Wie habe ich für meinen ersten Ultra trainiert?

Rückblick – am 03.08.2019 bin ich meinen ersten Ultratrail gelaufen. Im wunderschönen Pitztal in Österreich.
Es war noch ein “Kleiner” 🙂 Aber mit 46km und > 2200 HM für mich schon recht ordentlich. Gerade die Höhenmeter waren am Ende “härter” als gedacht.
Doch wie bin ich da hin gekommen? 

Wenn man die nackten Zahlen sich anschaut, habe ich mich mehr oder weniger gut darauf vorbereitet:

MonatDistanz
(in km)
Anzahl LäufeAnzahl WettkämpfeDurchschnitt
(in km / Lauf)
Januar60,5728,64
Februar71,9808,56
März48,03116,00
April41,1706,87
Mai64,51115,86
Juni151,315010,09
Juli189,014313,50

Doch wie lief es wirklich?
Nach dem letzten Wintercross Lauf am 13.01. bin ich in ein kleines Loch gefallen. War nicht wirklich fit.
Es zwickte hier, es zwickte da und richtig Kilometer fressen konnte ich nicht.

Als kleiner Meilenstein kann ich festhalten, dass ich dann am 02.03. aus dem Stand heraus, den STREETwald Cross gelaufen bin. Schöner kleiner familiärer Trailrun hier in Aschaffenburg. Eigentlich ein Lauf mit 22,6km und 630HM, am Ende waren es jedoch 25,3km mit ein paar Höhenmetern mehr. Warum? Weil ich falsch abgebogen bin 🙂

Fehlende Regeneration merkte mir man an, als ich einen Tag später noch mal einen lockeren Lauf mit meinem Bruder mit 7,5km machte und danach direkt Fasching/Karneval feierte. Waren dann den ganzen Tag auf den Beinen, dazu etwas Alkohol und ja … wie es halt so ist 🙂
Eine Woche später lief ich in Ulm an der Donau entlang und merkte immer mehr das Ziehen im linken Fuß .. nach 15km brach ich meinen Lauf ab und das war es dann auch erstmal für längere Zeit.
Ich bin dann fast einen kompletten Monat (08.03. – 02.04.) gar nicht mehr gelaufen. Am 02.04. brach ich auch direkt nach 500m wieder ab, da die Schmerzen direkt wieder auftauchten. Und Anfang Juni sollte der ZUT mit 64,8km stattfinden. Es wird eng!

Und zwischendurch musste ich ja noch einen kompletten Umzug bewältigen, denn ab dem 01.04. ging es in die neue Wohnung. Was das im Detail hieß?

  • Trainieren
  • alte Sachen ausmisten
  • neue Sachen (Möbel, Farbe usw.) besorgen
  • planen & organisieren
  • wenig Schlaf
  • Wertstoffhof (mehrmals)
  • neue Wohnung streichen und vorbereiten
  • Möbel abbauen und Kisten packen (alte Wohnung)
  • Umzug
  • Möbel aufbauen und Kisten wieder auspacken (neue Wohnung)
  • alte Wohnung streichen
  • zwischendurch noch die Fernbeziehung -> daher zwischen Aschaffenburg und Ulm pendeln

Zumindest war Wandern & Spazieren drin. Sonst wäre ich noch völlig durchgedreht. Es ging in den Urlaub auf Madeira und dieser sollte eigentlich ein Aktivurlaub werden. Doch primär natürlich die Sonne und Landschaft sowie die Zeit mit der Liebsten genießen und am Ende den Kopf frei bekommen. Doch beim Wandern merkte ich, dass der Fuß sich gut anfühlt und bauten zwischen jede Wanderung den ein oder anderen Kilometer mit Laufen ein. Traumhafte Trails gibt es dort genug. Und dieser Urlaub lies mich wieder soviel Kraft und Zuversicht tanken, dass es wortwörtlich wieder bergauf ging! 😉

Mein Comeback gab ich dann am 11. Mai und schwups … es lief! Da ich es nicht lassen konnte, bin ich gleich die Woche drauf einen Wettkampf, den Aschaffenburger CityRun, gelaufen und lief die 8km in einer 4:13er Pace. Also alles war nicht weg 😀

Ab jetzt fing ich wieder das regelmäßigere Laufen an. Zwar immer noch nicht so ausgiebig wie geplant, aber wie heißt es schön: mühsam nährt sich das Eichhörnchen 😀
Mal ein 10km Trail hier, mal 21km dort, mal 17,5km zwischendrin … und ich musste realisieren und die schwere Entscheidung fällen, meinen Zugspitz Ultratrail, die geplanten 64km platzen zu lassen. Mein erster Ultratrail – mein großes Jahresziel geplatzt … daran knabberte ich ein paar Tage enorm. Aber dies war die einzig richtige Entscheidung. Und letztendlich ist es kein Weltuntergang, aber eine Alternative musste her.
Daher hängten wir Ende Juli an die Walser Trailchallenge noch einen weiteren Aufenthalt nach und es ging ins Pitztal. Der PAGT – Pitztal Alpine Glacier Trail. Dieser war am 03.08.2019 – mit 46km und den über 2.200 Höhenmetern – dann meine erste Ultraerfahrung und der Ersatz für den ZUT!

Doch bis dahin musste ich weiter trainieren. Ich kam auf die Idee und machte verrückte Experimente. Frühs zur Arbeit und in der Nachmittags Hitze (38 Grad!!!) wieder die 10km zurück zu laufen. Bei jedem Kilometer merkte ich, wie mein Körper immer weiter abbaute und ich immer langsamer wurde. Dann steigerte ich wieder die Umfänge und wollte Höhenmeter sammeln. Was im Spessart doch schwieriger ist, als ich dachte.
Ich wagte 23km in der Haibacher Schweiz mit knapp 700HM und den Triple Wintercross in Goldbach mit 27km und 560HM. Gut fühlte sich das nicht an, aber ich immerhin blieb am regelmäßigen Training dran. Und lief länger und “höher”. Aber schon bitter, wenn am Ende keine 1000 HM zusammenkommen, aber es sich anfühlte wie weiß Gott wie viele 😀

Ich konnte so im Juni und Juli knapp 300 km trainieren und der Körper machte alle verrückten Dinge mit und dann kam die Woche der Wahrheit – die Fahrt nach Österreich.
Samstags (27.07.) direkt der Start mit 16km durch das Kleinwalsertal mit 880 HM. Dies war ein Riesenspaß. Ich lief mit Julia, wir genossen das Wetter und die Strecke und liefen gemütlich.
Dann gab es Gewitter und Wolkenbrüche und der nächste Tag war schon innerlich für uns abgehakt. Doch wir gingen an den Start und Sonntags warteten dann 30km mit 1680 HM auf uns.
Julia lief noch nie so weit und es regnete 85% der Zeit. Das war mal ein richtiger “Dreckslauf”. Eine Grenzerfahrung für uns. Mehr dazu im Artikel -> Walser Trailchallenge

Und eine Woche später mein ZUT-Ersatz – am 03.08. – der Pitztal Alpine -> hier der ausführlicher Bericht.

Fazit: Oft läuft es nicht so wie geplant. Aber es ist immer wichtig auf die innere Stimme zu hören! Mit Vernunft in Kombination mit dem absoluten Willen es zu schaffen, sind solche Herausforderungen möglich. Daher wenn der Körper sagt: “Gönn dir eine Pause” – dann hört auf euren Körper. Und wenn er aber sagt: “Heute ist der Tag, wir starten eine verrückte Aktion” – dann kann auch mal die Vernunft zu Hause bleiben 😀

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