Frankfurt Marathon 2018

6 Wochen nach Berlin stand der 37. Mainova Frankfurt Marathon an … mein dritter und voraussichtlich (sehr wahrscheinlich) letzter Straßenmarathon! Die ganze Woche waren die Wetterprognosen bei 7-9 Grad und Dauerregen. Traumhaft! 😉

Ich fühlte mich die Woche recht gut, wäre ich Dienstags nicht beim ins Bett gehen an der Couch hängengeblieben und hätte mir meinen Fußnagel halb rausgerissen. Super … also am nächsten Tag Desinfektionsspray besorgt, Jod-Salbe in der Apotheke und das Ding brennt .. man man man. Gibt nix schlimmeres, als schmerzende Fußzehen beim Laufen! Dann lief die Nase wieder … aber das ignorierte ich gekonnt. Und Freitag? Hatte ich Probleme mit Magen-Darm … na toll! Die Aufregung kann es nicht sein, da ich tiefen entspannt war. Oder lag es wieder an meinem Carbo-Unloading / Loading Programm? 🙂 Keine Ahnung … 

Meine Vorbereitung für Frankfurt bestand eigentlich „nur“ aus dem Berlin Marathon, den Bodensee-Halbmarathon, den Blaubeuren (20km) Trail, einigen Demolition Workouts & Functional Trainings und paar kurze gemütliche Läufe! Aber nichts mehr spezielles! Im Prinzip mehr gefaulenzt 🙂

Samstag:

Gut, samstags ging es mit Jana dann nach Frankfurt. Dort treffen wir dann meinen Bruder Kai und meinen Kumpel Max. Daher ab auf die Messe, Startunterlagen abholen, bißchen abhängen, Pasta essen und heim. Tja .. was passiert? Werden in den falschen Startblock gesteckt .. also zum Servicedesk, denen noch mal das schildern und mit einem Aufkleber wieder in Startwelle 1 und Startblock 3. Yeah! Danach ging es heim und auf die Workout Party von Jörg Oberle – aber nur als Zuschauer 🙂 Und dann hieß es – Ausrüstung zusammenlegen und Bettruhe!

Sonntag – Raceday:

Zeitumstellung war angenehm – eine Stunde länger schlafen, wenn ich nicht grad 3x wach geworden wäre in der Nacht :p Kurzes Frühstück, abduschen, Zeug anziehen und ab gehts. Wir sind nach Hanau gefahren und von dort mit dem Zug weiter. 

Die gute Nachricht war, es regnete nicht. Die schlechte? Es war frisch und sehr windig!

Egal – half alles nix. Wir hielten uns in den Vorräumen der Festhalle warm, hatten Spaß und waren entspannt. Max hatte leider Probleme mit dem Zug, den sahen wir erst im Ziel.

Irgendwann war 7 Minuten vor 10 – f*** – muss in den Startblock. Grad noch rechtzeitig angekommen, über die Absperrung gehüpft. Meinem Schatz Julia den Pullover hin geschmissen, letzte Motivation abgeholt und konzentriert. Es war wirklich frisch! Angeblich war ich im Startblock 3 – doch der war 10 Meter vor uns. Das merkte man daran, als um 10 Uhr dieser Block sich bewegte, meiner nicht! Super! Also mit zwei anderen Jungs durchgemogelt, nach vorne geschoben und direkt los gelaufen. Über die Matte und Vollgas … hatte ich eigentlich eine Taktik? Mein Ziel war es, Sub3:30 zu laufen. Meine Taktik? Chaotisch wie immer … 1:45h für die erste Hälfte, 1:44h für die zweite Hälfte. Macht 3:29h für einen Marathon und gemäß der Mathematik befinde ich mich damit unter 3:30h. So der Plan – zumindest in der Theorie … 

Rennbericht:

Hatte ich erwähnt, dass es echt windig ist? Nein … war es aber. Aber Wetter darf (fast nie) eine Ausrede sein. Ich bin heilfroh, dass es nicht regnete!

Die Masse vor mir, musste ich erst einmal wieder einholen. War schon komisch von hinten das Feld aufzuholen. Letztes Jahr war ich mittendrin, einen Block weiter hinten, ebenfalls ganz hinten. Und hatte am Ende eine Zeit von 03:48:22h auf der Uhr. In Berlin vor 6 Wochen stand dann schon eine Zeit von 03:32:02h zu Buche. Verrückt, was in einem Jahr so möglich ist!

