Test: Craft Pure Trail X

Passend zur Herbstsaison bringen die Schweden von Craft einen neuen Performance-Trailschuh auf den Markt: den Pure Trail X!

Entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Craft Elite Run Team, verspricht der Schuh „maximalen Grip, Dämpfung und Stabilität – unabhängig vom Terrain.“ Eine mutige Aussage, die meine Neugier weckt. Ich bin gespannt, wie sich der Pure Trail X in der Praxis schlägt.

Meine bisherigen Erfahrungen mit Craft Trailschuhen waren gemischt: optisch ansprechend und mit guten Ansätzen, doch es gab auch Schwächen. Mit dem Pure Trail X hoffe ich, dass Craft diese Baustellen ausgemerzt hat – und uns vielleicht sogar einen echten Spitzen-Trailschuh präsentiert.

ERSTER EINDRUCK / PASSFORM

Beim Öffnen des Kartons strahlten mir farbenfrohe Trailschuhe entgegen. Der Farbton nennt sich „Creme/Cliff“ (laut Website einfach „Beige“) und wirkt – trotz der Pastellnuancen – erstaunlich fetzig. Es geht wieder modisch auf die Trails 😉 Wer mit dieser Kombination nicht warm wird, hat die Wahl zwischen einem kräftigen Rot/Orange oder klassischem Schwarz.

Auf den ersten Blick überzeugen die Schuhe mit ihrer robusten Verarbeitung und einer stabilen, kräftigen Sohle. Die aggressiven Stollen unterstreichen den Eindruck, dass diese Schuhe für anspruchsvolle Trails gemacht sind. Mit einer Sprengung von 6 mm scheinen sie zudem gut ausbalanciert, um ein dynamisches Laufgefühl zu bieten.

Das Obermaterial besteht aus robustem Polyamid-Ripstop und wurde mit strapazierfähigem TPU verstärkt – eine Kombination, die für Langlebigkeit und Sicherheit sorgt. Scharfe Kanten, Steine und Äste haben es so schwerer durchzudringen. Allerdings hat dieser Aufbau auch seine Tücken: Der hochgezogene, gummierte Schutz im Bereich des großen Zehs wirkt etwas steif und drückt leicht, wodurch der Platz im Schuh etwas eingeschränkt ist.

Die Polsterung an Ferse und Knöchel hingegen ist angenehm weich und sorgt für ein bequemes Tragegefühl. Für meinen Geschmack ist der Schuh an den Seiten jedoch etwas zu hoch geschnitten. Ob sich das beim Laufen am Knöchel bemerkbar macht, bleibt abzuwarten – ich werde es beim nächsten Trail herausfinden.

Der Schuh sitzt fest am Fuß und bietet im Fersen- und Mittelfußbereich guten Halt. Im Vorfußbereich fällt er – auch bedingt durch die verstärkte Protektion am Zeh – etwas schmal aus, was für vielseitige, technische Trails durchaus gewollt ist. Der Schuh soll – zur Sicherheit – eng am Fuß sitzen und wenig Spiel bieten. Dennoch solltet ihr unbedingt prüfen, ob der Schuh zu eurer Fußform passt. Alternativ empfiehlt es sich, eine halbe Nummer größer zu wählen, um mehr Spielraum für die Zehen zu haben.

Die klassische Schnürung ist funktional, allerdings sind die Schnürsenkel – wie bei Craft üblich – eher kurz. Das kann bei speziellen Schnürtechniken, wie der Marathonschnürung, schnell zum Problem werden. Hier wäre ein paar Zentimeter mehr Bandlänge wünschenswert.

In der Herren-Mustergröße (UK8) hat der Schuh ein Gewicht von 320g, in meiner Größe (UK11) stolze 377g! Definitiv kein Leichtgewicht, jedoch ist das Gewicht der stabilen Bauweise geschuldet.

GRIP / PROTEKTION

Zur Protektion habe ich bereits einige Worte verloren. Der Schuh ist sehr robust aufgebaut und bietet einen guten Zehenschutz, sowie Protektion an den Außenseiten, vor scharfen Kanten. Am großen Zeh ist der Schutz sogar noch tief reingezogen, was jedoch auf den Komfort im inneren des Schuhs geht. Ich wiederhole mich hier: an dieser Stelle ist mir das Obermaterial viel zu steif und ich befürchte beim Laufen, besonders Downhill größere Probleme.

Was den Grip angeht, ist er solide, aber nicht überragend. Auf trockenem Untergrund hält die Außensohle gut, doch bei Nässe wird es kritisch: Die Haftung lässt nach, und es kann rutschig werden – ein weiterer Punkt an dem der Hersteller arbeiten sollte.

