ist, wie sie aktuell ist – tut man sich schwer.

Wettkampftechnisch geplant sind:

6. STREETwald Crosslauf by Jörg Oberle33.9 km94513.02.2021
Innsbruck Alpine Trailrun Festival (IATF)42 km1.30022.05.2021
10. Zugspitz Ultratrail (ZUT)64 km2.92319.06.2021

Dies sind zumindest die Wettbewerbe, bei denen ich mich bereits angemeldet habe.

Ansonsten? Habe ich sicherlich die ein oder andere verrückte Idee im Training. Ich muss ja neue Strecken, viele Höhenmeter und jede Menge Spaß finden 🙂 Der Eselsweg ist auch noch nicht ganz abgelaufen. Ich würde gerne im Training meine 10k Zeit auf unter 40min setzen und entsprechend den Halbmarathon auf <90min.

Am Ende will ich aber vor allem eins – die Zeit mit meiner Familie verbringen. Daher wird auch 2021 nicht der Sport an oberster Stelle stehen! 😉

Euer Timo

Bolsterlang – unser erster Familienurlaub

Mitte / Ende September wagten wir unseren ersten Familienurlaub. In der aktuellen Situation, ist dies natürlich etwas speziell, aber wir versuchten es! Prämisse ist natürlich, dem Schutz der Familie! Und wenn die Gefahr zu groß gewesen wäre, hätten wir einfach abgesagt. Aber in einem kleinen verschlafenen Ort im Allgäu ist man vermutlich sicherer, als mitten im Rhein-Main Gebiet 🙂

Am 20.09.2020 ging es los. Das Auto war bis oben hin vollgepackt und wir hatten Glück in eine Ferienwohnung mit Babyausstattung zu fahren. Sprich: keinen Kinderwagen & Kinderbett usw. mitschleppen. Das wäre auch gar nicht realistisch gewesen 🙂

Für die Woche war zudem die Wetterprognose sehr wechselhaft, aber wir stellten uns diesem Abenteuer! Es fing ja bereits bei der Fahrt mit der kleinen Maus an! 😉

Letztendlich kamen wir an – da wir uns ja auch keinen Streß und kein Zeitlimit setzten – an und konnten unsere tolle Ferienwohnung beziehen und ankommen. Nach der langen Fahrt, musste auch zuerst ein Spaziergang her und wir erkundeten Bolsterlang.

Am nächsten Tag ging es mit der Hörnerbahn zum Bolsterlanger Horn hoch. Valeska´s erste Wanderung. Sie in der Trage bei Mama und Papa schiebt den Kinderwagen. War echt anstrengend 😀 Am Ende stellten wir fest, den Kinderwagen hätten wir gar nicht benötigt 🙂 Super!

Auch die anderen Tage hatten wir Glück. Geregnet hat es oft nur in der Nacht und wir konnten tagsüber unsere Touren machen. Bei jeder Wanderung war die Kleine super tapfer und genoss die frische Bergluft und die neuen Farben und Dinge die sie mit ihren großen Augen entdecken konnte!

Aber ich war natürlich auch ab und an mal ne kleine Runde laufen! (P.S.: Danke Schatz :-*)

An einem Tag konnte ich die Füße einfach nicht still halten – der erste Schnee!!! Ich bestellte das Abendessen und sagte meiner Frau: geh nur mal kurz hoch zum Sonderdorfer Kreuz und wieder runter – schnell duschen und Essen abholen.

Tja … zu dieser Jahreszeit, bzw. eine Woche vorher, war bereits der Almabtrieb. Ein paar vereinzelte Rinder verweilten noch auf halber Höhe, aber auf dieser Strecke sollte mir nichts mehr begegnen. Die Strecke kannte ich inzwischen gut, da ich sie bereits vor ein paar Tagen hoch gelaufen, sowie, mit meiner Familie gewandert bin. Nach dem ersten Anstieg, standen auf einmal verdammt viele Rinder direkt vor mir. Ohne Zaun. Okaaaayyy .. wo kommen die denn her? Ich überlegte umzudrehen, aber dachte mir .. ich gehe langsam vorbei, bis zum Drehkreuz und danach weiter. Funktionierte. Gut. Weiter die gewohnte Route. Umso höher es ging, umso weißer. Natürlich auf der Höhe, die mich erwartete, war nur eine leichte Schneedecke. Weiter oben, war alles komplett weiß, aber so weit sollte es mich heute nicht bringen.

Machte echt Spaß noch einmal kurz hier eine Runde zu drehen. Ich gelang ans Gipfelkreuz und baute wie versprochen, einen kleinen Schneemann für meine Valeska. Diesen wollte ich ihr dann auf dem Foto zeigen.

