Test: Dynafit Ultra DNA

Ein weiterer Schuh von Dynafit hat mich erreicht – der Dynafit DNA Ultra. In welche Kategorie wir diesen Schuh stecken können, kann aus dem Namen abgeleitet werden. DNA steht für die Wettkampfserie von Dynafit und Ultra für die richtig langen Läufe. Dies ist bei dem Schuh auch kein Wunder. Denn bei der Entwicklung hat Hannes Namberger (Link zur Story), einer der besten Trailläufer aus Deutschland der letzten Jahre. Er hatte den Prototyp bereits letztes Jahr beim UTMB im Einsatz und bei seinem aktuellen Sieg beim Lavaredo war er ebenfalls an seinen Füßen. Auf diesen Schuh bin ich daher schon lange sehr gespannt und umso mehr freue ich mich, dass er nun vor mir liegt. Ob der Schuh für uns “Alltagsläufer” etwas ist und wie er sich so auf den Trails macht, könnt ihr in folgendem Erfahrungsbericht lesen.

Anmerkung: Die Schuhe wurden mir freundlicherweise vom Hersteller für diesen Test zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keine Auswirkung auf das TestergebnisDer Artikel wurde von mir verfasst und obliegt keiner Zensur oder Korrektur von Dritten.

TECHNISCHE DATEN 

Quelle und weitere Informationen siehe dynafit.com:

  • Außensohle VIBRAM LITEBASE Megagrip
  • 3,5mm Stollen
  • Speed Plus Zwischensohle
  • 8mm Sprengung
  • Double Speed Lacing
  • Strickkragen soll Eindringen von Steinen und Schmutz verhindern
  • Referenzgewicht 280g – Gewicht in der Größe EU47 340g

ERSTER EINDRUCK / PASSFORM

Die knalligen Farben fallen sofort ins Auge, doch keine Sorge: wer es lieber dezent mag, findet den Schuh auch in klassischem Schwarz-Weiß. Die auffällig voluminöse Außensohle verspricht eine weiche und gute Dämpfung. Besonders ins Auge sticht das innovative Schnellschnürsystem. Diese Neuentwicklung ermöglicht es, beide Senkel unabhängig voneinander festzuziehen und mit nur einer Hand schnell wieder zu lösen – ideal für den Wettkampf, wo jede Sekunde zählt.

Das Obermaterial des Schuhs ist bemerkenswert leicht. Der sockenartige Einstieg und die synthetische Gitterstruktur über der Fußoberfläche bieten eine angenehme Passform. Auffällig ist auch der sehr dünne Fersenbereich und die Zunge, die kaum ins Gewicht fallen – Minimalismus pur, ganz im Sinne der Schuh-DNA. Allerdings hoffe ich, dass dieser Minimalismus nicht zu Scheuerstellen an den Fersen führt. Dies werde ich im Test genauer unter die Lupe nehmen.

Der Schuh bietet eine gute Passform. Ungewöhnlich für Dynafit: die Zehen haben viel Platz. Der sockenartige Schaft umschmeichelt die Knöchel und fühlt sich angenehm an. Der Fersenbereich ist, wie er ist: minimalistisch. Ob der Schuh und ich bzw. meine Füße harmonieren, wird sich zeigen. Sollten jedoch die Schuhe etwas zu weit für Euch sein, hat Dynafit noch ein paar Extraeinlegesohlen hinzugelegt, um die Passform anpassen zu können.

Das Schnellschnürsystem erfordert anfangs etwas Übung. Wann ziehe ich wo? Wie bekomme ich den besten Halt und wo verstaue ich die Senkel am besten? Mit etwas Übung wird dies jedoch kein Problem sein.

Ich freue mich darauf, den Schuh in den kommenden Läufen ausgiebig zu testen und von meinen Erfahrungen zu berichten!

PROTEKTION / GRIP

Beim Grip muss man bei Dynafit nicht viele Worte verlieren. Die ausgereifte Vibram-Sohle bietet auf den unterschiedlichsten Untergründen zuverlässigen Halt. Natürlich stößt auch sie bei tiefem Schnee und Matsch an ihre Grenzen, aber für klassische alpine Verhältnisse ist man mit diesem Schuh bestens ausgerüstet – selbst bei feuchtem Wetter.

Die Zehen sind durch einen dezenten Schutz gut gesichert. Der stabile Fersenbereich bietet, trotz fehlender Polsterung, hervorragenden Halt, und die Knöchel werden angenehm von der sockenartigen Konstruktion umhüllt. Die erhöhte Außensohle wirkt robust und stabil, was nicht nur für sicheren Stand sorgt, sondern auch vor spitzen Gegenständen von unten schützt.

