Test: Saucony Endorphin Elite

Saucony hat zu seinem 125-jährigen Bestehen etwas Großes angekündigt. Die Endorphin Laufschuhreihe soll erweitert werden. Inzwischen ist sie bekannt für Läufe mit hohen Ansprüchen. Ob Pro, Shift, Speed oder im Trailbereich der Edge. Für jedes Einsatzgebiet ist ein Schuh vertreten. Doch um was wird diese nun noch ergänzt? Vor mir liegt ein giftgrüner Schuh mit dem zurückhaltenden Beinamen ELITE 😉

Saucony kündigt ihn an mit „Setze deine Grenzen neu damit brichst du jeden deiner Rekorde“. 

Und ich kann schon einiges vorwegnehmen. Damit übertreiben sie nicht. 

Der Schuh wurde mir vom Hersteller zwei Wochen vor Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Auch an dieser Stelle noch einmal vielen Dank!

Ich muss gestehen, ich hatte in der Vergangenheit noch nicht viel mit Carbon zu tun. Für was auch? Ich bin ein Trailläufer, ich liebe es, die Natur 100%ig zu spüren und zu genießen. Auch wenn sich inzwischen Carbon oder TPE Platten immer mehr sich im Trailbereich breit machen. Ich hatte letztes Jahr bereits den Endorphin Edge von Saucony im Test. Ein toller Schuh für Trails, doch diesen Aha-Effekt von dem bei Carbon gesprochen wurde, konnte ich nachhaltig so nicht spüren. Aber schaut gerne noch mal in den Testbericht dazu. 

Auf der Straße ist dies nun Premiere und ich konnte vor Neugierde gar nicht abwarten, diesen Schuh endlich zu testen. Bedeutet aber auch, ich habe keinen Vergleich. Daher eines vorweg: dieser Test stellt meine Sicht auf den Schuh dar!

DATEN

Hier die Fakten und Daten vom Hersteller (https://www.saucony.com/DE/de_DE/endorphin-elite/54180M.html): 

Dieser Schuh ist vegan und enthält recyceltes Material. Wie hoch dieser Anteil ist, konnte ich bisher nicht herausfinden. 

Der Schuh ist ein Neutralschuh, Kategorie Racer / Wettkampfschuh.

Die Sprengung: 8 mm (39.5 mm Ferse / 31.5 mm Zehenbereich) – somit etwas höher (5mm) als beim vorherigen Spitzenmodell, dem Endorphin Pro 3. Und das Referenzgewicht für Herren liegt bei 204 g. Aber schauen wir uns dies doch mit eigenen Augen an.

REINSCHLÜPFEN / PASSFORM / ERSTER EINDRUCK

Als ich die Schuhe das erste Mal in der Hand hatte, dachte ich echt einfach nur WOW. Ein Stück Hightech in meiner Hand. Wir reden hier nicht mehr nur von einem Laufschuh, mit tollem Schaum für gute Dämpfung. Sondern ein getunter Formel 1 Bolide – der anscheinend einige Tests im Windkanal hinter sich hatte! 😉

Für die, die nicht wissen wie Saucony ausgesprochen wird 😉

Der Schuh fühlt sich im ersten Moment wie eine Socke an. Gefühlt wiegt er auch gar nicht viel mehr. Ich zog ihn an und spürte im ersten Moment kaum, dass ich einen Schuh anhatte. Doch was passierte dann? Der Schuh pushte mich nach vorne. Ich hüpfte förmlich durch die Wohnung. Und ganz ehrlich: so schnell bin ich noch nie bei der Kaffeemaschine gewesen 😉 Kleiner Spaß, dass war schon ein sehr spezielles erstes Erlebnis.

Der Schuh wiegt in meiner Größe 46,5 gerade einmal 243g. Für die Schuhgröße ein sehr guter Wert. Zum Vergleich, der neue Kinvara 14 wiegt in gleicher Größe 227g – hat aber auch keine Carbonplatte verbaut. 

Das Obermaterial ist sehr luftig und zweckmäßig. Es kombiniert Strick- und Mesh-Materialien. Er hält den Fuß gut im Schuh, aber hat auch keinen sinnlosen Schnickschnack. Eher im Gegenteil. Links und rechts nur ein Band angebracht, welches sich wie ein Tapeband um den Schuh vollständig, und somit auch dem Fuß, wickelt. Dies soll für einen straffen Halt sorgen. Dadurch gibt es auch große Löcher an den Seiten, die für eine gute Belüftung sorgen sollen. Jedoch nicht nur diese, sondern auch die Zunge im Schuh ist mit kleinen Löchern versehen. Die Füße sollten sich also nicht mangels an Luft beschweren dürfen. 

Für den Halt an der Ferse ist ein sockenähnliches Konstrukt eingebaut und für den Komfort der Ferse / Achillessehne ein kleines gepolstertes Kissen in der Fersenkappe. Ein Aufreiben der Ferse soll damit ebenfalls verhindert werden. 

Die Zehenbox bietet ausreichend Platz, auch für breitere Füße. Trotzdem sitzt der Fuß (wie bei allen Saucony Modellen bei mir) einfach gut und eng. Aus meiner Betrachtungsweise ist die Passform sehr angenehm für ein Wettkampfschuh. 

Die Innensohle ist verklebt. Sie lässt sich NICHT herausnehmen! Der Schuh soll, um seine Stärken voll auszuspielen, genau die verbauten Komponenten verwenden. 

Die Außensohle – sie wirkt sehr mächtig. 8mm Sprengung, aber in dieser Sohlenkonstruktion steckt auch die ganze Technologie. Zum einen den PWRRUN HG (HG steht für „Holy Grail“) Superschaum, für die Energierückgewinnung. Gefolgt von der Carbonplatte – deren Zehenfederung für eine erhöhte Schrittfrequenz sorgen soll (siehe meinen obigen Ersteinddruck, genau das tut es), inklusive eines geschlitzten Vorfußbereichs für ein adaptiveres Laufgefühl. Und nicht zuletzt eine zweite PWRRUN HG Superschaum Schicht.