Zurück zum Lauf. Wie erwähnt, war es seltsam, bei den „schnelleren, ambitionierteren“ Läufern zu sein. Das ist doch eine andere Hausnummer. Aber ich fühlte mich im Rennen auf einmal wohl. Ich machte nach ein paar Kilometer die Musik an, suchte meine Rhythmus und lief meine Stiefel. Nach wenigen Kilometer kam uns die Spitzengruppe schon entgegen und dort auch der deutsche Spitzenläufer Arne Gabius. Wahnsinn – er ist genauso alt wie ich nur ein wenig schneller 🙂 Die Stimmung an der Strecke war gut und das Tempo hoch. Und wieder (wie letztes Jahr) drehte die Uhr durch die Hochhäuser und / oder den vielen GPS-Sendern durch und ich hatte angeblich ne Pace von 3:40min/km. Meine Uhr machte wieder einen Sprung von einen Kilometer. Somit konnte ich mich erneut nicht auf die Technik verlassen, da ich immer fast exakt einen Kilometer voraus war. Das einzige was noch stimmte, war vermutlich der Puls und natürlich die Zeit. Daher konnte ich nur an den 10, 20, 30km Marken mir meine Zeit umrechnen, um zu sehen wo ich stehe! Was ich jedoch die ganze Zeit merkte, ich bin viel zu schnell für einen 1:45er Halbmarathon! Aber es fühlte sich noch gut an, also warum nicht? Oder wird sich das hinten heraus rächen? Werden wir ja bald wissen … in 2-3 Stunden :p

An jeder Verpflegungsstation habe ich immer brav ein Wasser zu mir genommen. Musste jedoch recht früh eine Pinkelpause einlegen. Ich war grade an den 3:30h Pace Maker dran und musste links ins Gebüsch. Kostet locker mind. 45 Sekunden. Naja was soll man tun. Schmerzen beim Laufen sind auch nicht nett! Also wieder zurück ins Feld und wieder einsortieren. Und unterbewusst hab ich beschleunigt um wieder aufzuschließen. Doch was ist nun? Keine 7-8 km später, drückte es schon wieder. Irgendwas stimmt doch heute nicht … also wieder ein nettes Gebüsch in Frankfurt gesucht und erneut einen kleinen Boxenstopp genommen! Ich werde verrückt. Gut, lässt sich ja nicht ändern.

Also weiter gehts, wieder fast die 3:30h Pace Maker aus den Augen verloren. Ich weiß gar nicht genau, wann es war. Irgendwann zwischen 14-17km, traf ich auf der Gegenseite endlich meinen Kumpel Max. Er hat es doch rechtzeitig zum Start geschafft und war ebenfalls mit ner flotten Sohle unterwegs. Wahnsinn. Nun nur nicht nachlassen, sonst holt er mich bei seiner Premiere noch ein *grins* 

Bald kommt die Kilometer 20- und kurz darauf die Halbmarathon-Grenze. Das bedeutet zum einen es gibt Gels und zum anderen ich weiß wo ich im Rennen stehe. Nachdem ich das erste Geld bei km20 zu mir genommen habe, einschließlich Wasser und ner Banane ging es mit schnellen Schritten zur 21,1km-Marke und was sehe ich da – ich bin bei ca. 1:41h – das bedeutet gem. der mir gelehrten Mathematik, ich befinde mich 4 Minuten unter Plan. Ups. Doch viel zu schnell. Verdammt? Das kann doch bis Ende nicht gut gehen. Auf der zweiten Hälfte war ich bisher immer schneller. Werde ich das auch heute durchhalten? Oder passiert etwas mit meinen Muskeln? Ich will es mir ehrlich gesagt gar nicht ausmalen.

Die zweite Hälfte kann beginnen. Ich versuchte erst einmal zu beschleunigen. Das Ziel klar vor Augen. Was ich jedoch feststellte, dass die schnelleren Läufer total unentspannt sind und sich genauso dämlich anstellen wie überall. Wasser nehmen, stehen bleiben! Wasser nehmen, sich in den Weg stellen. Weg kreuzen – gut das ist mir auch einmal passiert. Aber ich habe echt die Schilder für die Verpflegungsstation nicht gesehen. Sorry noch mal … aber habe ja niemanden umgerannt! 🙂

So ging es mit Kilometer 25 weiter … und ich musste feststellen, meine neuen Ärmlinge sind echt top und waren ihr Geld wert! Guter Spontankauf 🙂 Aber …. ich musste zum dritten Mal austreten .. das hatte ich ja noch nie. Das hat mich heute locker 2-3 Minuten zusätzlich gekostet. Egal … nicht alles ist planbar an so einem Tag! 

