GGUT – Gletscherwelt Trail K37

Gestern Nachmittag (27.07.2023) bin ich nach Kaprun gefahren. Nach kurzem Einchecken ins Hotel, ging es direkt zum Event – die Startnummer abholen und bei Dynafit Hallo sagen. Es haben sich einige Trailhereos angekündigt und ich habe viele noch nicht persönlich kennenlernen dürfen.

Danach ging es noch ne Kleinigkeit essen und ins Zimmer zurück. Dort bereitete ich alles für den nächsten Tag vor und sah zu, früh schlafen zu gehen. Dass mich ein kleiner Moskito die Nacht etwas quälen wollte, stand nicht im Drehbuch 🙂

Ich hatte die ganze Woche mit einer leichten Erkältung zu kämpfen und wusste nicht, ob ich überhaupt starten sollte. Das wollte ich mir für den nächsten Morgen aufheben.

Der Wecker klingelte um 5:00 Uhr und ich duschte mich kurz ab, zog mich an, aß zwei Milchbrötchen und bereite alles vor. Von Gels, über die Füllung meiner Flasks – über einiges an Wasser, was ich zu mir nahm. Leider hatte ich keinen Kaffee … gut, ein Tag wird es auch mal ohne gehen. Nicht wahr?

Ich fuhr auf den Maiskogelparkplatz, wo bereits die Shuttle Busse warteten. Es war sehr frisch, aber der Wettergott scheint es gut mit uns zu meinen. Die Fahrt zum Enzingerboden zog sich etwas, mir war kalt (doch die Erkältung?), aber ich war entspannt. Gegen 7:15 Uhr waren wir auf über 1.000 Meter Höher an der Talstation Enzingerboden. Hier war bereits viel los, die Stimmung bei vielen gut und was mir bisher noch nie in all den Jahren passiert ist – ich musste mich an der WC Schlange anstellen. Kurz vor 8 war ich endlich dran und konnte beruhigt zur Startaufstellung. Dies ist mir definitiv noch nie passiert 🙂

Es waren richtige Hochkaräter am Start und viele Dynafit Athlet*innen. Ich habe es im Gefühl, dass es heute vielleicht gar nicht so schlecht wird.

08:00 Uhr Startschuss – es geht direkt die ersten Anstiege hoch. Direkt am Grünsee vorbei zur Rudolshütte. Bereits hier hatten wir die ersten knapp 700 Höhenmeter in den Beinen. Weiter zum Weißsee. Wetter war top, Temperatur nahezu perfekt. Und bis auf ein paar Huster alles in Ordnung. Ich achtete strikt auf den Pulsbereich bis 145 – war die Vorgabe meines Coaches und es passte.

Die Strecke hatte es oben in sich. Sehr technisch. Kletterpassagen, viel Steine und Geröll, Flussüberquerungen, Anstiege, Singletrails, sehr nass und matschig und die ständige Gefahr auszurutschen. Die Dynafit Ultra 50 machten ihren Dienst wieder mal sehr gut, während einige Mitstreiterer*innen immer mal wieder wegrutschten. Ich fühlte mich immer noch gut, merkte aber, sobald es laufbarer wird, dass meine verschleimte Lunge noch etwas brauchte.

Ich machte daher langsamer und übertrieb es nicht. Ich versuchte einen guten Rhythmus zu finden, aber gab nicht alles. Das war es mir heute nicht wert. Aber ein vernünftiger Lauf kann es ja trotzdem noch werden und die Landschaft war atemberaubend. Und das ein oder andere Murmeltier pfeifte umher 😉

Und immer wieder gab es noch mal kräfte technische Anstiege. Auch wenn es “nur” 1.600 Höhenmeter waren, fühlten sie sich definitiv nach viel mehr an. Auch ein langes Schneefeld durchkreuzten wir und ich versuchte, als nicht Skifahrer, da durchzurutschen. Doch einmal haute es mich richtig hin 😉 Aber alles halb so wild. Es führte an vielen Bächen vorbei, über nasse Steine, wieder matschigen tiefen Boden und selten richtig laufbar. Aber wir sind ja hier in den hochalpinen Trails, da ist dies durchaus in Ordnung 😉

Und dann, als es Richtung Mooserboden und zur nächsten VP ging, passierte es bei Kilometer 18 – wieder Singletrails, sehr schmal und ab und an versteckte sich unter dem Grün ein großer Stein. Ich war schon sehr vorsichtig, doch einmal nicht aufgepasst, bzw. konnte ihn nicht sehen und es krachte. Es krachte im Fuß. Mein linker Fuß, wo ich vor über einem Jahr mir das Außenband des linken Sprunggelenks riss. Das Geräusch war anders, doch zog es links in den Knöchel rein, eben genau an dieser Stelle. Ich blieb sofort stehen, lies einige Läufer*innen passieren und dachte nur F*ck! Es tat höllisch weh und ich war mitten in den Bergen. Zum Glück nicht mehr weit zur VP, aber das werden zwei extrem lange Kilometer. Ich ging nur noch und überlegte was ich machte. Auf dem Staudamm erst einmal paar Fotos. Dort waren so viele Leute die einen pushten, also versuche ich wieder anzulaufen. An der VP aß ich erstmal Melone, Banane, trank was und nahm eine Ibu. Ich grübelte, ob ich mit dem Bus ins Tal fahren sollte. Dachte mir aber, ich probiere es. Ich gehe ins Tal und wenns ewig dauert. Ich lauf die Schmerzen raus. Wenn ich sowieso nun ein paar Wochen ausfalle, dann will ich wenigstens diesen Lauf noch mitnehmen.