Kommen wir zu meinem ersten Eindruck bei einem Lauf. Phänomenal. Ich hatte Montags gemäß meines Trainingsplan frei, da ich bereits am Vortag einen 210min Trail Longrun hinter mir hatte. Natürlich mit vielen Höhenmetern. Die Beine waren müde und es hatte schon seinen Grund eine Pause einzulegen. Doch in der Mittagspause war der Himmel herrlich blau, die Sonne schien und ich platzte vor Neugierde. Daher musste ich in die Schuhe und lief an die Inn runter. Dort habe ich geteerte Straße, flach und ich lief mit meinen schweren Beinen los. Die ersten zwei Kilometer musste ich erst einmal den Rhythmus finden. Die Beine waren schneller, als ich atmen konnte. Das war ein total verrücktes Gefühl, wie sie mich nach vorne trieben. Ich bin bewusst nur 5km gelaufen – 2,5km, drehen und wieder heim. Ich konnte nicht Vollgas laufen. Hohes Tempo, aber eben nicht all out. Und als ich meine Uhr stoppte, konnte ich es nicht glauben. In diesem Zustand einfach eine neue PB hingelegt. Das war echt verrückt und gleichzeitig beängstigend.

FÜR WEN GEEIGNET / EINSATZBEREICH

Es ist ein Wettkampfschuh für sehr ambitionierte Läufer. Und es ist ein reiner Wettkampfschuh. Es muss daher einem bewusst sein, für was man diesen Schuh einsetzt. 

Für den Normalo unter uns (dazu zähle ich mich definitiv auch) ist dieser Schuh in der Regel nichts. 

Optimal um Segmente zu knacken und neue Bestzeiten aufzustellen. Aber man sollte ein geübter Läufer sein. Und wirklich flott sein. Nur zur Verdeutlichung, nagelt mich nicht an den Zeiten fest. Aber unter einer Pace von 4:15min/km macht dieser Schuh erst Sinn. Wenn wir ehrlich sind, sogar eher unter der 4er Marke. 

Es gibt genügend Beispiele, das Carbonschuhe zu Problemen im Bereich rund um die Achillessehne führen kann. Daher seid euch dies immer stets bewusst. Er zwingt euch im Vorfußbereich zu laufen. Das merkt man sofort, wenn man unterbewusst auf der Ferse aufkommt. Da will der Schuh nicht landen und das lässt er den Fuß auch spüren. Das fühlt sich unrund an. 

FAZIT

Dieser Schuh ist eine Rakete. Das Versprechen von Saucony kann gehalten werden. Er treibt euch zu Rekorden, neuen Bestzeiten und macht euch schneller. Und er macht Spaß. Sogar mir als Trailläufer. Ob auf 5, 10, 15, 21 oder 42km – dieser Schuh ist verrückt und die Carbon Technologie wettbewerbsverzerrend 😉 Ich kann verstehen, dass alle Profis nur noch mit diesen Schuhen laufen (bzw. laufen müssen), da für diese sonst echt ein Nachteil in der Spitze entstehen würde. Was jedoch schon auffällig ist, dass sich so ziemlich jeder Läufer – egal welchen Alters, welcher Leistungsklasse mit solchen Schuhen ausstattet. Als ich im Dezember bei einem Vorsilvesterlauf am Start war, war ich auf den ersten Blick nach unten gefühlt der einzige Teilnehmer ohne Carbon an den Füßen. 

Ob dies, bei der bekannten kürzeren Haltbarkeit von Carbonschuhen, dem Preis von 300 Euro es einem wert ist, muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden. 

Ich kann definitiv für mich sagen: hätte ich diesen Schuh für diesen Test nicht erhalten, hätte ich nie – trotz meiner Erfahrungen bei den Wettkämpfen – mir solch einen Schuh angeschafft. 

Da ist man – als Hobbyläufer meiner Meinung nach mit dem Kinvara, Endorphin Shift oder dem Endorphin Speed besser beraten. Wenn ich das Einsatzgebiet und das Preis-Leistungsverhältnis gegenüber stelle.

Test: Saucony Tempus

Im Herbst kommt es nun auch mal vor, dass ich ab und an mal – auch wenn es mich gar nicht so sehr reizt – auf der Straße laufe. Für Grundlagenläufe ist es nicht die schlechteste Möglichkeit oder wenn es das Wetter einfach überhaupt nicht zulässt, hoch auf die Berge zu gehen und man nicht zufällig ein Laufband daheim herumstehen hat.

Letztendlich habe ich über all die Jahre meine Erfahrungen mit Straßenschuhen gemacht. Ich bin früher schließlich auch einige Halbmarathons und Marathons gelaufen. Und diese Herausforderungen habe ich immer mit einem Saucony Schuh angegangen und erfolgreich abgeschlossen. Nach vielen vielen Kilometer, bin ich bei schnellen Läufen immer am Kinvara hängengeblieben und nun? Steht ein Karton vor mir, in dem definitiv nicht der aktuelle Kinvara drin ist, sondern der brandneue Saucony TEMPUS. Ein Laufschuh im Sortiment des amerikanischen Herstellers, den es bis dato noch nicht gab.

Saucony sagt zu diesem Schuh „Der Schuh kombiniert die unglaubliche Superschaum-Federung, die dir gefehlt hat, mit dem adaptiven Führungssystem, das du brauchst – damit du dein Bestes geben kannst.“ Sprich, ein gut gefederter Stabilschuh, der enorm leicht ist. Im Prinzip ist dies eine optimierte Mischung aus meinem bisherigen Stabilschuh, dem Saucony Guide und dem leichten Wettkampfschuh, dem Kinvara (Anm.: das neueste Modell ist um gerade mal 60g leichter) . Interessante Mischung. Das macht mich so neugierig, dass ich gleich damit eine Runde drehen muss. Denn die Frage die sich hier stellt, kann diese Kombination funktionieren?