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, bietet das dünne Obermaterial einen guten Schutz für den Fußrücken.

LAUFEIGENSCHAFTEN

Der ULTRA DNA überzeugt vom ersten Moment an. Egal, ob man auf Asphalt startet und sich dann in Richtung Trails bewegt, das Laufen in diesem Schuh macht einfach Spaß. Das bouncy Gefühl ist ungewohnt für die sonst eher harten und straffen Sohlen von Dynafit, aber es wird sofort klar: dieser Schuh ist für lange und schnelle Läufe gemacht. Ob er allerdings für jeden geeignet ist, bleibt abzuwarten.

Ich habe eine klassische “Geröllrunde” um den See gedreht, bin ins alpine Gelände aufgestiegen und einfach auf dem Waldweg zu meinem Hausberg gelaufen. Der Spaßfaktor war dabei stets hoch. Die langen Läufe können nun nicht mehr lange auf sich warten lassen. Das wird wirklich spannend.

Beim Uphill (und nur da) ist mir aufgefallen, dass die minimale Polsterung und meine Füße nicht zu 100% kompatibel sind. Es scheuert zwar nichts auf, aber ich spürte die Reibung deutlich. Bei einem Longrun könnte das möglicherweise zu Problemen führen. Ich werde in Kürze, wenn ich mind. 2-3 Stunden mit dem Ultra DNA unterwegs bin, hierzu ein Update geben.

NACHTRAG / UPDATE (Oktober 2024)

Ich bin zwei Wettkämpfe mit dem Ultra DNA gelaufen – die 14km beim Mayrhofen Ultraks – trocken, heiß und schnell. Und auf den Schuh war absolut Verlass. Super Performance, gerade beim technischen Downhill, Endbeschleunigung auf den letzten 2-3 km ins Ziel. Grandios.

Beim zweiten Wettkampf ging es bei der Premiere des Oberaudorf Trailfestivals (OTF) an den Start. 44km mit knapp 2.300 Höhenmeter – bei knapp 10 Grad mit Regen und sehr vielen matschigen Untergründen. Die Schuhe haben mich sicher ins Ziel gebracht, soviel kann ich vorwegnehmen. Sowohl die Distanz, die wechselnden Untergründe, als auch die Performance waren perfekt. ABER: das Profil ist nicht für dauerhaften Matsch ausgelegt. Sobald die Sohle zu ist, rutscht man nur noch umher, was gerade beim Downhill nicht förderlich ist. Auf nassem Holz zog es mir ebenfalls die Füße weg, kann aber auch hier an der matsch-belegten Sohle gelegen haben. Wie gesagt: wenn man sich auf die neuen Bedingungen einlässt, bringen die Schuhe euch auch hier sicher ans Ziel, aber mit leicht angezogener Handbremse (zumindest bei mir).

EINSATZGEBIET

Wie von Dynafit angekündigt, ist der ULTRA DNA ein Schuh für lange, harte und schnelle Trails. Ob UTMB, Lavaredo oder Hardrock – in seiner Pilotphase hat dieser Schuh bereits viel Erfahrung gesammelt. Mit dem wertvollen Input von Hannes ist ein beeindruckendes Ergebnis entstanden.

Der ULTRA DNA ist nicht nur für ultralange Distanzen geeignet, sondern auch für die 10-20 km Runden im Training oder Wettkampf. Er ist ein flotter Allrounder, der seine Stärken jedoch ganz klar im alpinen Umfeld ausspielt – genau wie der Alpine Pro 2. Die Dynafit DNA ist dabei deutlich zu spüren und lässt sich nicht wegdiskutieren. Also ab in die Berge mit Euch!

FAZIT

Ein moderner Laufschuh mit allem, was man sich für die langen Läufen wünschen kann. Wenn man davon absieht, dass man sich erst ein wenig mit dem Schnürsystem und einer stimmigen Verstauung der Senkel auseinandersetzten muss und den teilweisen großem Minimalismus (z.B. an der Ferse), ist es ein Topschuh. Sehr gut abgestimmte Dämpfung, guter Grip, bequem und schnell – so macht es auf den Trails ja noch mehr Spaß, als sowieso bereits 😉 Auch die Farbgebung hat mir gut gefallen.

Die Kehrseite ist der Preis von 200 Euro. Dies ist natürlich eine Menge Geld, aber ich kann diesen Schuh uneingeschränkt empfehlen.

Verbesserungsvorschlag: den Schuh in zwei Varianten herausbringen. Für Amateure mit etwas mehr Polsterung und für die Profis das vorhandene Pro-Modell.