Gleich kommt Kilometer 30 … hier weiß ich dann wieder, wo ich mich in diesem Rennen befinde.

An der Stelle bedeutet es aber auch, man befindet sich auf der Mainzer Landstraße und zurück in die City. An dieser Stelle hatte ich knapp über 02:23h auf meiner Uhr. Puh wow. Das heißt ja, ich habe mir einen 7 Minuten Puffer auf meine gesteckte Zielzeit erlaufen. Was nun? Und wieder stellte sich die Frage, halte ich das nun noch 12 Kilometer durch? Nur noch 12 Kilometer? Wie oft bin ich gemütlich diese Distanz im Training gelaufen? Das ist doch überhaupt nix. Also los gehts … A-B-E-R .. ich merkte meine Oberschenkel inzwischen enorm. Der schnelle Start zollt doch seinen Tribut. Timo, nicht aufgeben … Go go go … Du bist deinem Ziel so nahe. Kräfte mobilisieren und weiter … meine Playlist war an dieser Stelle eher slow unterwegs … naja 🙂 Doch Kilometer für Kilometer musste ich dieses Mal echt kämpfen. Und mein Kopf senkte sich Richtung Boden und meine Gedanken kreisten immer mehr um meine Eltern … ja sie fehlen mir und ja ich will sie stolz machen! Was ihre Kinder inzwischen alles so auf die Beine stellten! Was mein Bruder innerhalb von nur einem Jahr für sportliche Disziplin und Leistungen aus sich herausgeholt hat. Was ich die letzten Jahre kontinuierlich von 0 auf 100 zu Stande gebracht habe und jetzt laufe ich gerade meinen (dritten) Marathon innerhalb von 12 Monate! Und sogar die kleine Schwester macht immer häufiger Sport, wäre da nicht ein mieser Splitterbruch dazwischen gekommen. Aber sie kommt bald wieder auf die Beine und dann gehts weiter! Ok ok .. ich drifte schon wieder vom Thema ab … 🙂 Nix neues bei mir! I know 🙂 Und jetzt rollen noch mehr von euch die Augen – wenn ich mit dem Deutsch/Englisch Mix anfange! 😀

Aber letztendlich will ich mir was beweisen – mir geht es nicht um die finale Zeit! Sondern was ich bisher geleistet habe, zu was ich im Stande bin zu leisten, was mein Körper leistet – was ich vorher nie dachte! 

Doch der Körper wirkt zu diesem Zeitpunkt schwach und müde. Oder ist es der Kopf? So laufe ich in meinem Tunnel, Schritt für Schritt weiter gen Ziel. Aber tue mir echt schwer. Und ja, bin sogar bei den Gedanken an meine Eltern den Tränen nahe … doch bei ca. km35 standen meine Arbeitskollegin Janine und ihr Mann Marcelo (der mit mir laufen wollte, jedoch am Morgen aufgrund Verletzung leider absagen musste) – und was soll ich sagen? Die Rettung zur rechten Zeit! Sie feuerten mich an und Marcello rief mir noch hinterher, „…wenn du weiter so machst Timo, dann kommst du bei 3:21 ins Ziel …“ – wow? Wirklich? Die gaben mir noch mal richtig Antrieb und Energie für die letzten Kilometer – denn es sind ja nur noch 7! Kopf und Oberkörper wieder aufgerichtet, das Lächeln zurückbekommen und weiter gehts. Einen Kilometer später steht mein Schatz Julia und auch ihr Lächeln machte mir weiter Mut dies durchzustehen! Also … nicht so anstellen, Vollgas! Ich bemerkte zwar meine Beine und meine linke Wade deutete an … ein falscher Tritt und ich ärgere dich mit einem Mordskrampf … aber ich ignorierte dies gekonnt und machte Schritt für Schritt um wieder in die Innenstadtschleife zu laufen! Dort nahm ich die ganzen Menschen – die bei der Kälte am Rand standen und die Läuferinnen und Läufer anfeuerten wahr – und genoss es einfach … die letzten Kilometer meines letzten Straßenmarathons! Wow – Gänsehaut! Also wenn ich jetzt nicht über meine eigenen Beine stolpere hab ich es echt geschafft … yeahhhhhh! Nochmal an der alten Oper, an der Hauptwache vorbei. über die Friedrich-Ebert-Anlage und final zur Festhalle einbiegen! Und dort jubelten alle zu, Jana stand da und schrie sich die Seele aus dem Leib und ich lief in die Halle auf den roten Teppich ein! Und alle feierten auf den letzten Meter .. und ich dachte mir .. neeeee … feiern kann ich hinter dem Ziel! Also links an allen vorbeiziehen, mit dem HR1-Moderator abklatschen und zack ins Ziel! Geschafft! 