Das sagt der Hersteller (Quelle: https://www.saucony.com/DE/de_DE/tempus/):

  • Der durchgängige Kern aus ultraleichter PWRRUN PB Dämpfung sorgt für unglaubliche Federung und Energierückgewinnung.
  • Der konturierte PWRRUN Rahmen beginnt oberhalb der Zwischensohle, um deinen Fuß beim Aufsetzen zu stützen, und seine gekrümmte Form sowie der Bodenkontakt mit dem Vorderfuß garantieren ein schwungvolles Abstoßen.
  • Die stärker konturierte Zwischensohle lässt dich tiefer in das Fußbett einsinken und gewährleistet, dass sich der Schuh für ein unglaublich weiches und stützendes Tragegefühl von oben bis unten an deinen Fuß anschmiegt.
  • Dank ihrer unverkennbaren Geometrie bildet die Zwischensohle eine unterstützende Basis und bietet ein superweiches Laufgefühl von der Ferse bis zu den Zehen.
  • Die anpassbare Schnürung und der leichte Mittelfußsattel ermöglichen eine perfekte Passform.
  • Obermaterial: Leichtes, atmungsaktives Mesh.
  • Das FORMFIT Design berücksichtigt jeden Kontaktpunkt mit deinem Fuß und bietet weit mehr als eine Schnürung, um eine individuelle Passform und ein rundum hervorragendes Tragegefühl zu gewährleisten.
  • Robuste XT-900 Laufsohle.
  • Geringerer ökologischer Fußabdruck: In diesem Style wurden recycelte Obermaterialien verarbeitet.
  • Kategorie: Strukturierte Dämpfung
  • Sprengung: 8 mm (36,5 mm Ferse / 28,5 mm Zehenpartie)
  • Gewicht: Herren (252 g) -> 287g bei meiner Größe EU46
  • Unverbindliche Preisempfehlung: 190,00 Euro

Anmerkung: Die Schuhe wurden mir freundlicherweise vom Hersteller für diesen Test zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keine Auswirkung auf das Testergebnis.

Der Schuh sitzt gut und der Fuß hat ausreichend Platz. Man merkt sofort, wie leicht er am Fuß sitzt, kombiniert mit dem luftigen Obermaterial, aber trotzdem diese massige Dämpfung von unten. Ich lege direkt los und es macht direkt Spaß. Nichts drückt und zwickt, sondern ich gleite förmlich über meine altbekannten Heimstrecken. Der Schuh pusht einen nach vorne. Da es an diesem Tag sehr warm und trocken ist, machte ich einen spontanen Ausflug auf leichte Trails. Und auch hier fliege ich über die Wurzeln und fühle mich absolut sicher in diesem Schuh. Im hohen Tempo. Hätte er eine passende Trailsohle drunter, wäre das ein toller Trailwettkampfschuh 😉

Letztendlich entschied ich mich am Tegernseelauf für diesen Schuh, anstatt für den Kinvara. Es regnete in Strömen und ich wollte einfach nur diese Runde um den See beenden. Die ersten 5km waren schon sehr flott und ich fühlte mich gut und hielt das Tempo – mit dem Tempus – bis zum Schluss durch. Am Ende lief ich den Halbmarathon mit seinen knapp über 160 Höhenmeter (inkl. zweitweisem Gegenwind) – in 1:29h. Neue persönliche Bestzeit, die an diesem Tag aufgrund meiner Fitness nicht auf dem Programm stand. Ich hatte bei jeglichem nassen Untergrund (Straße, Holzbrücken, Kieselwege) immer sicheren Halt und der Schuh pushte mich nach vorne.

Was bleibt noch zu sagen? Schaut euch den Schuh mal an und überzeugt euch selber.

Fazit: Da hat Saucony einen rausgehauen. Ich bin bereits jahrelanger Fan vom Guide und dem Kinvara und nun kommt der perfekte Mix aus Beiden mit dem Tempus heraus. Ob für gemütliche Trainingsläufe, Intervalleinheiten oder schnelle Wettkämpfe (5km bis Marathon) – der Tempus ist ein treuer Begleiter. Wer einen gut gedämpften Stabilschuh benötigt und ihn parallel als Wettkampfschuh nutzen will, ist hier genau richtig! Das ist die perfekte Wahl für alle.

Die einzige Frage – wie lange kann man diesen Schuh genießen? Das werde ich erst nächstes Jahr beantworten können, wenn ich ordentlich Kilometer draufhabe, was er alles und wie lange mitmacht 😉

IATF21 – Teil 1: Trainieren bei Michael Arend Training

Erinnert ihr euch noch daran, als ich sagte, ich bin keiner der nach Trainingsplänen trainiert? 😊 Tja, auch ich überhole meine eigenen Meinungen. Ich habe in den letzten Jahren gemerkt, mit meinen Methoden werde ich schneller. Ich kann auch einen Halbmarathon oder gar Marathon erfolgreich finishen. Und auch bei den Trailläufen ging es voran. Bis zu einem kleinen Ultra im alpinen Umfeld. Doch – irgendwie stellte ich die letzten Monate fest, dass ich grad Uphill enorm Körner verbrauche und nicht wirklich in dem Tempo vorankomme, wie erhofft. Natürlich einer der Gründe ist die Umstellung meines Lebens-/Schlafrhythmus mit kleinem Kind, aber das sollte aber trotzdem wieder voran gehen. Also suchte ich professionelle Hilfe und wurde bei Michael Arend Training vorstellig. Zuerst wollte ich mit einem sogenannten „Level Up“ starten. Sprich, ich mach einen Leistungstest und meine bisherigen Läufe werden analysiert und bekomme Tipps & Tricks um mein Training anders zu gestalten. Doch recht schnell wurde mir klar, ich brauche einen Coach – der den Weg mit mir gemeinsam geht – und bin doch direkt ins Coaching eingestiegen. Das bedeutet, ich werde mtl. durch einen Trainer begleitet. Er macht mir einen individuellen Trainingsplan für meine Ziele (unter meinen Voraussetzungen) und analysiert am Ende des Monats, wie ich mich geschlagen habe. Daher: was lief gut, was schlecht, woran kann ich besser arbeiten, wo muss ich mehr Disziplin zeigen, wie passen wir den Plan für den Folgemonat an usw.