LAUFEIGENSCHAFTEN

Die ersten Kilometer mit dem Pure Trail X waren, um ehrlich zu sein, eine echte Herausforderung und sehr zäh. Die Dämpfung ist straff – wenn man sie überhaupt als Dämpfung bezeichnen möchte. Agilität und Beweglichkeit? Fehlanzeige. Der Schuh wirkt insgesamt hart und steif. Besonders der Zehenschutz könnte auf längeren Downhill-Passagen zu größeren Problem führen.

Und die Knöchel? Hier spüre ich persönlich den Kontakt zum Schuh recht deutlich. In bestimmten Positionen setzt der Knöchel direkt auf dem Schaft auf, was ebenfalls für Druck und Aufschürfungen sorgen kann.

Klingt alles super, oder? 😉

Kleiner Scherz! Aber Entwarnung: Ich habe dem Schuh eine faire Chance gegeben und ihn mehrfach getragen, anstatt ihn vorschnell auszumustern und zurückzusenden. Und das ist auch mein Rat an euch: Gebt dem Pure Trail X etwas Zeit.

Zugegeben, ich bin normalerweise kein Fan von Schuhen, die nicht gleich beim ersten Tragen bequem sind. Ein guter Laufschuh sollte direkt sitzen und sich angenehm anfühlen. Doch der Pure Trail X von Craft braucht einfach ein paar Läufe, um sein Potenzial zu zeigen.

Der gesamte Sitz des Schuhs ist gut gelungen. Der Fuß hat festen Halt, ohne eingeengt zu sein, und das Tragegefühl wird mit der Zeit angenehmer. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch: Der Zehenschutz am Großzeh bereitet mir auch nach mehreren Läufen noch Sorgen – hier sehe ich Verbesserungspotenzial (habe es nun auch oft genug erwähnt).

Der Pure Trail X fühlt sich im Gelände deutlich wohler als auf befestigten Wegen. Asphaltpassagen oder Schotterstrecken sollte man mit diesem Schuh möglichst kurzhalten, denn hier zeigt er seine großen Schwächen. Die Dämpfung fehlt nahezu komplett, wodurch das Laufen auf hartem Untergrund unangenehm steif und unkomfortabel wirkt.

Doch sobald der Untergrund technischer wird – mit Wurzeln, steinigem Terrain oder weicherem Boden – kann der Schuh punkten. Der Fuß ist sicher und stabil eingebettet, was gerade in anspruchsvollerem Gelände Vertrauen gibt. Allerdings sollte es nicht zu extrem werden: Bei sehr technischen (alpinen) Trails stößt der Schuh an seine Grenzen.

EINSATZGEBIET

Harte Untergründe wie Asphalt oder Schotterpisten sind definitiv nicht sein Revier. Stattdessen fühlt sich der Schuh auf Waldböden, weicherem Terrain sowie auf technischeren, steinigen oder alpineren Trails deutlich wohler. Allerdings sollte es nicht zu extrem werden: Bei sehr technischen Passagen oder nassem Untergrund stößt er an seine Grenzen.

Kurz gesagt: Der Pure Trail X ist ein solider Allrounder für vielseitige Trails, der vor allem in moderatem bis anspruchsvollem Gelände seine Stärken ausspielt.

FAZIT

Hätten die Schuhe auf den Trails so überzeugt, wie die Optik nach dem Auspacken, könnten wir es hier sehr kurz halten. Doch so einfach stellt sich das nicht heraus. Craft hat zweifellos vieles richtig gemacht, gleichzeitig gibt es aber auch einige Schwachstellen, die nachbesserungswürdig sind.

Am Grip, der Schnürung, dem Zehenschutz am großen Zeh, als auch der Knöchelbereich bedarf es einer Nachbesserung.

Wenn man sich dann auf die Schuhe mit der straffen Dämpfung einlässt, kann einem sehr viel Spaß auf den Trails geboten werden. Doch in dieser Version sollte man den Schuh ausgiebig vorab testen und überlegen für welche Bedürfnisse man sie sich anschaffen möchte! Unbedingt ausgiebig vorab testen, etwas Zeit Euren Füßen mit den Schuhen geben und dann kann kann dies eine gute bis sehr gute Option für Euch geben.

Für mich persönlich habe ich erst nach dem zweiten und dritten Lauf meinen Gefallen an den Schuhen gefunden. Doch werde ich die Schuhe wieder zurückschicken, da ich persönlich, mit meinen krummen Füßen, nicht 100%ig kompatibel bin. Wie immer gilt: selbst ausprobieren und das Bauchgefühl entscheiden lassen.

Anmerkung: Die Schuhe wurden mir freundlicherweise vom Hersteller für diesen Test leihweise zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keine Auswirkung auf das TestergebnisDer Artikel wurde von mir verfasst und obliegt keiner Zensur oder Korrektur von Dritten.

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