Ich werde direkt durchgeschoben … sehe Frank Buschmann, der sein Interview unterbrach mich ansah und meinte, „Alles klar bei dir Timo?“ Ich so, ähm ja? „Du kannst ja noch lachen?“ 🙂 Tja, wenn ich bzw. wir Golowkos eines können, dann immer und in fast jeder Situation grinsen oder lachen 🙂 Ich ging nach draußen, dort stand Sabrina Mockenhaupt beim Interview. Sie ist echt klein 😉 Und nun ist es soweit .. ich bekomme Glückwünsche und bekomme die Medaille umgehängt! Mission erledigt! Blick auf die Uhr .. und wow … 03:22:43h 

Minimalziel war Sub3:30 – Plan war 3:29h und erreichtes Ziel 03:22h – puh, hab ich das wirklich geschafft? Schaut so aus … 10 Minuten unter meine PB von Berlin. Das war gerade mal vor 6 Wochen. Und dort war bestes Wetter! Das ist einfach der Wahnsinn!

Aber nun hatte ich Hunger … und habe erst einmal jeden Stand abgelaufen und mich versorgt und dabei auf der App geschaut wo Max und Kai bleiben .. und ich war erneut geflasht! Wahnsinn, was für Leistungen an diesem Tag! Respekt, Hut ab Jungs! Bin stolz auf euch und eure Leistungen! Der Hammer!

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Mittem im Marathongeschehen

Mein erster Marathon

2017 – es ist soweit. Was ich bisher nicht einmal in meinen kühnsten Träumen vorgestellt habe … ich plane einen Marathon. Den ersten wichtigen Schritt habe ich hinter mir – die Anmeldung. Nun geht es um die Vorbereitung. Wie ich vorankomme, wie ich trainiere, welche Höhen und Tiefen kommen werden, werde ich Euch hier erzählen. Ich weiß selber noch nicht, auf was ich mich hier eingelassen habe 😉 Aber es wird spannend … für mich 🙂

Update 26.06.2017:

Und ob es spannend wird. Ich liege weit hinter meinem Trainingsplan zurück und allzuviel Zeit bleibt mir nicht mehr … hmmm? Aufgeben? Bereits vorm Start? Niemals. Wenn ich mir nicht gerade ein Bein vorher brechen sollte, ist Nicht-Antreten keine Option 🙂

Was passierte? Nach der Leistungsdiagnostik (07.04.2017) by Jörg Oberle (www.joerg-oberle.com), bekam ich einen auf mich zugeschnittenen Trainingsplan. Der Umfang war ordentlich, aber machbar. Aber ich bekam es nicht hin. Und dann fingen Schmerzen am linken Knie am Außenband an, dazu Rückenschmerzen und so kam eins zum anderen. Hausarzt, Orthopäde, MRT (02.08.2017), wieder Orthopäde, Physio … man man man .. in der Zeit hätte ich auch viel trainieren können. Hätte! Am Ende war ich nämlich an dieser Misere natürlich selber dran schuld. Nur ich alleine! Ja richtig gelesen! Ich Dödel, war selber dran schuld. Wieso? Weil ich nur gelaufen bin. Mein Trainingsplan bestand nur aus langsamen und schnellen, kurzen und langen Läufen. Das wars. Kein Dehnen, keine Stabilitätsübungen, kein Lauf-ABC, keine Alternativsportart. Nix. Dazu kam die Baustelle, in dem ich Freitags und Samstags immer am Haus rumgewerkelt habe, was extrem auf den Rücken ging. Auch die Knie wurden dadurch enorm in Mitleidenschaft gezogen. Das sieht man auch an meinem unterirdischen Trainings-umfang im Juli und August. Hier hätte das Trainingspensum natürlich kontinuierlich gesteigert werden sollen und müssen. Gut, ich habe mich auch nicht ganz auf die faule Haut gelegt, aber so war der Plan für meinen ersten Marathon definitiv nicht. Doch wie ging es weiter? Ich wusste, ich probiere bis Tag X ob es klappt. Aufgeben war keine Option. Nie! Also widmete ich mich täglich meinen Faszien, hatte 1x wöchentlich Physio, versuchte langsam zu laufen und immer wieder zwischendurch ein paar spezielle Dehnübungen für meine „Verletzungen“ zu machen. Doch was hatte ich überhaupt? Gemäß dem MRT habe ich erstmal keinen Bandscheibenvorfall, sondern „nur“ Arthrose in drei Lendenwirbeln – sprich Abnutzungserscheinungen. Gut, ich werde eben nicht jünger 😀