Ab jetzt geht es nur noch bergab. Ich lies einige an mir vorbei und versuchte vorsichtiger zu Laufen. Eben zu laufen ging gut, kleine Anstiege schmerzten und Abstiege konnte ich kontrollieren. Natürlich nicht Vollgas. Es sind nur noch 19km. Ich stellte meine Uhr so ein, dass die Kilometer rückwärts zählten. Ich musste wissen, woran ich bin und was mich noch erwartete.

Ich war noch nie so froh, als wir über die Bergstraße, also über Asphalt liefen. Ich konnte es rollen lassen und Zeit gut machen und somit auch einige Plätze. Ich spürte, dass ich das packe. Ich packe das bis ins Ziel! Ich habe alles unter Kontrolle.

Zwischen dem Asphalt bogen wir immer wieder auf Singletrails aus, über einen Klettersteig durch den Wasserfall – hier kühlte ich das Bein und den Fuß. Danach ging es durch dunkle Tunnels, in denen wir ganz nah an der Wand liefen. Links von uns ein Bauzaun, rechts die Wand und gefühlt nur 50cm breit. Ständig blieb man hängen. Dann ging es wieder runter. Matsch, Bäche, Pfützen … ich kühlte die Füße so oft es ging. Nasse Socken und Schuhe waren mir so etwas von egal. Ich muss nur noch nach Kaprun ins Tal. Noch 14 km – dann 11 km – immer wieder begegneten uns Wanderer, die uns anfeuerten. Und ich konnte nicht einfach, nicht laufen. Immer wenn ich blöd aufkam, zog es mir durchs ganze Bein. Aber das ist temporär. Ich will in dieses Ziel einlaufen. ICH WILL DAS UNBEDINGT!

Immer wenn es laufbar war, lies ich es laufen. Ich kam richtig ins Rollen und holte Platz für Platz wieder auf. Ich wurde wieder selbstbewusster und lief. Nur noch einen 10er – was soll schon passieren? Richtung Tal wurde es richtig warm. Ich vergass auch in der letzten Stunde noch ein Gel zu nehmen, aber fühlte mich körperlich super. Ich lief. Und steigerte das Tempo. Als es flach wurde, lief ich ein gleichmäßiges Tempo und feuerte meine Mitläufer*innen an, die ich überholte. Wir sind so kurz davor. Auf gehts! Das Bier wartet auf uns! Go Go Go! Ich lief und lief und lief. Natürlich konnte ich keinen Vollsprint hinlegen, aber ein gutes Tempo. Irgendwann ging es nach Kaprun rein. Ich las das Schild noch 1km to go. Und das war der längste Kilometer seit langem. Ich lief und lief und wusste, ich pack es und da war die Ziellinie. Ich hörte meinen Namen (auch wenn er mal wieder falsch ausgesprochen wurde) und durchquerte bei 5:40h die Ziellinie. Ich war mega happy. Dachte 2h vorher, dass ich heute mit einem DNF mich in die Liste eintragte, doch ich finishte. Mein Coach Lars schickte mich mit 5:30h ins Rennen und da war ich doch gut dabei.

Natürlich wäre die Erkältung und das mit dem Fuß nicht, hätte ich an vielen Stellen richtig Gas geben können. Doch ein Trail ist kein Wunschkonzert. Jeder Lauf ist einzigartig und besonders und schreibt seine eigene Geschichte. So auch der Großglockner Ultra für mich. Es war ein sehr besonderes emotionales Erlebnis. Eine Herausforderung.

Und ich war auch nicht platt. Auch einen Tag danach, keinen Muskelkater. Was bedeutet, ich habe nicht alles gegeben 😉 Aber Gesundheit ist alles. Und das Risiko angeschlagen an den Start zu gehen und mit Verletzung zu finishen war schon enorm. Man sollte sein Glück auch nicht unnötig auf die Probe stellen.

Ich hoffe, nächstes Jahr dann topfit an den Start gehen zu dürfen! 😉 Am Montag geht es erstmal zum Doc und den Fuß röntgen lassen …

Danke an Kaprun, danke an die Veranstalter vom GGUT, danke an Hammer Nutrition und ein großes Dankeschön an Dynafit! Es ist einfach toll, einen Teil dieser Community zu sein!

Und hier kann man gut sehen, wie viel Plätze ich noch vom Mooserboden bis Kaprun gut machen konnte! Nur 6 in meiner AK waren am Ende schneller als ich! Darauf lässt sich aufbauen, so dass ich das nächste Mal ganz woanders in meiner AK stehe! #speedup

UPDATE: Ich bin mit einem schweren Infekt meiner Bronchien gelaufen. Aktuell hat es meine Frau erwischt und ich huste immer noch wie wild herum. Also macht langsam und hört auf Euren Körper!

Zudem war ich beim Röntgen – nix gebrochen. Update zu meinen Bändern im linken Sprunggelenk folgt.

Ausrüstung:

Schuhe: Dynafit Ultra 50

Shorts: Dynafit Ultra 2in1 Shorts

Shirt: Dynafit Ultra S-Tech Shirt

Laufweste: Dynafit Ultra 12

Sonnenbrille: Dynafit Ultra Sonnenbrille

Uhr: Garmin Fenix 6X Pro + HRM Pro Brustgurt

Laufstöcke: LEKI Ultratrail FX.ONE

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