Ein neuer Schuh von den Bergspezialisten aus Südtirol – der Dynafit Alpine Pro 2. Der Name verrät viel und weckt große Erwartungen für das alpine Umfeld. Also Schuhe an und ab auf die Berge … stopp … so schnell möchte ich jetzt nicht durchstarten 😉
Schauen wir uns erst einmal an, was der Hersteller über diesen Schuh erzählt:
„Allrounder auf den Trails: Der Alpine Pro 2 Laufschuh für Herren überzeugt in jedem Gelände mit höchstem Komfort, Stabilität und Schutz. Ob Trail Running-Freak oder Gelegenheitsläufer, technisches Terrain oder flowige Downhills – mit dem Alpine Pro 2 hast Du auf den Trails immer eine grandiose Zeit. Vor allem auf mittleren und langen Distanzen kann der Schuh seine Stärken ausspielen.“
Ein Schuh für ein breites Einsatzgebiet. In den letzten Jahren bin ich vor allem den Ultra 50 und 100 gelaufen. Schuhe für die gewisse Meile extra, jedoch auch einer breiteren Passform. Denn generell sind die Schuhe aus dem Hause Dynafit schmaler und sehr fußbetont geschnitten. Ich hatte so ziemlich jedes Modell an meinen Füßen, doch nur mit den Ultra kam ich zu recht.
Daher war ich gespannt, wie sich der Alpine Pro 2 – ohne Ultrazusatz – macht.
Anmerkung: Die Schuhe wurden mir freundlicherweise vom Hersteller für diesen Test zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keine Auswirkung auf das Testergebnis. Der Artikel wurde von mir verfasst und obliegt keiner Zensur oder Korrektur von Dritten.
TECHNISCHE DATEN
„Die neue Speedlite Zwischensohle punktet mit hoher Dämpfung und absorbiert Stöße für dauerhaften Komfort und schmerzfreies Laufen vom ersten bis zum letzten Kilometer. Gleichzeitig sorgt die Pebax Platte für beste Stabilität, damit Du auf anspruchsvollen Trails trittsicher unterwegs bist und ordentlich Tempo machen kannst. Dank der Vibram® Megagrip Sohle hast Du sowohl bei nassen als auch bei trockenen Bedingungen stets perfekten Halt. Der Alpine Pro 2 besitzt ein weiches und dennoch abriebfestes Obermaterial für einen bequemen Fit. Mit dem Schnellschnürsystem kannst Du den Schuh perfekt an Deine Bedürfnisse anpassen und Dein Fuß ist präzise und fest eingefasst. In der elastischen Abdeckung kannst Du die Schnürsenkel einfach und unkompliziert verstauen, damit sie unterwegs nicht zur Stolperfalle werden. Alpine Pro 2 – Dein Begleiter für jeden Trail.“ (Quelle: dynafit.com)
Zusammengefasst:
- Starke Speedlite-Dämpfung
- Speed Schnürsystem
- Sprengung: 6 mm
- Rockshield & stability Plate
- Enthält recycelte Materialbestandteile
- Außensohle: Vibram Megagrip mit 3,5 mm Stollen
- Gewicht (bei der Referenzschuhgröße) = 280g – in der Schuhgröße EU47 hat er ein Gewicht von 367g / Schuh.
ERSTER EINDRUCK / PASSFORM
Tolles Design, wertiger Eindruck – so halte ich die neuen Alpine Pro 2 in den Händen. Mir gefällt das gesamte Erscheinungsbild. Kein auffälliger aggressiver Schuh, aber definitiv ein gut durchdachter Schuh der mehr leisten kann, als man ihm auf dem ersten Blick zutrauen möchte.
Schnellschnürsystem, Verstaumöglichkeit für die Senkel, weiches Obermaterial mit „Lüftungsschlitzen“, eine Außensohle die zupacken will und alles sauber und gut verarbeitet.