Ansonsten kamen typische Laufverletzungen hinzu- das Piriformis Syndrom – der Gesäßmuskel bereitet Schmerzen, die sich dann im unteren Rücken bemerkbar machen. Zum anderen, ITBS – das Iliotibialband-Syndrom – bekannt auch als Läuferknie. Und damit fing es an. Und ich weiß es noch ganz genau – es war der 23.05.2017 – bei einem Workout beim City Night Run in Aschaffenburg. Plötzlich war der Schmerz im Knie außen da. Ich dachte mir nichts dabei und am nächsten Tag war es auch wieder gut. Wenn keine Belastung auf das Knie, besser auf das Band kommt. Es machte sich immer bemerkbar, ab ca. einer Stunde Laufen oder nach 11-12 km. Man konnte die Uhr danach stellen und es zieht dann so dermaßen rein, dass ich mich nicht mehr bewegen kann (außer mit extremen Schmerzen!). Doch wie kommt das Zustande? Ganz einfach: unzureichendes Aufwärmen, zu wenig Dehnen, zu schnelles Steigern des Trainings, zu harter Untergrund, falsche Schuhe und und und. Das besagte Band reibt sich während dem Laufen an der Kniescheibe und wird dadurch gereizt. Und irgendwann wird es eben extrem schmerzhaft! Wenn man dazu sich noch die Foren durchliest, und dass man 3-6 Monate ausfallen kann und es nicht belasten sollte, kann einem schlecht werden und man gibt die Hoffnung auf oder wird eben unvernünftig (bzgl. des Trainings) bzw. vernünftig mit dem Alternativtraining und dem langsamen Steigern der Läufe! Wäre doch gelacht, wenn ich das bis Oktober nicht hin bekomme.

Im Juli waren es ganze 47,8 km – im gesamten Monat! Davon drei schnelle Wettkämpfe -> Stichwort: Unvernunft! Im August ging es schon besser, bin ich wieder auf 96,4 km gekommen, aber natürlich viel zu wenig für eine Marathonvorbereitung. Erst im September habe ich mich wieder nach oben gearbeitet, mit knapp über 126 km. Der erste Härtetest war der Tegernseer Halbmarathon. Und … was soll ich sagen. Bin so gut wie schmerzfrei durchgekommen. Ich bin auf dem richtigen Weg 🙂 Im Oktober habe ich dann noch einmal Gas gegeben, 229 km – den Beginn machte der Aschaffenburger Halbmarathon – wo ich gleich absolute Bestzeit lief. Wow! Jetzt hat mich das Marathon Fieber gepackt. Schmerzfrei, die Beine sind im Training und Wettkampf schnell. Ab zusätzlich habe ich nun auch das Functional Training auf dem Plan mit hereingenommen und das war die Erfahrung die ich brauchte. Erstens bin ich in eine coole Truppe aufgenommen worden, zweitens machte es Spaß, drittens brachte es enorm viel!

