Anfang des Jahres fing ich den Artikel wie folgt an:
„Viele wissen es inzwischen schon und viele hatten die richtige Vermutung – weshalb ich meine zweite Jahreshälfte nicht plane bzw. planen kann und will 🙂
Daher spannende Monate warten in diesem Jahr auf uns. Und welche Auswirkungen dies auf meine Fitness, auf mein Training, auf mein Befinden, generell auf mich hat – werde ich immer mal wieder hier beschreiben! -> Anm.: tat ich maximal in Insta 😊
Oft hört man ja, dass der Mann “mit schwanger” wird und pro Kind 10kg zulegt. Viele Dinge verändern sich auch auf Seiten des Mannes während der Schwangerschaft und ich versuche meine Erfahrungen mit euch zu teilen.
Werde ich bis zum großen Tag X alles durchziehen wie geplant? Oder wird sich einfach alles ändern 🙂
Aber auch auf Themen wie: wie wird sich mein Lauftraining verändern? Werde ich die Zeit und vor allem Energie am Anfang aufbringen? Ist es möglich, dann noch für Läufe > 40km zu trainieren?
Wenn ich zum Training komme, wie verlagert sich meine Trainingszeit? Alles im Morgengrauen und nicht mehr gemütlich am Nachmittag / Abend? Oder nur noch in den Mittagspausen 30 min Läufe?
Es gibt noch weitere interessante Themen, wie z.B. die Ausrüstung mit Kind. Man sieht sie ja immer mehr – die Babyjogger. Ab wann ist dies mit Kind möglich? Hier sagt man, sobald das Kind eigenständig sitzen kann, grobe Richtlinie, ab ca. dem 9. oder 10. Monat!
Doch wie verändert sich der Laufstil mit dem Babyjogger? Die Schrittfrequenz und das Tempo? Die Körperhaltung? Falls das Kind nicht gleich einschläft, sind Pausen mit einzuplanen. Ich weiß ja nicht, wie cool mein Kind dies dann findet, mit Papa an die frische Luft zu gehen und durch die Gegend zu flitzen 🙂 Auch hier kann ich auf großen Widerstand stoßen. Thema bleibt spannend! Es gibt viel zu entdecken und herauszufinden und dadurch natürlich viel zu berichten!
Die Schwangerschaft lief zum Glück bis dato ohne Probleme, dann die „intime“ Hochzeit zu zweit dank des Lockdowns und seitdem ist doch irgendwie alles anders, als man kurz vorher noch dachte. Seit Mitte März befinde ich mich dauerhaft im Homeoffice. Der Vorteil: ich kann vor der Arbeit, in der Mittagspause oder direkt danach in die Laufschuhe schlüpfen und direkt durchstarten.
Meine Frau war hochschwanger, und ich nutzte die Zeit noch – bevor die Kleine auf die Welt kommt – zu Laufen. Und das tat ich auch. In größerem Umfang. Immer wenn sich eine Lücke ergab und meine Frau mitspielte 😉 Ich habe so viele Geschichten von Vätern gelesen, aber auch Freunden, dass es mit dem Sport danach erst einmal mau aussieht. Entweder, weil ich keine Zeit habe, oder wenn ich Zeit habe, ich einfach viel zu müde und platt sein werde!
Vom Lockdown bis zur Geburt (Mitte März – Mitte Juni)
VOR dem Lockdown | 24 km |
AB dem Lockdown | 126 km |
April | 200 km |
Mai | 103 km |
Juni | 65 km |
Am 16.06.2020 war ich abends um 20:00 Uhr noch beim Yoga und alle Frauen dort meinten „legst du das Handy nicht raus?“, „Was ist, wenn es jetzt passiert?“ – super. Da war die Entspannung vor der Yoga-Entspannung schon weg :-D. Mein Kopf ratterte und ich legte das Handy natürlich neben mich hin und machte Bluetooth an, so dass ich direkt über meine Uhr informiert werde, falls ein Anruf kommt. Aber, um die Spannung wegzunehmen, es passierte nichts. Ich kam heim und gegen 0 Uhr gingen wir ins Bett (nachdem wir beim Schauen einer Serie eingenickt sind).
Um direkt danach wieder aufzustehen, da die Fruchtblase geplatzt ist. Ich wollte das erst gar nicht glauben. Meinte nur im Halbschlaf “ja ja” 🙂 Ich rief die Hebamme im Krankenhaus an und sie meinte: “Kommt sofort!” Um 00:30 Uhr ging es Richtung Krankenhaus und um kurz nach 3 Uhr war unsere kleine Tochter Valeska auf der Welt. Wow. Was ein Tag. Ich informierte meine Chefs, dass ich die nächsten Tage erst einmal frei nehme… 🙂
Während der Schwangerschaft hat man sich schon alles ausgemalt.