Bis dahin, war auch meine Laune noch super. Ich schrieb meiner Frau, dass ich auf dem Rückweg bin. MOMENT! Was ist denn hier los? Plötzlich steht ein Ochse da. Zum Glück ist das Gipfelkreuz eingezäunt und ich weiß nun auch wieso! Und die ganze Herde kam dem Anführer hinterher. 15-20 Rinder standen auf einmal um mich herum und starrten mich an. Leichte Panik kam in mir hoch. Wie verhält man sich, was tut man nun? Und es ist frisch, wenn man eben nicht in Bewegung ist. Ich schrieb meiner Frau und meinte, wird etwas später. Ich versuchte die Methode, mich vor dem Ochsen aufzubäumen, aber das tangierte ihn gleich null. Dann versuchte ich mich hinter das Gipfelkreuz zu verstecken, um aus dem Fokus herauszukommen. Half auch nichts. Was mich nicht gerade entspannen lies, dass an einer Stelle kein Zaun ist, aber anscheinend kommen die da die Kühe nicht durch. Hoffentlich. Um der Kälte vorzubeugen, machte ich ein paar Jumping Jacks und Kniebeugen. Und es passierte immer noch nichts. Ich warf einen Blick ins Internet und da stand, dass Signalfarben richtig uncool sind. Ich schaute runter und hatte an dem Tag eine neongelbe Shorts an. Toll. Welcher Hersteller für Mountain Equipment macht bitte schön solch grelle Farben, wenn doch bekannt ist, wie die Tierwelt darauf abgeht? 😀 Also weiter warten.

Nach ca. 20 min wandte die Herde langsam von mir ab, aber blieb paar Meter weiter stehen. Toll. Ich muss DAS ESSEN ABHOLEN!!! Also, bitte schwingt Euren Kuh-Hintern auf die Weide und ich laufe langsam dran vorbei. Es waren vielleicht 400 Meter bis zum nächsten Drehkreuz! Und langsam zogen sie von dannen. Puh! Ich wartete kurz und legte meinen Turbo ein.

Vollgas ins Tal! STOPP! Waren unten nicht auch Kühe? Also lief ich rechts herum (und hier war es total rutschig – super), aber keine Tiere mehr zu sehen und vielleicht einen Umweg von 1000 Metern. Ich rannte und rannte und war einfach nur noch froh, in der Ferienwohnung angekommen zu sein! Dort musste ich mich aber sputen. Also schnell unter die Dusche und zum Restaurant laufen und die leckeren Schnitzel abholen!

Das sind kleine Abenteuer, die passieren daheim oder in einer Stadt nicht! 🙂 Aber die bräuchte ich jetzt auch nicht ständig 🙂

Der Eselsweg

Was habe ich nun am Sonntag gemacht?

Vor 3 Wochen hat mir meine Frau Julia gesagt, laufe doch mal eine Etappe des Eselsweg – der Eselsweg ist ein 111 km langer Fernwanderweg durch den Spessart. 

Bis dahin war mir dieser gar nicht bekannt. Und ich meinte, ja ok. Hab mich aber nicht weiter mit beschäftigt.

Dann hat sie mir den Floh noch mal ins Ohr gesetzt und ich habe mir den Weg doch einmal genauer angeschaut. Da ich letzte Woche Bereitschaft hatte, konnte ich frühestens erst ab Freitag, den 17.04.2020 den Lauf starten. 

Doch welche Etappe überhaupt? Von wo bis wohin? Lustigerweise hat dann auch meine Bekannte Anita die Woche vorher gepostet, sie ist knapp 60km des Eselswegs gelaufen! Und ich habe mir die Route genauer angeschaut und sah definitiv nicht schlecht aus. Aber 60 km wäre doch zu viel des Guten. Für jetzt 🙂

Bin dieses Jahr max. 25-26 km gelaufen und auch wenn ich mich im Moment top fit fühle, muss man nicht gleich Vollgas geben. Also plante ich eine Marathon Strecke – das, was mich sowieso am 02.05. in Innsbruck an meinem Geburtstag erwartet HÄTTE. Nun ist der Lauf logischer- und sinnvollerweise verschoben worden und erwartet alle Teilnehmer*innen hoffentlich Mitte September dann im Herzen Innsbrucks. 

Zurück zum Lauf … ein bißchen recherchiert und am Ende nach mehreren unterschiedlichen Startpunkten, entschied ich

mich für die Kreuzkapelle in Wiesen (kleine Gemeinde in Bayern) und von dort aus 30 km auf dem Eselsweg und dann den Eselsweg verlassen und direkt nach Schweinheim heim. Zum Glück hat mich meine Frau nach Wiesen gefahren und die Strecke mit dem Auto zog sich schon. Puh, und das soll ich alles laufen? 😉  Hilfe!!! Sie hat mich dann an einem Parkplatz 1-2 km vor der Kreuzkapelle herausgelassen. Direkt an einem “E” 🙂 Der Eselsweg ist mit einem schwarzen E auf weißem Hintergrund markiert.