Noch drei Wochen … und ich musste endlich meinen ersten langen Lauf machen. Ich bin Sonntags, einem Tag nach dem Drink & Run-Lauf (doofe Idee) frühs mit Michael laufen gewesen. Er kam 10 km mit, bis er sein Auto gefunden hat und ich legte dann los. Von Aschaffenburg durch die Fasanerie, nach Schweinheim, bis Gailbach, wieder zurück, durch die Stadt, Richtung Schönbusch, eine große Schönbusch-Runde und wieder heim. Am Ende waren es knapp 31 km und die Muskulatur und der Rücken hielten! Und ich war schlag kaputt. Bin nur noch auf die Couch gefallen. Über 11 km fehlen noch bis zum großen Ziel. Jedoch beginnt jetzt die Tapering Phase. Mein Coach meinte, keine langen Läufe mehr! Verdammt. Kamen doch wieder Zweifel auf (schaffe ich das wirklich?), jedoch andererseits auch Euphorie, da ich über 30 km gelaufen bin und das schmerzfrei. Am Ende überwiegt die Hoffnung!

Die letzte Woche … die Aufregung steigt … noch wenige Tage dann ist es soweit. Nun heißt es drei Tage keine Kohlenhydrate und schnelles intensives Training. Glykogenspeicher leeren. Ab Donnerstag hieß es dann, Speicher wieder auffüllen. Das war heftig 🙂 

Die Nacht davor … ich war erstaunlich entspannt und konnte durchschlafen! Hätte ich nie gedacht. Bei meiner Halbmarathon-Premiere war die Nacht davor komplett unruhig … 

Der Wettkampftag – 29.10.2017 … früh aufstehen und es regnete ununterbrochen. Super. Danke – lieber Wettergott! Bei meinem Halbmarathon-Debüt war dies ebenfalls so .. ich habe definitiv ein Händchen für sowas. Aber das ist normal – da wo ich bin, ist Regen 🙂

Es ging zum Aschaffenburger Hbf, schnell noch paar Rosinenbrötchen gekauft und ab zum Zug. Mit dem ICE ging es dann nach Frankfurt zum Hbf und von dort aus, dann knapp zwei Kilometer bis zur Messehalle. Dort war es noch erstaunlich ruhig. Wenige Menschen und man konnte sich in Ruhe umschauen. Ich habe meinen Beutel abgegeben und einfach nur da gesessen und war noch immer total entspannt. Warum? War mir selber ein Rätsel! 🙂 und andere versuchten auf Teufel komm raus mich nervös zu machen 🙂 Noch zwei Stunden bis zum Start …

Das Warten dauerte gefühlt ewig .. jedoch gegen 09:30 Uhr machten wir uns zum Startblock auf. Und es passierten Wunder – die Wolken rissen auf, blauer Himmel kam zum Vorschein und die Sonne! Yes! Die Startblöcke füllten sich, jede Menge Menschen und keine WC-Häuschen … und das ist auch eines der Dinge die vorm Start sein müssen. Vor Aufregung noch mal wohin. Aber war ja nichts. Und wir hatten die tollen Bauzäune um uns herum und nur Büsche und dort standen überall Polizisten. Egal .. noch 10 min .. ich muss jetzt .. also klettere ich drüber und was passiert? Ich rutsche ab … autsch! 🙂 Toll! Und jetzt 42.195 km laufen. Super! So zurück in den Startblock und ich habe jede Menge Läuferinnen und Läufer aus Instagram gesehen! 

10… 9… 8… 7… 6… 5… 4… 3… 2… 1… Startschuss! Und ab gehts … mein bis dato größtes Laufabenteuer startet. Ich vs. meinen Willen! 

Man muss sagen, es war sehr sehr windig. Der Sturm wehte durch die Hochhäuser, so dass man plötzlich einen Meter nach außen gedrückt wurde. Aber die Stimmung war fantastisch und nach 1-2 km sind uns an der ersten Schleife die Profi – Läufer entgegengekommen. Wir feuerten alle Arne Gabius an, der sogar Luft hatte uns allen zu zuwinken. Einfach ein sympathischer Kerl.