Anfang März 2021 haben wir dann gestartet. Zuerst galt es einen Fragebogen zu meiner Person, meinen Leistungen, meinen Zielen, Stärken und Schwächen auszufüllen. Hier gab ich auch bereits an, an welchen Tagen ich bevorzugt trainieren will und kann und welche Termine bereits für die nächsten Monate unausweichlich sind (Urlaube, Geschäftstermine usw.).

Der zweite Schritt ist ein Leistungstest. Anhand dieser Methodik schauen die Coaches, in welchen Pulsbereichen wird das Training aufgebaut.

Diese waren wie folgt aufgebaut:

  • Bestimmung anaerobe Schwelle – 45 min volles Tempo (dienstags)
    • 3min Einlaufen
    • 45 min flach / gerade im höchstmöglichen Tempo KONSTANT laufen
    • 10min Auslaufen

Das lustige ist, bei diesem Test bin ich meine neue Bestzeit über 10km gelaufen und hätte noch paar Prozent drauflegen können. Aber ich musste konstant ein hohes gleichmäßiges Tempo laufen, daher habe ich nicht alles gegeben. Ich war total überrascht, was an dem Tag los war. Das Beste war: der Brustgurt war nicht mit der Uhr verbunden 😀 Erster Fail direkt am Anfang.

  • Bestimmung aerobe Fähigkeiten + Bestimmung VO2max 6min
    • 25min flach / gerade Laufen mit dem angegebenen Puls (bei mir waren es 142)
    • Danach 6min All Out

Direkt danach begann das Training nach PLAN! Der Trainingsplan und meine Überwachung findet über das OnlineTool TrainingPeaks statt.

Und dieser Plan hatte es in sich. Bin ich vorher noch gemütlich (ich denke ich befand mich zu sehr in meiner Komfortzone) – 30-40km pro Woche (und zu 90% viel zu schnell) gelaufen – was am Ende 100-150km pro Monat bedeutete, hat dieses Training mit fünf Einheiten pro Woche gleich ein anderes Kaliber und es sollte sich über die Zeit auch noch steigern 😉 Klar, es soll ja nicht zu monoton werden 😊 Doch ich will mich ja steigern und voran kommen, daher los geht’s!

Viele Einheiten befanden sich im niedrigen Pulsbereich, einfach um die Grundausdauer zu pushen.

Aber natürlich auch für den Wunsch, wieder flotter die Steigungen zu erklimmen, waren Bergintervalle und Wechselläufe dabei.

Hier zwei Beispiele, wie das Training in meinem Kalender aussieht:

Eine typische komplette Trainingswoche sah dann wie folgt aus:

Zur Erklärung der Farben:

  • Grün: die Trainingseinheit in dem vorgegeben Umfang erledigt
  • Gelb: zu lang / zu kurz trainiert, jedoch Einheit durchgeführt
  • Rot: Einheit ausfallen lassen
  • Grau: Einheiten die ich zusätzlich (neben dem TP) gemacht habe

Ich muss sagen, das Training ist fordernd. Aber das ist auch gut so. Der Leitspruch von Michael Arend Training „We don´t do easy“ spricht es direkt aus. Man will was erreichen und muss hierfür investieren. Die Zeit, in das Training und in den Körper!

So die Theorie, doch wie erging es mir in der Zeit? Ganz ehrlich? Ich musste mich erst mal reinfinden. Häufiger Laufen, andere Intensität, das Zeitmanagement … und die erhöhte Belastung für den Körper.

Über die Monate stiegen meine Umfänge auf:

März:    233km / 3.722 Höhenmeter

April:     251km / 4.630 Höhenmeter

Mai:       207km / 3.105 Höhenmeter

Juni:      188km / 5.039 Höhenmeter -> in diesem Monat bin ich bei einem langen Lauf in ein Lock getreten, noch 6km heimgehumpelt und hatte dann einen Verdacht auf einen Bänderriss. Zum Glück war es nur eine starke Dehnung und ich verlor nur eine Woche Training. 

Juli:        60km / 837 Höhenmeter -> dafür hat es mir dieser Monat richtig gegeben und war eine Verkettung vieler unglücklicher Umstände. Erst die Impfung, danach vom Fahrrad gefallen (Klickpedale -> Bein vertreten) und zu guter Letzt ein grippaler Effekt mit hohem Fieber – dies hat mich zwei erneute Wochen Training gekostet.

August: 249km / 5.878 Höhenmeter

Und am Ende wären es noch mehr gewesen, jedoch musste ich vereinzelte Trainings canceln oder kürzen. Sei es Familien- oder berufsbedingt. Man ist ja kein Profi und hat so seine Verpflichtungen 😉

Trotz allem merkte ich natürlich nach den regelmäßigen Einheiten, wie sich im Körper etwas tat. Ich fühlte mich nicht mehr so schwerfällig, mir machten viele lange Einheiten hintereinander nichts mehr aus. Die Beine waren nicht mehr so müde. Nur Uphill – habe ich dieses Jahr noch nicht so die Kraft / Luft gefunden. Keine Ahnung. Irgendwo blockiert mein Körper da.

Aber mag auch an dem unregelmäßigen Schlaf (kleine Tochter) liegen. Oder vielen anderen externen Einflüssen (Ernährung, Streß auf Arbeit usw.). Dafür stieg meine Ausdauer und mein Gewicht fiel 😉

Doch, wie wirkte sich das auf den Wettkampf aus? Am 11.09.2021 fand das Innsbruck Alpine Trail Festival statt. Mehr dazu, in Kürze 😉

Berlin Marathon 2018

Berlin Marathon … Ein besonderes Ereignis … ich wollte nach meinem ersten (und eigentlich letzten) Marathon in Frankfurt 2017 nie mehr einen Marathon laufen. Aber ich war so geflasht, dass ich mir am 08.11.2017 dachte, ach ich registriere mich einfach mal. Werde eh nicht ausgelost! 😀 Bis eine Mail am 30.11.2017 in meinem Postfach hereinflatterte .. dass ich schon jetzt zu den Gewinnern gehöre, da ich ausgelost wurde! Ich habe einen Startplatz für BERLIN! Einen der sechs Major Marathons dieser Welt! Puh! Wow! Das muss ich erst einmal sacken lassen.