Und ich habe festgestellt, bis auf 3-4 Knackpunkte, ist der Weg richtig gut ausgeschildert. Gefühlt alle 50 Meter war eine Markierung und so konnte man sich vollständig auf sich und das Laufen konzentrieren. Besser, als bei manchem Wettkampf 🙂

Von weichen Waldwegen, Kieselwegen über kleine schmale Singletrails und vielen Down- und Uphills – manche auch 

recht technisch – daher alles dabei was das Trailherz so begehrt. Und natürlich die tolle Natur die mich den ganzen Weg begleitet hat, hier lass ich jedoch dann 1-2 Fotos für mich sprechen. 

Doch wie fühlte ich mich bei dem Lauf? Zu Beginn war es stark bewölkt und sehr frisch, doch nach kurzer Zeit 

wurde es mir sehr sehr warm 🙂 Als Verpflegung hatte ich 2×0,5l Flasks mit Wasser dabei, zwei Riegel und etwas 

Traubenzucker für den Notfall. Mein Plan war, dass das Wirtshaus am Engländer offen hat – Fehlanzeige 🙂

Die ersten 25 km liefen auch gut und dann merkte ich meine Oberschenkel. Ok, und die fehlende Kondition 🙂 Wäre aber auch seltsam, wenn ich das locker wegstecken würde. Eine Belastung > 2h waren meine Knochen, Muskeln und Sehnen nicht gewohnt und das merkte ich. Es wurde auch immer wärmer, die Sonne kam raus und ich merkte, dass ich mit dem Wasser geschickter umgehen sollte. Die Hälfte meines ersten Riegels brach dann auch noch ab und fiel in den staubigen Boden. Super 😀 Läuft. Daher Energiezufuhr wurde nur minimal zugeführt. Was nicht da ist … 😀

Als ich die A3 überquerte und langsam den Eselsweg verlassen hatte, habe ich irgendwie eine Abbiegung falsch genommen. 

Ich hab mich ja bereits 3-4x etwas verfranzt und bin dann gegangen um den Weg zu suchen und habe dieses nicht mitgetrackt. 

Am Ende hatte ich 2,5 km mehr auf dem Schrittzähler meiner Uhr, als meine Route die ich für den Lauf getrackt hatte. 

Jedenfalls war der Plan, quer durch den Wald und nicht durch die Dörfer zu laufen. Doch eine Kuhherde blockierte meinen 

Weg oberhalb und ich musste bei km32 runter auf die Straße, mit einigen Umwegen und naja … lief dann an der 

Landstraße St2312 entlang … bei jedem Auto / Motorrad musste ich auf den maximal 50cm breiten Grünstreifen springen 😀 Dafür konnte ich in einer ordentlichen Pace runterballern. So schlapp man sich nach mehreren Stunden fühlt, aber zum Ende hin Gas geben, geht komischerweise immer. Also sind der Muskelkater und die Schmerzen in den Beinen doch nur (großteils) Kopfsache :p Nach knapp 2 km auf der Straße kam ich endlich nach Oberbessenbach und konnte auf dem Gehweg laufen. Und merkte, sind immer noch knapp 8 km. Die Sonne brannte und ich hatte einfach kein Wasser mehr und hatte es bitter notwendig. 

Aber hatte auch keine Quelle, wo ich das Wasser herbekam.  Also weiter nach Bessenbach und bis Grünmorsbach. Doch dann gab ich mich geschlagen. Ich rief Julia an, sie soll bitte viel Wasser mitbringen und mich einsammeln. Ich bin dann noch bis zur Kirche und habe die 40 km abgeschlossen. Jedoch waren meine Beine so schwer und ich hatte auch leichte Magenprobleme, dass es keinen Sinn gemacht hätte – auf Biegen und Brechen – heimzu”wandern” und die 2,195 km bis zum Marathon durch zuziehen. Daher lieber die Notbremse gezogen. 

Wie oben erwähnt, hatte ich durch die Geh- und Suchpausen, am Ende 42.8 km auf meinem Schrittzähler, zumindest in den Beinen steckt der Marathon! 🙂

Und nun hießt es erstmal trinken und trinken und trinken. Hatte gar kein Hunger, einfach Durst. Viel Wasser, ein alkoholfreies Weizen, ein Mineraldrink, ein Eis und einfach in der Sonne auf dem Balkon liegen. Herrlich.

Als kleine Nachanalyse: ich hätte einfach über die Straße St2312 / Würzburger Str. auf die anderen Seite in den Wald laufen müssen. Dann wäre ich auf meiner geplanten Route gewesen. Das heißt, weitere Höhenmeter im Wald und mehr Schatten.

Vielleicht ganz gut so, wie es dann gelaufen ist. Im Wald hätte mich Julia nicht so einfach einsammeln können. 

Auf alle Fälle war es ein toller Lauf. Ich weiß, wo ich nun ansetzen muss. Aber die nächste längere Geschichte, dann 

erst nach meinem Geburtstag 🙂 

Fotos: privat!