- Wie wird das alles werden?
- Wie wird die Kleine sein?
- Wie sieht sie aus?
- Wie fühlt sich das an?
- Was macht das mit uns?
Und wenn man das erste Mal dieses kleine Lebewesen sieht – einfach unbeschreiblich! Ein kleiner Mensch kam auf die Welt. So klein und zerbrechlich. Und es ist unsere Tochter! Ab jetzt haben wir eine riesengroße Verantwortung für diesen Menschen!
Um 6 Uhr bin ich dann aus dem Krankenhaus, auch dank Corona, “geschmissen” worden und war zwar müde, irgendwie aber auch total wach. Aufgeregt. Stolz. Glücklich. Ich fuhr heim und versuchte die Wohnung abzudunkeln und mich schlafen zu legen. Den Wecker habe ich auf 11:30 Uhr gestellt 😀
Ding Dong – Da – war ich dann total zerstört 🙂 Ich machte mich frisch, packte ein paar Sachen, besorgte mir etwas zu essen und ging ins Krankenhaus zurück. Nach ein paar schönen Stunden (um es alles überhaupt zu realisieren – ist das alles wirklich heute Nacht passiert?), ging es wieder heim und ich dachte mir – frische Luft tut gut! War traurig, meine Frau Julia mit der Kleinen alleine zu lassen, aber musste selber auch durchschnaufen und Kraft für die nächsten Tage tanken! Also Laufschuhe an und eine kleine Waldrunde drehen. Okaaayyyyy – ich muss den Leuten recht geben, dass direkt an dem Tag, man keine Höhenmeter einbauen sollte. Oder überhaupt Laufen gehen sollte! Spazieren gehen, wäre die klügere Wahl gewesen! Mein Körper war wie gelähmt und es tat einfach alles weh. Ich zog die Runde durch, um mich dann endlich wieder daheim auf der Couch einzufinden und an meine süße kleine Familie zu denken.
Ich probierte es dann immer und immer wieder. Am Ende bin ich seit Geburt bis heute (17.06. – 11.11.2020) 518km gelaufen. Nicht weniger als in den Vorjahren. Nur die Distanzen wurden kürzer. Bin im Durchschnitt vielleicht immer zwischen 6-8km gelaufen. Häufiger, dafür kürzer. Und es geht doch richtig gut. Ich muss aber auch gestehen, ich bin froh, dass die Berg-Marathons und Ultras ausgefallen sind. Da wüsste ich nicht, ob das so funktioniert hätte!
Von Geburt bis heute (Mitte November):
Juni | 29 km |
Juli | 113 km |
August | 101 km |
September | 107 km |
Oktober | 125 km |
November (bis 11.11.2020) | 43 km |
Doch nicht nur Laufen stand auf dem Plan. Ab und an bin ich für Erledigungen auch aufs Rad gestiegen und zog auch mein Core-, Stabi- und Krafttraining weiterhin durch. Insgesamt absolvierte ich 57 Einheiten im FT-Club.
Wie man sieht – Familie, in Kombination mit einer Neugeborenen, Haushalt, Arbeit und Sport geht. Mein Vorteil natürlich, dass ich die ganze Zeit im Home Office bin und den Haushalt in der Mittagspause erledigen kann und mir die Zeit der Arbeitswege spare.
Aber natürlich – ganz klar: kann und konnte ich nicht immer bei jeder Sporteinheit das gleiche Pensum abliefern, wie vor der Geburt. Der Körper merkt definitiv die Umstellung. Es gibt durchaus Tage, da ist man absolut kraftlos und von der Motivation brauch ich gar nicht erst sprechen 😊
Wenn ich aber so auf die letzten Monate zurückblicke, kann ich auf eine super schöne Zeit mit meiner Familie zurückdenken. Und meinen Ausgleich und Kraft für die Nächte, habe ich mir Dank des Sports geholt. Ich konnte mal durch schnaufen, was für mich machen und fange nicht wieder bei 0 in einigen Monaten an.
Aber selbstverständlich hat meine Ausdauer darunter gelitten. Ich denke, so aus dem Stegreif heraus, kann ich nicht einfach wieder >30km auspacken.
Auf den kurzen Einheiten bin ich jedoch schneller geworden. Da ich inzwischen durch die Segmentjagd regelmäßig Tempotraining eingebaut habe und das kommt meinem Speed entgegen.
Am Ende wäre das aber alles nicht möglich gewesen, wäre meine Frau Julia nicht so unterstützend und lässt mich ab und an mal aus dem Haus 😉 :-*