Und soll ich euch etwas verraten? Ich war total aus dem Häuschen! Also dachte ich mir, wenn du eh mitten im Training steckst, kannst du dich auch gleich wieder für Frankfurt anmelden 😀 Interessante Logik von mir, ich weiß 🙂

Tja … was soll ich sagen … man konnte es ja im Blog sehen, dass die Vorbereitung bis Mitte Mai naja eher zum vergessen war! Aber ab dann lief es wieder recht ordentlich, wie ich fand.
Und der 16.09.2018 rückte näher. Ich hatte keine Ahnung was mich bei meinem zweiten Marathon erwartet. Ich wusste zwar, wie sich 42,195 km anfühlen, aber wie sie sich dies nun ein Jahr später – mit mehr Erfahrung – anfühlen?  Wie wird es mir an diesem Tag gehen? Wie wird das Wetter sein? Viele Fragen versammelten sich in meinem Kopf.
Man kann ja nie 100%ig voraussagen, wie es an einem bestimmten Tag wird. Zuviele Faktoren spielen da mit rein. Ich hatte das Glück, dass ich die Wohnung meines Freundes Andreas benutzen durfte, somit fiel ein Streßfaktor weg. Vor allem da sie sehr zentral gelegen ist und man alle notwendigen Punkte leicht und schnell erreicht. Zu allem Glück kam hinzu, dass mich meine Freundin Julia ebenfalls begleitete und supporte und so trafen wir uns spät Abends am Freitag, den 14.09. am Hauptbahnhof in Berlin. Nach kurzer Begrüßung ging es erst einmal Richtung Wohnung. Und was soll ich sagen? 🙂 Besten Dank Andy – für die Begrüßungs-Message auf deinem Esszimmertisch, einfach für alles und den Motivationsschub. Auch wenn ich die angegebene Zeit am Ende nicht ganz geschafft hatte – soviel kann ich vorneweg nehmen 🙂

Samstags ging es erst einmal gemütlich frühstücken mit starkem Flat White und danach Richtung Tempelhof. Dort findet die Marathon Messe statt und die Abholung der Startunterlagen! Wow .. war da viel los. Das Beste war da noch das Wetter 😀 Aber letztendlich funktionierte alles einwandfrei, bis auf die T-Shirt Situation. Aber gut, man kann nicht alles haben! 🙂 Und schnell wieder weg von der Messe, Richtung Brandenburger Tor. Erst einmal einen Kaffee und Streckenbesichtigung – wo ist mein Startblock morgen und wie komme ich hin! Nachdem dies halbwegs klar war, ging es Richtung Potsdamer Platz und was leckeres gesundes Essen. Da die Beine schon etwas müde waren (naja etwas war übertrieben, sie fühlten sich richtig sch*** an), schlugen wir den Weg zurück in die Wohnung ein. Zuvor kurz in den Supermarkt und dann ab auf die Couch. Abends noch Sushi und nen Film und dann früh ins Bett ..

Wettkampftag! Früh aufstehen und ab zur U-Bahn. Wegen einer (!!!) Minute die erste verpasst .. fängt ja schon mal gut an. Die Beine fühlten sich immer noch müde an .. wird das heute mein Tag? Sieht stand jetzt nicht so aus.. noch 1,5 Stunden bis zum Start. Angekommen, hieß es noch knapp 1,5 km bis zum Startbereich laufen. Auf dem Platz der Republik war die Hölle los .. gut bei knapp 44.000 Läufern kein Wunder. Das Wetter war traumhaft, Sonnenschein und es werden locker über 20 Grad. Hoffentlich nicht zu warm, schießt es mir gleich wieder durch den Kopf! Und plötzlich hörte ich meinen Namen! Da kommt tatsächlich meine Arbeitskollegin Janine mit ihrem Mann um die Ecke. Verrückt, in dieser Menge 🙂 Dann verabschiedete ich mich von Julia und es ging in den gesperrten Läuferbereich. Und von dort aus waren es noch mal richtig richtig viele Meter bis in den Startblock – in den ich überhaupt nicht hereinkam! Naja außerhalb stehen, ist auch cool. Die Zeit zählt ja erst, wenn ich über die Matte laufe … von daher … passt 🙂 Viele andere sahen es nicht so entspannt. Meine Güte … ihr dürft heute alle noch laufen … furchtbar. Aber davon abgesehen, war die Stimmung fantastisch, das Wetter war traumhaft … noch wenige Sekunden

Der Lauf … es geht los … da es sich noch soooo lange hinstreckte bis sich die Masse in Bewegung setzt, rannte ich noch mal ins Gebüsch 🙂 Ja .. ich weiß, aber so konnte ich befreit durchstarten! Ok kommen wir zum Lauf zurück. Ich versuchte in mein Tempo zu kommen und überholte ein paar hunderte Leute … die ersten 5 km in 00:26:01h – war ganz passabel. Und mein Körper und meine Beine fühlten sich immer und immer besser an. Also weiter gehts. Die Stimmung auf der Strecke ist einfach der Hammer! Wahnsinn. das beflügelte. Bei km7 ging es wieder am Reichstagsgebäude vorbei und dort wartete am Rand meine Julia. Aber schwups war ich vorbei 🙂 Keine Zeit für Smalltalk :p Kilometer 10 erreichte ich bei 00:53:09h – ok … ich wurde einen Tick langsamer, aber noch machte ich mir keine Sorgen. Die Beine fühlten sich immer frischer an. Es wird langsam Zeit, Gas zu geben. Ich hörte am Rand soo oft meinen Namen, klatschte jedes kleine Kind ab, die sich tierisch freuten und das Lachen steckte an. Ich rannte die ganze Zeit mit einem breiten Grinsen auf der Strecke.

Also weiter und weiter … 15 km geschafft … 01:18:23h – stimmte mich schon optimistischer. Es ist einfach wahnsinn – Berlin ist der Wahnsinn. An jedem, wirklich jedem Meter der Strecke stand ein gut gelaunter Mensch der die Menge anfeuerte! Danke Berlin!