Jedoch nach ca. 9 km bekam ich Bauchschmerzen. Fantastisch! Also dachte ich, das nächste Dixie ist mir. Diese kamen alle 5 km. Jedoch standen da bereits immer Leute, also weiter. Wieder. Bei km 18 bin ich dann raus, jedoch stand ein Mädel an, die ich dann vorgelassen habe. Und bin einfach mit den anderen Jungs hinter die Häuschen. Und danach ging es mir richtig gut. Schmerzen weg, und weiter gehts. Jedoch war auf einmal der 04:00h Pacemaker vor mir. Wie kann das sein? Ich bin mit dem 03:45h Pacemaker gelaufen, habe mich leicht fallen lassen und war eine Minute draußen und soll 15 min verloren haben? Nein nein nein, das kann nicht sein. Meine Uhr war eh immer einen Kilometer voraus … ich war verwirrt. Aber durfte mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. An der Halbmarathon-Marke stand eine Uhr und ich konnte sehen, wie ich voran kam. Jetzt wurde wieder einiges klarer. Habe die Hälfte geschafft und das in einer passablen Zeit. Man soll ja langsam beginnen … 01:58:48 für die ersten 21.1 km. Ok – kurz überlegen. Ich fühle mich gut, nichts zwickt, die Beine sind nicht schwer, das Wetter ist gut, was hält mich davon auf jetzt Gas zu geben? Was kann passieren? Ein Krampf? Ja und? Die Beine werden schwer? Das gehört dazu 🙂 Also gab ich Gas. Ich beflügelte mich selber. Überholte immer mehr Läufer und mein Grinsen wurde immer breiter. Ich lief und lief und lief. Kein Schmerz, nirgends. Es kamen Kilometer 25 … 28 … 30 .. oh da war doch was .. zwischen km 30 – 35 soll der Mann mit dem Hammer kommen? Doch war er? Wo blieb er? Ich machte mir Gedanken, obwohl es mir gut geht. Hmmmm .. ich sah immer mehr richtig gut aussehend trainierte am Rand mit Krämpfen, mit Tränen in den Augen, beißend, kämpfend .. aber bei mir passierte nichts. Ich dachte jede Minute, bei jedem Schritt passiert ist. Aber es lief. So wurde ich unterbewusst immer schneller, habe immer mehr Läufer überholt und lies mich einfach treiben. Genoss den Augenblick. Genoss die Menge am Rand, die mit Schildern, mit Musik, mit Lachen, mit Klatschen einfach motivierten. Kilometer 35 … wow … soweit bin ich noch nie gelaufen. Das Ziel ist greifbar nahe. Ich befinde mich wieder in der Frankfurter Innenstadt. Musik ausschalten und einfach die Stimmung genießen. Ich fühlte mich super. Klar, ein wenig merkte man die Beine, aber nicht wirklich schlimm. Bei Kilometer 37 stand mein guter Freund Max am Rand, ich lief quer rüber, klatschte ab und war froh ein bekanntes Gesicht zu sehen! Und weiter gehts. Noch 5 km – ein Klacks 🙂 Irgendwann kam die alte Oper wieder und von dort aus, ist es nicht mehr weit. Jetzt kann wirklich nichts mehr passieren. Schlussspurt … Läufer waren am Rand, gaben auf. Ich schrie ihnen zu .. come on .. noch 2 km auf gehts, Aufgeben gibts nicht. Aber keine Reaktion. Kann mir das auch noch passieren? Wurde ich zu früh zu schnell? Nein wurde ich nicht .. ich konnte die Festhalle sehen! Das gibt es doch nicht. Bin ich gerade wirklich einen Marathon gelaufen? Hab ich es tatsächlich geschafft? Ich biege ab … Zielgerade … der rote Teppich liegt da, der Eingang zur Festhalle greifbar nahe … noch 500 m … ab in die Festhalle … es ist laut, zehntausende Menschen – doch ich nehme das alles nicht wahr … da ist das Z-I-E-L! Mein Ziel, mein großes Ziel 2017 – es ist direkt vor mir … jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa ich habe es geschafft! Wow … was ein Gefühl … wow … Wahnsinn … doch leider wurde man gleich aus dem Zielbereich weitergeschoben … Ich lief die zweite Hälfte über 9 Minuten schneller mit 01:49:34h – genial. Am Ende hatte ich eine Netto-Zielzeit von 03:48:22h – Stolz machte sich in mir breit, mein Grinsen kann mir nun niemand mehr nehmen. :)))))))))))))))

Nach all dem was ich dieses Jahr deswegen durchmachte, war mein primäres Ziel „Ankommen“ – und mein unterbewusstes Ziel < 4:00 h und nun? 12 Minuten unter der Sub4! Verrückt. 

Ja es sollte mein einziger Marathon bleiben, doch nun will ich mehr! Ich will das noch einmal erleben. Ich will einen weiteren Marathon laufen … oder sogar noch mehr … 😉