Der wichtigste Moment für mich ist das erste Mal in einen Schuh reinschlüpfen. Man spürt sofort, passt er an die eigenen Haxn oder sind störende Elemente dabei. Worauf ich sofort achte: passt der Fuß, gibt es nirgends Stellen an denen man sich aufreiben kann (Stichwort Ferse und Knöchel), hat der Fuß im Zehenbereich ausreichend Platz, sitzt der Mittelfuß gut und passen meine Einlegesohlen herein. Und alle Punkte meistert der Alpine Pro 2 mit Bravur. Mein Fuß sitzt gut und hat ausreichend Platz. Etwas Sorge machte mir, der Sprung auf eine Nummer größer. Denn beim Ultra 50 bin ich noch die halbe Nummer kleiner gelaufen und der Ersteindruck war ebenfalls top. Doch merkte ich immer mehr, dass beim Downhill er einfach doch etwas zu klein ist. Gerade in den warmen Monaten. Doch auch hier keinen Grund zur Sorge: die Füße werden gut umschlossen, mit dem Schnellschnürsystem kann der Fuß gut fixiert werden und nix drückt und zwickt. Die Zunge ist sehr dünn, was aber kein Nachteil beim Komfort ist. Durch Schnürsystem, als auch die Zunge sind gut aufeinander abgestimmt. Wer mit dem Schnellschnürsystem nicht klar kommt, hat noch die Möglichkeit auf normale Schnürsenkel umzuschwenken, die mit im Lieferumfang sind.
Sehr angenehm ist der gut gepolsterte Fersenbereich. Um alle Zweifel zu beseitigen heißt es, raus in die Natur und ein paar Höhenmeter und technischere Wege laufen.
GRIP / PROTEKTION
Da bleiben kaum Wünsche offen. Die Mischungen der Vibram Megagrip Sohlen sind seit Jahren auf dem Markt einfach nicht mehr wegzudenken und nahezu unschlagbar. Egal bei welchen Bedinungen (nur Schnee hatte ich nicht in meinem Test), haben die Schuhe einen sicheren Tritt ermöglicht. Ob beim Laufen auf diversen Untergründen, auf nassen Steinen oder aber auch beim Kraxeln auf einen Grat – Halt war immer gegeben und man konnte sich aufs Laufen und Klettern konzentrieren.
Die Füße sind durch die hochgezogene Gummierung um die Zehen herum gut geschützt. Kleine Steinchen können hier einem nix anhaben. Auch die Sohle gibt eine gute Protektion gegen spitze Steine. Das positive ist, die Füße sind gut geschützt, trotzdem konnte ich den Untergrund noch sehr gut spüren. Die Kontrolle über die Umgebung ist dem Läufer weiterhin gegeben.
Die Außensohle ist steif genug für Sicherheit und einen guten Halt des Fußes und bietet trotzdem genügend Dynamik für gute Performances.
Obligatorisch natürlich der Schutz um die Zehen herum.
Die Dämpfung ist straff. Wer eine butterweiche Abfederung wünscht, wie es eher bei einem Speedgoat von Hoka oder einem Xodus Ultra von Saucony ist, ist hier falsch.
LAUFEIGENSCHAFTEN
Sobald man sich abseits befestigter Wege befindet, kommen die Schuhe ins rollen. Sie funktionieren auch auf Asphalt, aber diesen Part sollte auf ein Minimum eingeschränkt werden. Denn wenn es steinig, technisch und grob wird, fühlt man sich mit den Schuhen wohl.
EINSATZGEBIET
Der Alpine Pro 2 hat ein großes Einsatzspektrum – von der gemütlichen Trainingsrunde im Wald bis zum alpinen Wettkampf. Er kann jeden Untergrund, doch auf Asphalt merkt man den Schuhen an, dass sie da nicht hingehören. Seine Vorteile und Stärken kann er jedoch am besten im alpinen Umfeld ausspielen. Nach meinen bisherigen Tests sehe ich den Schuh bei technischen Läufen bis 50 km. Eine etwas weichere Dämpfung und man hätte seinen Spaß auch für die langen Ultras. Doch hier hat Dynafit andere Schuhe im Repertoire, genauso für die schnellen kurzen Trailwettkämpfe. Auch hier wäre er nicht die erste Wahl.
FAZIT
Der Alpine Pro 2 hat großes Potential, was er letztendlich noch nicht zu 100% ausgeschöpft hat. Kleinigkeiten die gerne bei der nächsten Version optimiert werden dürfen (Stichwort: Schnürung). Auch wenn die Schnürsenkel in der Tasche verstaut werden, irgendwann baumeln sie doch wieder raus und ich habe ehrlicherweise noch kein Patent dafür gefunden.
Davon abgesehen, begeistern die Schuhe. Sie haben eine gute Kombination aus Komfort und Dynamik. Doch wenn ich an alle Läufe zurückdenke, haben mich die Schuhe nie im Stich gelassen. Ob bei langen oder kurzen Läufen, ob sehr technische oder flowige Trails. Der Alpine Pro 2 ist ein treuer Begleiter, auf den man unbedingt einen Blick werfen sollte.
Kleiner Tipp am Rande: nehmt die Schuhe eine halbe Nummer größer als bei anderen Marken!