Nun war ich total im Rennen und fühlte mich gut. Scherzte mit den Menschen herum, mit anderen Läufern und genoß das Rennen einfach. Obwohl es mir die letzten Tage nicht so gut ging, war ich nun umso erstaunter. Und das machte mich einfach happy 🙂

Da ist ja schon die Kilometer 20 Grenze – verrückt, wie schnell die Zeit vergeht … 01:43:30h und den Halbmarathon bei 01:48:49h – klingt doch super! Ab jetzt heißt es noch mehr Gas geben und ich schielte immer wieder auf meine Uhr und sah, dass ich teilweise eine Pace unter 5min gelaufen bin. Gehts noch Timo? Das ist kein Halbmarathon, sondern ein Marathon. Obwohl … es ist ja die zweite Hälfte … es ist nur noch ein Halbmarathon! 🙂 Aus dieser Perspektive, konnte ich ja Gas geben 🙂

Kilometer 25 – 02:07:47h – ich wusste, dass bei Kilometer 30 mit 02:30h eine Zielzeit von 03:30h nicht unrealistisch ist. Nun nur nicht aus dem Konzept bringen lassen. Immer weiter. Konzentriert immer weiter und weiter… Kilometer 30 … 02:32:26h – yes! Sieht doch prima aus! Nun sind es ja nur noch knapp über zehn Kilometer. Was soll da schon passieren?

Kilometer 35 – 02:57:06h – Wahnsinn – befinde mich immer noch unter der 3h Grenzen! Und die Stimmung an der Strecke ist immer noch Hammer und beflügelt! Und wie … jetzt nur nichts überhasten und weiter Vollgas! Das wird eine neue Bestzeit … oder auch nicht .. nicht zu früh feiern! Kilometer 40 –  das Ziel so nahe .. 03:22:08h … noch knapp 2 km! Jetzt brennt nix mehr an …

ZIEL … 42,195km -> 03:32:02h – Wahnsinn … über 15 Minuten schneller, als vor einem in  Jahr in Frankfurt! Ist das geil oder ist das geil? Ich war einfach sooo unfassbar happy. Nach so einer Vorbereitung .. nach den letzten 2-3 Tagen vor dem Lauf .. das schlechte Gefühl und dann so was raushauen! Den zweiten Halbmarathon in 01:43:14h – puh .. crazy crazy 🙂

Mit Medaille um den Kopf und breitem Grinsen, holte ich mir zwei alkoholfreie Weizen und rief meinen Schatz an, um mich mit ihr zu treffen und ihr in die Arme zu fallen! Was ein Wahnsinnstag!

Bisher einfach mein tollster Lauf … mein emotionalster Lauf … danke Mama für alles! Ich habe ununterbrochen während dem Lauf an meine Eltern gedacht. Sie haben mir von oben zugeschaut und auf mich aufgepasst und mich angefeuert … und sie wären sicherlich stolz auf mich gewesen und ich hätte ihnen von diesem Lauf euphorisch erzählen und dabei die Bilder zeigen können! Ich vermisse Euch!

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Mittem im Marathongeschehen

Mein erster Marathon

2017 – es ist soweit. Was ich bisher nicht einmal in meinen kühnsten Träumen vorgestellt habe … ich plane einen Marathon. Den ersten wichtigen Schritt habe ich hinter mir – die Anmeldung. Nun geht es um die Vorbereitung. Wie ich vorankomme, wie ich trainiere, welche Höhen und Tiefen kommen werden, werde ich Euch hier erzählen. Ich weiß selber noch nicht, auf was ich mich hier eingelassen habe 😉 Aber es wird spannend … für mich 🙂

Update 26.06.2017:

Und ob es spannend wird. Ich liege weit hinter meinem Trainingsplan zurück und allzuviel Zeit bleibt mir nicht mehr … hmmm? Aufgeben? Bereits vorm Start? Niemals. Wenn ich mir nicht gerade ein Bein vorher brechen sollte, ist Nicht-Antreten keine Option 🙂

Was passierte? Nach der Leistungsdiagnostik (07.04.2017) by Jörg Oberle (www.joerg-oberle.com), bekam ich einen auf mich zugeschnittenen Trainingsplan. Der Umfang war ordentlich, aber machbar. Aber ich bekam es nicht hin. Und dann fingen Schmerzen am linken Knie am Außenband an, dazu Rückenschmerzen und so kam eins zum anderen. Hausarzt, Orthopäde, MRT (02.08.2017), wieder Orthopäde, Physio … man man man .. in der Zeit hätte ich auch viel trainieren können. Hätte! Am Ende war ich nämlich an dieser Misere natürlich selber dran schuld. Nur ich alleine! Ja richtig gelesen! Ich Dödel, war selber dran schuld. Wieso? Weil ich nur gelaufen bin. Mein Trainingsplan bestand nur aus langsamen und schnellen, kurzen und langen Läufen. Das wars. Kein Dehnen, keine Stabilitätsübungen, kein Lauf-ABC, keine Alternativsportart. Nix. Dazu kam die Baustelle, in dem ich Freitags und Samstags immer am Haus rumgewerkelt habe, was extrem auf den Rücken ging. Auch die Knie wurden dadurch enorm in Mitleidenschaft gezogen. Das sieht man auch an meinem unterirdischen Trainings-umfang im Juli und August. Hier hätte das Trainingspensum natürlich kontinuierlich gesteigert werden sollen und müssen. Gut, ich habe mich auch nicht ganz auf die faule Haut gelegt, aber so war der Plan für meinen ersten Marathon definitiv nicht. Doch wie ging es weiter? Ich wusste, ich probiere bis Tag X ob es klappt. Aufgeben war keine Option. Nie! Also widmete ich mich täglich meinen Faszien, hatte 1x wöchentlich Physio, versuchte langsam zu laufen und immer wieder zwischendurch ein paar spezielle Dehnübungen für meine “Verletzungen” zu machen. Doch was hatte ich überhaupt? Gemäß dem MRT habe ich erstmal keinen Bandscheibenvorfall, sondern “nur” Arthrose in drei Lendenwirbeln – sprich Abnutzungserscheinungen. Gut, ich werde eben nicht jünger 😀

Ansonsten kamen typische Laufverletzungen hinzu- das Piriformis Syndrom – der Gesäßmuskel bereitet Schmerzen, die sich dann im unteren Rücken bemerkbar machen. Zum anderen, ITBS – das Iliotibialband-Syndrom – bekannt auch als Läuferknie. Und damit fing es an. Und ich weiß es noch ganz genau – es war der 23.05.2017 – bei einem Workout beim City Night Run in Aschaffenburg. Plötzlich war der Schmerz im Knie außen da. Ich dachte mir nichts dabei und am nächsten Tag war es auch wieder gut. Wenn keine Belastung auf das Knie, besser auf das Band kommt. Es machte sich immer bemerkbar, ab ca. einer Stunde Laufen oder nach 11-12 km. Man konnte die Uhr danach stellen und es zieht dann so dermaßen rein, dass ich mich nicht mehr bewegen kann (außer mit extremen Schmerzen!). Doch wie kommt das Zustande? Ganz einfach: unzureichendes Aufwärmen, zu wenig Dehnen, zu schnelles Steigern des Trainings, zu harter Untergrund, falsche Schuhe und und und. Das besagte Band reibt sich während dem Laufen an der Kniescheibe und wird dadurch gereizt. Und irgendwann wird es eben extrem schmerzhaft! Wenn man dazu sich noch die Foren durchliest, und dass man 3-6 Monate ausfallen kann und es nicht belasten sollte, kann einem schlecht werden und man gibt die Hoffnung auf oder wird eben unvernünftig (bzgl. des Trainings) bzw. vernünftig mit dem Alternativtraining und dem langsamen Steigern der Läufe! Wäre doch gelacht, wenn ich das bis Oktober nicht hin bekomme.

Im Juli waren es ganze 47,8 km – im gesamten Monat! Davon drei schnelle Wettkämpfe -> Stichwort: Unvernunft! Im August ging es schon besser, bin ich wieder auf 96,4 km gekommen, aber natürlich viel zu wenig für eine Marathonvorbereitung. Erst im September habe ich mich wieder nach oben gearbeitet, mit knapp über 126 km. Der erste Härtetest war der Tegernseer Halbmarathon. Und … was soll ich sagen. Bin so gut wie schmerzfrei durchgekommen. Ich bin auf dem richtigen Weg 🙂 Im Oktober habe ich dann noch einmal Gas gegeben, 229 km – den Beginn machte der Aschaffenburger Halbmarathon – wo ich gleich absolute Bestzeit lief. Wow! Jetzt hat mich das Marathon Fieber gepackt. Schmerzfrei, die Beine sind im Training und Wettkampf schnell. Ab zusätzlich habe ich nun auch das Functional Training auf dem Plan mit hereingenommen und das war die Erfahrung die ich brauchte. Erstens bin ich in eine coole Truppe aufgenommen worden, zweitens machte es Spaß, drittens brachte es enorm viel!

Noch drei Wochen … und ich musste endlich meinen ersten langen Lauf machen. Ich bin Sonntags, einem Tag nach dem Drink & Run-Lauf (doofe Idee) frühs mit Michael laufen gewesen. Er kam 10 km mit, bis er sein Auto gefunden hat und ich legte dann los. Von Aschaffenburg durch die Fasanerie, nach Schweinheim, bis Gailbach, wieder zurück, durch die Stadt, Richtung Schönbusch, eine große Schönbusch-Runde und wieder heim. Am Ende waren es knapp 31 km und die Muskulatur und der Rücken hielten! Und ich war schlag kaputt. Bin nur noch auf die Couch gefallen. Über 11 km fehlen noch bis zum großen Ziel. Jedoch beginnt jetzt die Tapering Phase. Mein Coach meinte, keine langen Läufe mehr! Verdammt. Kamen doch wieder Zweifel auf (schaffe ich das wirklich?), jedoch andererseits auch Euphorie, da ich über 30 km gelaufen bin und das schmerzfrei. Am Ende überwiegt die Hoffnung!

Die letzte Woche … die Aufregung steigt … noch wenige Tage dann ist es soweit. Nun heißt es drei Tage keine Kohlenhydrate und schnelles intensives Training. Glykogenspeicher leeren. Ab Donnerstag hieß es dann, Speicher wieder auffüllen. Das war heftig 🙂 

Die Nacht davor … ich war erstaunlich entspannt und konnte durchschlafen! Hätte ich nie gedacht. Bei meiner Halbmarathon-Premiere war die Nacht davor komplett unruhig … 

Der Wettkampftag – 29.10.2017 … früh aufstehen und es regnete ununterbrochen. Super. Danke – lieber Wettergott! Bei meinem Halbmarathon-Debüt war dies ebenfalls so .. ich habe definitiv ein Händchen für sowas. Aber das ist normal – da wo ich bin, ist Regen 🙂

Es ging zum Aschaffenburger Hbf, schnell noch paar Rosinenbrötchen gekauft und ab zum Zug. Mit dem ICE ging es dann nach Frankfurt zum Hbf und von dort aus, dann knapp zwei Kilometer bis zur Messehalle. Dort war es noch erstaunlich ruhig. Wenige Menschen und man konnte sich in Ruhe umschauen. Ich habe meinen Beutel abgegeben und einfach nur da gesessen und war noch immer total entspannt. Warum? War mir selber ein Rätsel! 🙂 und andere versuchten auf Teufel komm raus mich nervös zu machen 🙂 Noch zwei Stunden bis zum Start …

Das Warten dauerte gefühlt ewig .. jedoch gegen 09:30 Uhr machten wir uns zum Startblock auf. Und es passierten Wunder – die Wolken rissen auf, blauer Himmel kam zum Vorschein und die Sonne! Yes! Die Startblöcke füllten sich, jede Menge Menschen und keine WC-Häuschen … und das ist auch eines der Dinge die vorm Start sein müssen. Vor Aufregung noch mal wohin. Aber war ja nichts. Und wir hatten die tollen Bauzäune um uns herum und nur Büsche und dort standen überall Polizisten. Egal .. noch 10 min .. ich muss jetzt .. also klettere ich drüber und was passiert? Ich rutsche ab … autsch! 🙂 Toll! Und jetzt 42.195 km laufen. Super! So zurück in den Startblock und ich habe jede Menge Läuferinnen und Läufer aus Instagram gesehen! 

10… 9… 8… 7… 6… 5… 4… 3… 2… 1… Startschuss! Und ab gehts … mein bis dato größtes Laufabenteuer startet. Ich vs. meinen Willen! 

Man muss sagen, es war sehr sehr windig. Der Sturm wehte durch die Hochhäuser, so dass man plötzlich einen Meter nach außen gedrückt wurde. Aber die Stimmung war fantastisch und nach 1-2 km sind uns an der ersten Schleife die Profi – Läufer entgegengekommen. Wir feuerten alle Arne Gabius an, der sogar Luft hatte uns allen zu zuwinken. Einfach ein sympathischer Kerl.

Jedoch nach ca. 9 km bekam ich Bauchschmerzen. Fantastisch! Also dachte ich, das nächste Dixie ist mir. Diese kamen alle 5 km. Jedoch standen da bereits immer Leute, also weiter. Wieder. Bei km 18 bin ich dann raus, jedoch stand ein Mädel an, die ich dann vorgelassen habe. Und bin einfach mit den anderen Jungs hinter die Häuschen. Und danach ging es mir richtig gut. Schmerzen weg, und weiter gehts. Jedoch war auf einmal der 04:00h Pacemaker vor mir. Wie kann das sein? Ich bin mit dem 03:45h Pacemaker gelaufen, habe mich leicht fallen lassen und war eine Minute draußen und soll 15 min verloren haben? Nein nein nein, das kann nicht sein. Meine Uhr war eh immer einen Kilometer voraus … ich war verwirrt. Aber durfte mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. An der Halbmarathon-Marke stand eine Uhr und ich konnte sehen, wie ich voran kam. Jetzt wurde wieder einiges klarer. Habe die Hälfte geschafft und das in einer passablen Zeit. Man soll ja langsam beginnen … 01:58:48 für die ersten 21.1 km. Ok – kurz überlegen. Ich fühle mich gut, nichts zwickt, die Beine sind nicht schwer, das Wetter ist gut, was hält mich davon auf jetzt Gas zu geben? Was kann passieren? Ein Krampf? Ja und? Die Beine werden schwer? Das gehört dazu 🙂 Also gab ich Gas. Ich beflügelte mich selber. Überholte immer mehr Läufer und mein Grinsen wurde immer breiter. Ich lief und lief und lief. Kein Schmerz, nirgends. Es kamen Kilometer 25 … 28 … 30 .. oh da war doch was .. zwischen km 30 – 35 soll der Mann mit dem Hammer kommen? Doch war er? Wo blieb er? Ich machte mir Gedanken, obwohl es mir gut geht. Hmmmm .. ich sah immer mehr richtig gut aussehend trainierte am Rand mit Krämpfen, mit Tränen in den Augen, beißend, kämpfend .. aber bei mir passierte nichts. Ich dachte jede Minute, bei jedem Schritt passiert ist. Aber es lief. So wurde ich unterbewusst immer schneller, habe immer mehr Läufer überholt und lies mich einfach treiben. Genoss den Augenblick. Genoss die Menge am Rand, die mit Schildern, mit Musik, mit Lachen, mit Klatschen einfach motivierten. Kilometer 35 … wow … soweit bin ich noch nie gelaufen. Das Ziel ist greifbar nahe. Ich befinde mich wieder in der Frankfurter Innenstadt. Musik ausschalten und einfach die Stimmung genießen. Ich fühlte mich super. Klar, ein wenig merkte man die Beine, aber nicht wirklich schlimm. Bei Kilometer 37 stand mein guter Freund Max am Rand, ich lief quer rüber, klatschte ab und war froh ein bekanntes Gesicht zu sehen! Und weiter gehts. Noch 5 km – ein Klacks 🙂 Irgendwann kam die alte Oper wieder und von dort aus, ist es nicht mehr weit. Jetzt kann wirklich nichts mehr passieren. Schlussspurt … Läufer waren am Rand, gaben auf. Ich schrie ihnen zu .. come on .. noch 2 km auf gehts, Aufgeben gibts nicht. Aber keine Reaktion. Kann mir das auch noch passieren? Wurde ich zu früh zu schnell? Nein wurde ich nicht .. ich konnte die Festhalle sehen! Das gibt es doch nicht. Bin ich gerade wirklich einen Marathon gelaufen? Hab ich es tatsächlich geschafft? Ich biege ab … Zielgerade … der rote Teppich liegt da, der Eingang zur Festhalle greifbar nahe … noch 500 m … ab in die Festhalle … es ist laut, zehntausende Menschen – doch ich nehme das alles nicht wahr … da ist das Z-I-E-L! Mein Ziel, mein großes Ziel 2017 – es ist direkt vor mir … jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa ich habe es geschafft! Wow … was ein Gefühl … wow … Wahnsinn … doch leider wurde man gleich aus dem Zielbereich weitergeschoben … Ich lief die zweite Hälfte über 9 Minuten schneller mit 01:49:34h – genial. Am Ende hatte ich eine Netto-Zielzeit von 03:48:22h – Stolz machte sich in mir breit, mein Grinsen kann mir nun niemand mehr nehmen. :)))))))))))))))

Nach all dem was ich dieses Jahr deswegen durchmachte, war mein primäres Ziel “Ankommen” – und mein unterbewusstes Ziel < 4:00 h und nun? 12 Minuten unter der Sub4! Verrückt. 

Ja es sollte mein einziger Marathon bleiben, doch nun will ich mehr! Ich will das noch einmal erleben. Ich will einen weiteren Marathon laufen … oder sogar noch mehr … 😉